Mittwoch, 24. November 2021
„Ich schufte gern“

Nimmt Herausforderungen an: Irme Stetter-Karp arbeitet dafür, dass kirchliche Positionen wieder stärker beachtet werden. (Foto: kna/Dieter Mayr)
Irme Stetter-Karp will leidenschaftlich für Reformen kämpfen
Die neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, möchte die Lobbyarbeit der Kirche entwickeln. Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp ist neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Sie folgt Thomas Sternberg, der nach sechs Jahren an der Spitze des Gremiums nicht mehr kandidiert hatte.
Für das Bistum Rottenburg-Stuttgart hat Stetter-Karp knapp vier Jahrzehnte gearbeitet: als Chefin des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend und des Bischöflichen Jugendamts, als Leiterin des Bildungswerks und als Caritasdirektorin und Ordinariatsrätin für soziale Arbeit.
Als Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Mitglied in ZdK-Leitungsgremien und als eine der Moderatorinnen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg gilt Stetter-Karp innerkirchlich seit Jahren als bestens vernetzt. Die 65-Jährige fühlt sich auch nach Jahrzehnten des Engagements nicht müde. „Mich treibt immer noch an, dass ich es wertvoll finde, für christliche Überzeugungen und auch eine davon getragene Politik einzustehen“, sagt Stetter-Karp. Innerkirchlich sei der Synodale Weg eine Chance, ein Tor für eine Reform zu öffnen. Dafür will sie leidenschaftlich kämpfen. Die Herausforderung und die Arbeit scheut sie nicht: „Ich schufte gern.“
Ortswechsel ist Chance und Risiko
Beim ZdK übernimmt Stetter-Karp eine Institution mit vielen Baustellen: In wenigen Wochen steht der Umzug von Bonn nach Berlin an. Weil viele Rheinländer den nicht mitmachen wollten, musste neues Personal gewonnen werden, auch ZdK-Generalsekretär Marc Frings ist noch keine zwei Jahre im Amt.
Stetter-Karp hält den Ortswechsel für eine Chance und ein Risiko zugleich. Der Umzug nach Berlin, näher an die politisch Verantwortlichen, müsse gestaltet werden, sagt Stetter-Karp. Für notwendig hält sie ein neues Lobbykonzept, schließlich werde der Wettbewerb um mehr Gehör schwieriger.
Ihren neuen Job begreift Stetter-Karp als politische und gesellschaftliche Aufgabe. Sie will in den „unvermeidlichen und umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozess“ die katholische Stimme einbringen – wenn es um gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland, den Umgang mit Geflüchteten, um die Pflegereform und eine neue gesetzliche Regelung zur Selbsttötung, um Generationengerechtigkeit und die Klimakrise geht.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, gratulierte der neuen ZdK-Präsidentin: „Gehen wir diesen Weg gemeinsam, ohne Angst, im mutigen Aufbruch einer Kirche, die nach vorne blickt, wie es Papst Franziskus sagt.“ (kna/epd)