Donnerstag, 07. August 2025
Ein Stück Kirchengeschichte

Der emeritierte Papst Benedikt XIV. (links) mit seinem Nachfolger, Papst Franziskus. (Foto: actionpress_47317248)
Brief enthüllt Details zu Rücktritt von Papst Benedikt XVI.
Ein bislang unbekannter Brief von Papst Benedikt XVI. (gestorben 2022) liefert neue Einblicke in seinen Rücktritt vor zwölf Jahren: Das Schreiben aus dem Jahr 2014 wurde erst jetzt veröffentlicht und enthält klare Aussagen des emeritierten Papstes zu Gerüchten rund um seinen vieldiskutierten Amtsverzicht im Februar 2013.
In dem Brief weist der emeritierte Papst entschieden Spekulationen zurück, wonach er nie wirklich zurückgetreten oder als eine Art „Gegenpapst" weiterhin im Amt geblieben sei. Solche Vorstellungen seien „absurd" und widersprächen der „klaren dogmatisch-kanonischen Lehre" der Kirche. Wer das Gegenteil behaupte, sei „weder wirklicher Historiker noch wirklicher Theologe". Auch Warnungen vor einem schleichenden Kirchenschisma bezeichnet der ehemalige Papst in dem Brief als unbegründet.
Verschwörungstheorien rund um den Vatikan
Auslöser für das Schreiben war ein Brief des italienischen Theologen Nicola Bux. Dieser hatte ein Jahr nach dem Rücktritt des Papstes eine Reihe von kirchenrechtlichen, theologischen und praktischen Fragen zusammengefasst und Benedikt XVI. um Klärung gebeten. Bux veröffentlichte den Briefwechsel nun in seinem Buch „Realität und Utopie in der Kirche" - bewusst erst nach dem Tod von Papst Franziskus. Aus seiner Sicht sei „die emotionale Phase, die mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. begann", nun beendet.
Während der Amtszeit von Papst Franziskus (2013-2025) wurde in Italien immer wieder die Rechtmäßigkeit seines Pontifikats in Frage gestellt - vor allem von konservativen und traditionalistischen Gruppen. Einige dieser Stimmen behaupten, Benedikt XVI. sei 2013 nicht freiwillig zurückgetreten, sondern unter Druck gesetzt oder an der Ausübung seines Amtes gehindert worden. Demnach sei das Papstamt nicht wirklich frei gewesen - und Franziskus somit kein legitimes Oberhaupt. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Verschwörungserzählung ist der italienische Publizist Andrea Cionci. Er stellte seine These 2022 in dem Buch „Der Ratzinger-Code" ausführlich dar.
Benedikt XVI., mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er starb am 31. Dezember 2022 im Vatikan. (Benedikt Heider, kna)