Dienstag, 22. Juli 2025
Ein unruhiger Sommerurlaub für den Papst

Papst Leo XIV. mit dem ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj am 9. Juli in Castel Gandolfo. (Foto: Vatican Media/Romano Siciliani/KNA)
Nicht nur die Weltlage macht Abschalten für Leo XIV. in Castel Gandolfo fast unmöglich
Er hoffe, in Castel Gandolfo "Körper und Geist zu stärken", sagte Papst Leo bei Reiseantritt vor zwei Wochen. Doch sein Urlaub in den Albaner Bergen verläuft nicht sehr beschaulich - kein Wunder angesichts der Weltlage.
Von wegen Abschalten: Zu den Staatsmännern, die Papst Leo XIV. dringend im Urlaub sprechen wollen, gesellte sich am Montag Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas. Akuter Anlass seines Anrufs: Israels Angriff auf die Kirche in Gaza am Donnerstag mit Toten und Verletzten. Schon am Freitag hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei Leo angerufen, auch US-Präsident Donald Trump soll in die Telefondiplomatie involviert gewesen sein. Und wegen eines anderen Krisenherds sprach sogar ein Präsident persönlich am idyllischen Urlaubsort des Papstes in den Albaner Bergen vor.
"Heute Nachmittag werde ich mich nach Castel Gandolfo begeben, wo ich mich für eine kurze Zeit der Erholung aufhalten werde", hatte ein hoffnungsvoller Papst noch am 6. Juli bei seinem vorerst letzten Auftritt auf dem Petersplatz gesagt. Allzu viel Zeit, um "Körper und Geist zu stärken", ließ man ihm aber nicht. Denn die Welt steht mancherorts in Flammen, und das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken wird von vielen als Feuerwehr und letzte moralische Instanz angesehen.
Tennis, Schwimmen, Klavierspielen
Als erster Pontifex seit 2013 nutzt Leo die Päpstliche Sommerresidenz hoch über dem Albaner See, um ein paar Tage auszuspannen - und sich vermutlich auf seine erste Enzyklika und das Weltjugendtreffen in Rom (28.07.-03.08.) vorzubereiten. Zur Erholung tragen in dem Ort 30 Kilometer südlich von Rom nicht nur herrliche Natur und kühlere Temperaturen bei; der sportbegeisterte Chicagoer Robert Francis Prevost, seit 8. Mai Papst Leo XIV., hat hier einen Tennisplatz und das von Johannes Paul II. angelegte Schwimmbad vor der Tür. Außerdem kann der musikbegeisterte Papst beim Klavierspiel entspannen.
Klar, verglichen mit dem Arbeitspensum der letzten beiden Monate ließ Leo es ruhig angehen. Doch entgegen der Ankündigung hielt er nicht nur mehrere öffentliche Messen vor teils Tausenden Menschen, sondern empfing bei mehreren Audienzen Hunderte Besucher, fällte Personalentscheidungen und nahm Videobotschaften und Grußworte auf. Ganz nebenbei bestätigte er bei einer Audienz für orthodoxe und katholische Gäste aus den USA seine Reise zum 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa Ende November in der heutigen Türkei.
Vor allem aber: Zwei Krisenherde der Welt hielten und halten ihn weiter auf Trab. So empfing Leo am 9. Juli überraschend den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bot erneut den Vatikan als Ort für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine an und sprach über die "dringende Notwendigkeit eines gerechten und dauerhaften Friedens".
Kontakt zu den Castellani
Und dann ist da noch das Warmwerden mit seinen Gastgebern und Mitbürgern in dem 8.600-Einwohner-Ort Castel Gandolfo. Seit Leos Ankündigung, bei ihnen Urlaub zu machen, sind die Castellani selig. Denn Papst Franziskus (2013-2025) verbrachte den Sommer stets im Vatikan und machte aus der Residenz ein Museum. Leo logiert daher im Palazzo Barberini; offenbar nicht schlecht, denn er verlängerte seinen Aufenthalt um zwei Tage bis Dienstagabend (22. Juli).
"Ich bin glücklich, hier bei Euch in Castel Gandolfo zu sein", sagte er beim Mittagsgebet am 13. Juli und wurde von den rund 3.000 Menschen auf der kleinen Piazza bejubelt. Außerdem feierte er in der örtlichen Polizeistation mit den Carabinieri eine Messe als Dank für ihren Dienst. Ebenso betete er mit den Klarissen in Albano, einem Schweigekonvent, und sang mit den Hundertjährigen im Altenheim Santa Martha in Albano.
Sternwarte und Mondlandung
Am Sonntag besuchte der studierte Mathematiker die Vatikanische Sternwarte in Castel Gandolfo und schaute dort durch eines der riesigen Teleskope. Später telefonierte der US-amerikanische Papst mit dem US-Astronauten Buzz Aldrin (95), der bei der Mondlandung vor 56 Jahren als Zweiter den Mond betreten hatte.
Ein Wiedersehen mit dem Papst in Castel Gandolfo gibt es bereits am Wochenende um den 15. August. Wer weiß, vielleicht hat Leo XIV. dann Zeit für ein Tennis- oder Basketballmatch mit der örtlichen Pfarrjugend. Das hatte er ihnen nämlich versprochen, "wenn sich die Wogen geglättet haben". (Sabine Kleyboldt / KNA)