Freitag, 19. September 2025
Dieser Schutz kommt von Gott

Der „Laacher Engel“. Bronzeskulptur von Werner Franzen (1928 bis 2014), aufgestellt 1999 am Weg zur Abtei Maria Laach. Bild: Stephan Tournay/WikipediaCommons/CC BY-SA 4.0
Schutzengel sind beliebt. Es ein Widerspruch in sich, dass der Glaube an Gott schwindet und Schutzengel „in“ sind. Schutzengel ohne Gott, das geht nicht: Sie verkörpern Gottes mächtigen Schutz.
Unübersehbar groß steht dieser Engel am Weg zur Kirche der Benediktinerabtei Maria Laach in der östlichen Eifel. Demnach heißt auch die Bronzeplastik des Bildhauers Werner Franzen (1928 bis 2014) „Laacher Engel“. Seit 1999 steht der Engel hier, und wer zur Abtei und zur Abtei-Kirche geht oder wieder zurück kommt, muss an ihm vorbei. Sofort ins Auge fällt vermutlich jedem sein einziger mächtiger Flügel, der weit größer ist als der Engel selbst. Doch zumindest genauso charakteristisch ist an ihm, dass er einen Schritt nach vorne macht und dabei seine Arme ausstreckt und weit öffnet. Der Engel kommt jedem entgegen und empfängt ihn, nimmt ihn auf und nimmt ihn an. Und zugleich entlässt er ihn wieder, ja, er scheint sich aufzumachen und mitzugehen.
Wer vom Parkplatz zur Abtei geht, wird schon vom „Laacher Engel“ erwartet. Ja, er scheint tatsächlich auf die, die des Weges kommen, zuzugehen und sie mit offenen Armen zu empfangen. Als ob er sagt: Kommt her, hier ist ein Ort der Stille, an dem ihr verweilen könnt, um Ruhe zu haben und zur Besinnung zu kommen. Seid willkommen, hier ist ein Ort des Gebets, an dem ihr über euren Glauben nachdenken und ihn neu verwurzeln könnt. Tretet ein, hier ist ein Ort der Gegenwart Gottes, an dem ihr euch „im Schatten seiner Flügel“ bergen (Psalm 17,7; 57,2) und darin Kraft schöpfen könnt, für alles, was euch bedrängt und herausfordert. Und wer von der Abtei und ihrer Kirche weggeht, trifft erneut auf den Engel. Jetzt ist er „hinten“ und scheint sich aufzumachen und nachzugehen. So, als ob er sagt: Geht beruhigt eure Wege, ich begleite euch mit meinen weit offenen Armen und schütze euch mit meinem mächtigen Flügel. Ich bin euer Schutzengel.
Die „Flügel“ Gottes
Und jeder braucht sie, die Schutzengel, heute vielleicht mehr denn je. Doch der Glaube an sie ist eher diffus und von allerlei „unbiblischen“ Vorstellungen überlagert. Das hängt vermutlich auch damit zusammen, dass Schutzengel – Engel überhaupt – immer mehr unabhängig gedacht, von Gott gelöst wurden. Das ist ein eigenartiges Phänomen heute: Der Glaube an Gott schwindet, Engel haben Hochkonjunktur, unabhängig von Gott. Doch das grenzt an Aberglaube. Schutzengel sind nur mit Gott zu denken: Sie verkörpern Gottes mächtigen Schutz, sein fürsorgliches Geleit, sein Mitgehen mit uns. Was Gott dem Mose zusagt, gilt auch uns: „Siehe, ich werde einen Engel schicken, der dir voraus geht. Er soll dich auf dem Weg schützen und dich an den Ort bringen, den ich bestimmt habe. Achte auf ihn, und hör auf seine Stimme, … denn in ihm ist mein Name (und das ist: er, Gott, selbst) gegenwärtig“ (Buch Exodus 23,20–21).
So sind die großen Flügel der Schutzengel Gottes mächtige Flügel, die ein Bild für seine Macht und Stärke sind, worunter er uns in Schutz nimmt: „Der Engel des Herrn umschirmt, die ihn (den Herrn) fürchten, und er (der Herr) befreit sie. Kostet und seht, wie gut der Herr ist! Selig der Mensch, der zu ihm sich flüchtet“ (Psalm 34,8–9). Gott selbst „beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht … Er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt“ (Psalm 91,4.11–12).
Über den Tod hinaus
Der Schutzengel ist Wegweiser, Begleiter, Beschützer auf unseren Wegen – kraft Gottes. Dies symbolisiert der „Laacher Engel“. Unser Beten richtet sich daher nicht zum Schutzengel, sondern zu Gott um seinen Schutz: „Gott, du bist unsere Zuflucht …, in deinem Zelt möchte ich Gast sein auf ewig, mich bergen im Schutz deiner Flügel“ (Psalm 61,4–5). Die Gottesmacht reicht über die Zeit und unser Ende hinaus: Auf dem Weg zu unserem Grab wird hoffentlich gesungen, dass uns Engel zum Paradies geleiten und die Chöre der Engel uns dort empfangen mögen – mit offenen Armen, wie der „Laacher Engel“. Jedoch allein durch Gottes Gnade kommen wir dorthin.