Mittwoch, 20. April 2022
Ukrainerseelsorge als Lebensaufgabe
Benediktinerpater Damian Schaefers wurde vor hundert Jahren geboren – Auch im Bistum Speyer gewirkt
Am 8. April wäre der Benediktinerpater Damian Schaefers hundert Jahre alt geworden. Der Geistliche hatte als Pionier der Ukrainerseelsorge vielen Ukrainern in den Bistümern Trier und Speyer fast 30 Jahre lang eine seelsorgliche Heimat gegeben.
Hans Ludwig Schaefers wurde am 8. April 1922 im Wallfahrtsort Marienheide im Bergischen Land geboren. Sein Vater war dort als Hals-Nasen-Ohren-Arzt tätig. Vor seiner Priesterweihe 1958 hatte er zum Teil noch während des Krieges Medizin in Königsberg/Ostpreußen, Breslau und Düsseldorf studiert sowie Theologie in Maria Laach und Beuron. Mit der Ukraine war er als Soldat während des Krieges in Kontakt gekommen, dabei hatte er seine Liebe zur byzantinischen Liturgie entdeckt. Trotz Staatsexamens und späterer Approbation als Arzt folgte Schaefers dem Ruf Gottes und trat 1951 in die Benediktinerabtei Maria Laach ein, wo er 1956 die Ewige Profess ablegte. 1958 wurde er zum Priester geweiht, ab 1965 bis 1986 an die Benediktinerabtei Tholey ausgeliehen.
Aufgrund seiner Sprachkenntnisse und der Liebe zur Ostkirche wurde die Ukrainerseelsorge die wahre Berufung von Pater Damian. Zunächst vertrat er ab 1971 den ukrainischen Pfarrer, dann wurde er Administrator der Seelsorgestelle für die katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in den Diözesen Trier und Speyer, ab 1984 mit dem Titel Pfarrer. In der ukrainischen Hierarchie war Pater Damian hoch geachtet. Von Tholey aus und später auch aus Maria Laach betreute er die in den Diözesen Trier und Speyer lebenden Exilukrainer. Er feierte Gottesdienste an vielen Orten, vor allem in Saarbrücken, Kaiserslautern, Speyer, Trier, Püttlingen, Bexbach und Homburg. In Homburg waren das St. Elisabethenhaus und danach die Klinikkirche die Gottesdienstorte. Auf dem Gelände der Universitätsklinik befand sich während des Krieges ein Barackenlager, wo 300 ukrainische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter den Tod gefunden hatten.
Oft feierten die Ukrainer jedoch grenzüberschreitend, Weihnachten in Pfarrebersweiler in Lothringen und Pfingsten in Straßburg, zusammen mit dem dortigen Ukrainerseelsorger Pavlo Kohut, der 1947/48 als Flüchtling sein Zimmer im Priesterseminar in Freising bei München mit dem Seminaristen Joseph Ratzinger geteilt hatte. Begleitet wurden die ukrainischen Gottesdienste fast immer vom Chor der „Hobbysingers“ aus dem pfälzischen Otterbach oder dem „Marpinger Singkreis“. Beide Chöre konnten die komplette feierliche byzantinische Liturgie in ukrainischer Sprache auswendig singen.
Die meiste Zeit seines Wirkens widmete Pater Damian der Griechisch-Katholischen Kirche der Ukraine – eine Untergrundkirche, die nur im Westen überlebt hatte. Erst nach der Erlangung der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde die Kirche wieder errichtet. Von da an unternahm Pater Damian auch viele Reisen in die Ukraine, oft in Zusammenhang mit Hilfstransporten des Malteser Hilfsdienstes der Diözese Trier. Der Benediktinerpater weilte mit Hans Josef Britz aus Bexbach in den 1990er-Jahren öfters in Horodok, Lemberg, Rudno sowie Halicz und in dem orthodoxen Kloster Potschayev. Höhepunkt der Besuche war 1992 die Überführung des Leichnams von Kardinal Josef Slipyj (1892 bis 1984) nach Lwiw. Er hatte fast 20 Jahre in sowjetischen Lagern verbracht.
Neben der Ukrainerseelsorge wirkte Pater Damian auch als Arzt in Tholey, wo er eine Maltesergruppe gründete und auch begleitete. Ab 1973 wurde er zudem als Arzt mit Praxisvertretungen und als Krankenseelsorger beauftragt. Neben den Alten und Kranken kümmerte sich Pater Damian in seiner Zeit als Kaplan besonders auch um die Jugendlichen der Pfarrei. Es ist ihm zu verdanken, dass sich von 1971 bis 1976 jährlich eine Tholeyer Jugendgruppe mit den Jugendlichen von Benoit-sur-Loire traf. Hieraus entstand eine Partnerschaft der beiden Zivilgemeinden. Anlässlich der Konzils der Jugend 1975 fuhr er mit einer Jugendgruppe auch nach Taizé. Pater Damian hatte keine Berührungsängste und ging mit großer Selbstverständlichkeit und großem Zutrauen immer wieder zu Menschen am Rande der Gesellschaft.
Auch als Pater Damian 1986 von Tholey nach Maria Laach zurückkam, blieb die Ukrainerseelsorge bis 1997 sein Arbeitsschwerpunkt, an seinem Auto klebte immer eine Plakette in den blau-gelben Farben der Ukraine, die heute an vielen Orten als Zeichen der Solidarität gezeigt wird. Die Kraft für seine vielseitige Tätigkeit schöpfte er aus dem Gebet. Auch nach seiner schweren Erkrankung im November 1997 galten seine Gedanken weiter „seinen“ Ukrainern, an denen sein Herz hing und deren Seelsorger er so lange gewesen war.
Als ihm seine schwere Erkrankung Klarheit und Beweglichkeit nahmen, mussten seine Mitbrüder ihn Christus, dem eigentlichen Arzt überlassen, der ihn am 10. November 2001 zu sich rief. Die Beisetzung erfolgte am 16. November 2001 auf dem Klosterfriedhof zu Maria Laach. Am 3. März 2002 feierte auch die Abteikirche zu Tholey für ihn eine Messe im byzantinischen Ritus unter Leitung von Dekan Paul Kohut. Wenn heute die Aufnahmebereitschaft für die Ukraineflüchtlinge in den Bistümern Trier und Speyer so groß ist, ist das auch mit sein Verdienst. (Bodo Bost)