Mittwoch, 16. November 2022
Ein ganz anderer König

Christus, aus dem Fresko des Jüngsten Gerichts, das Michelangelo Buonarroti von 1536 bis 1541 schuf. Christus ist hier nicht so sehr als der Richter dargestellt, sondern als der Auferstehende, der wiederkommt, um die Herrschaft seines Lebens zu errichten. (Foto: Musei Vaticani, Città del Vaticano )
Jesus Christus ist der Herr des Lebens: Er führt ins „Paradies“, in das Leben in Fülle
„Denk an mich!“ Wie oft haben Menschen das schon einander gesagt, wenn sie vor besonderen Herausforderungen stehen oder sich einfach vergewissern wollen, dass sie bei dem, was sie vorhaben, nicht alleine sind, weil jemand an sie denkt.
Und die Zusage: „Ich denke an dich!“ wird wohl ebenso viele Menschen begleiten, die ausgesprochen oder unausgesprochen einen Beistand, ein gutes Wort, eine Motivation oder einfach nur ein gutes Wort erhoffen.
Einen solchen Zuspruch braucht wohl jeder Mensch. In vielen alltäglichen Situationen fällt der Zuspruch sicher leicht. Ich denke heute besonders an Dich, wenn Du Deine Klassenarbeit schreibst, wenn Du Deinen besonderen geschäftlichen Termin hast, wenn Du für andere besondere Verantwortung trägst.
Zuspruch ist für viele alltäglich. Er wird aber gerade auch in nicht alltäglichen Situationen gebraucht. Gefängnisinsassen brauchen ihn oder jemand, dem gerade gekündigt wurde. Nach einer Diagnose warten Menschen auf Zuspruch oder in der Trauer und in vielen anderen Situationen. Und sie hoffen, dass dann wirklich jemand da ist – nicht nur in Gedanken, sondern auch durch ihre konkrete Unterstützung. Das Wort „Ich denke an Dich!“ bewährt sich dann.
Am Christkönigssonntag wird das Wort Wirklichkeit. Einer, die mit Jesus gekreuzigt wurden, sagt: „Denk an mich, wenn Du in Dein Reich kommst!“ Damit formuliert der sogenannte Schächer seine ganze Hoffnung und legt seinen letzten Wunsch in die Hände dessen, der mit ihm gekreuzigt wurde. Wieso er seine Hoffnung auf Jesus setzt, weiß ich nicht. Ist es Verzweiflung? Ich stelle mir vor, dass er von Jesus schon etwas gehört hat, dass er erfahren hat, dass er jemand besonderes ist. Und den bittet er: „Denk an mich!“ Es ist sein Gebet in seiner Todesstunde. Und er stirbt mit der Zusage Jesu: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“
Mit diesem Bild, das nicht einem König entspricht, wie es ihn in unserer Welt gibt, endet das Evangelium vom Christkönigssonntag. Ganz anders – wie so oft bei Jesus – entspricht er nicht den Vorstellungen vieler Menschen. Die weltliche Macht des Königs hat keine Bedeutung für ihn, sondern die göttliche Seite, die auch am Kreuz alleine durch das Wort das Leben verheißt.
Das Wort „Denk an mich!“ bekommt für mich damit eine besondere Bedeutung. Wenn ich darum gebeten werde, geht es nicht nur um eine bloße Zusage „Ich denke an Dich!“, sondern auch darum, mit meinem Leben dafür einzustehen. Der Zuspruch kann zur konkreten Unterstützung werden. Wenn ich an Dich denke, dann werde ich auch da sein, wenn Du von Deinem Vorhaben zurück bist, egal wie es ausgegangen ist.
Wenn Sie sagen: „Denk an mich!“ wünsche ich Ihnen einen Menschen, damit Sie mit Ihrem Anliegen nicht alleine bleiben. Wenn Sie sagen: „Ich denke an Dich!“, dann wünsche ich Ihnen, dass Ihre Zusage „Du bist nicht allein“ ankommt. Und damit sind Sie vielleicht mitten im Geschehen des Evangeliums, denn dort kann die Bitte „Denk an mich!“ zu Ihrem Gebet werden. Jesus kann ich meine Nöte anvertrauen. Und von ihm darf ich wissen: Er ist da. Seine Zusage gilt allen, die an ihn glauben. (Andreas Rubel)