Redaktion der pilger

Mittwoch, 28. September 2022

50 Jahre Ständige Diakone im Bistum

(Foto: Klaus Landry)

Die beiden neugeweihten Diakone Frank Bodesohn und Carsten Neuheisel (Mitte) mit Mathias Reitnauer (links im Bild), dem Diözesanreferenten für Diakone und Ruhestandsgeistliche.(Foto: Klaus Landry)

Diakon Klaus Peter Hilzensauer ist seit 48 Jahren in Speyer als Seelsorger tätig.(Foto: Klaus Landry)

Das Diakonen-Amt ist einer der ältesten Dienste in der katholischen Kirche. Die Sorge um Bedürftige, Kranke und Alte, um Waisen und Verwitwete war von jeher eine urchristliche Aufgabe. Und doch war das Diakonen-Amt seit dem fünften Jahrhundert langsam aus der Kirche verschwunden. 1967 führte es Papst Paul VI. im Nachgang des Zweiten Vatikanischen Konzils als eigenständige Weihestufe wieder ein. Das griechische Wort „diakonos“ bedeutet „Diener“ oder „Helfer“.

Die weltweit ersten fünf Diakone der Neuzeit wurden im Frühjahr 1968 im Kölner Dom geweiht, alle fünf Männer waren verheiratet: Ständige Diakone können verheiratet sein, die Eheschließung muss der Weihe vorausgehen. 1972 war es auch im Bistum Speyer soweit: Die ersten Männer wurden zu ständigen Diakonen geweiht. Einer fast aus der ersten Stunde ist Klaus Peter Hilzensauer (83) in Speyer. Hilzensauer wurde im November 1974 geweiht. Er ist heute dienstältester Diakon des Bistums. „Anfangs gab es kein Berufsbild für uns Diakone in Speyer, das hat sich damals erst entwickelt.“ Auch Studium und Weiterbildung waren noch nicht geregelt. „Ich habe im Priesterseminar bei den Dozenten Vorlesungen gehört. Es war wie ein Puzzlespiel, aber ich konnte so hineinwachsen in die Aufgabe und sie formen“, sagt Hilzensauer. In den 1960er Jahren war er zunächst als Pfarrhelfer und in der Militärseelsorge tätig gewesen und ließ sich zum Religionslehrer ausbilden. 1970 trat er schließlich in den Bewerberkreis für Diakone ein.     

Heute, mehr als vier Jahrzehnte später, erhalten die Diakonats-Kandidaten ihre theologische Ausbildung mit der Teilnahme am Grund- und Aufbaukurs Theologie („Würzburger Fernkurs“). „Die vierjährige pastoralpraktische Ausbildung findet im Priesterseminar  Speyer statt“, erläutert Mathias Reitnauer (65) – selbst seit 18 Jahren Diakon –, der in der Personalabteilung des Bischöflichen Ordinariates für Ausbildung, Einsatz und Betreuung der Berufsgruppe zuständig ist und außerdem als Krankenhausseelsorger arbeitet. „Der Weihe voraus geht zusätzlich ein neunmonatiger Weihekurs, an die Weihe schließt sich eine zweijährige Diensteinführungsphase mit Fortbildungen an.“   

Aufgaben haben die Diakone in allen kirchlichen Bereichen: in der Verkündigung des Glaubens, der Liturgie und in der Caritas, in der Sorge für andere. Klaus-Peter Hilzensauer ist dieses Aufgabenfeld so wichtig, dass er trotz des Ruhestandes und seines Alters daran festhält: Nach wie vor wirkt er im Speyerer Marthaheim, in dem er ältere Menschen seit dessen Eröffnung in den 1980er Jahren seelsorgerisch begleitet. „Ich wollte immer für die Menschen da sein, im Auftrag Gottes. Diakon war mein Weg, ich würde es wieder genauso machen“, bekräftigt er.  

Den Weg als Diakon neu eingeschlagen haben vor kurzem Frank Bodesohn (43) und Carsten Neuheisel (33). Weihbischof Otto Georgens hat die beiden am 10. September im Speyerer Dom geweiht. Beiden ist wichtig, Menschen zu begleiten und zu unterstützen. Das belegen auch ihre Hauptberufe: Bodesohn war rund 15 Jahre als Krankenpfleger tätig, dann begann er berufsbegleitend ein Studium, um Lehrer zu werden. Neben der Arbeit als Lehrer an der St. Katharina-Realschule in Landstuhl lässt ihn die praktische Tätigkeit in der Pflege nicht los: Noch heute übernimmt Bodesohn im Caritas-Altenzentrum St. Nikolaus in Landstuhl ab und zu Dienste. „Es ist mir wichtig, da dran zu bleiben.“ In der Schule wie im Pflegeheim gilt für ihn: „Ein freundliches Gespräch, gutes Zuhören – das ist eben auch Seelsorge für mich.“ Carsten Neuheisel ist hauptberuflich Polizeibeamter und als Sachbearbeiter im Saarbrücker Innenministerium beschäftigt. Auch er wählte seinen Polizeiberuf, um etwas für Menschen tun zu können. Als junger Mann stand bei Neuheisel die Überlegung an, Priester zu werden. Doch er entschied sich gegen das Priesteramt, um auch sein starkes Engagement in der damaligen Pfarrei St. Josef in St. Ingbert nicht aufgeben zu müssen.

Den beiden neuen Diakonen ist gemeinsam, dass sie ledig sind. Frank Bodesohn hat für sich Ehelosigkeit gewählt, weil „mich das unabhängig macht und ich meine Berufung frei leben kann“. Bewusst habe er sich gegen das Priesteramt entschieden. „Diakon ist für mich einer, der aus dem Volk kommt und seinen Dienst aus dem Volk heraus tut, das passt für mich so.“ Carsten Neuheisel schätzt am Diakonsein die Verbindung von Haupt- und Seelsorgeberuf: „Einem weltlichen Beruf nachgehen zu können und zugleich Seelsorger zu sein, ist eine große Chance. Für mich selbst. Und, glaube ich, auch für die Kirche.“

Eine Frage begleitet den Diakonat seit seiner Wiedereinrichtung: die der Weihe von Frauen. Die Gemeinsame Synode der deutschen Bistümer (Würzburger Synode) bat 1974 den Papst darum, Frauen zur Weihe zuzulassen. Man verwies unter anderem auf die Tradition, denn bereits in der alten Kirche gab es Diakoninnen. „Ich habe immer gehofft, als Ausbildungsleiter irgendwann auch Frauen ausbilden zu können“, sagt Diakon Mathias Reitnauer. „Aber in meiner Zeit als Ausbildungsleiter werde ich das wohl nicht mehr erleben. Von den Diakonen selbst jedenfalls gibt es in dieser Frage ein klares ,Ja‘.“ Katholische Frauenverbände in Deutschland und Initiativgruppen wollen sich weiterhin für die Zulassung von Frauen einsetzen. An jedem 29. April, dem Gedenktag der heiligen Katharina von Siena, gestalten sie den „Tag der Diakonin“. Auch die von Papst Franziskus initiierte Weltsynode in Rom wird die Frage behandeln müssen: Denn die Bischöfe aus den Vereinigten Staaten von Amerika haben das Thema aktuell eingebracht.  

In den USA sind heute die meisten der weltweit rund 45 000 Ständigen Diakone tätig. In Deutschland arbeiten etwa 3 300 Männer in dem geistlichen Beruf. Im Bistum Speyer gibt es 67 Ständige Diakone. Davon sind 24 im Ruhestand. 15 Diakone sind im Hauptberuf und 28 Diakone nebenberuflich tätig. (Hubert Mathes)

Der Anlass „50 Jahre Ständiger Diakonat im Bistum Speyer“  wird am Samstag, 8. Oktober, 10 Uhr, mit einem Pontifikalamt mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann in der Seminarkirche St. German in Speyer gefeiert. Ein Empfang im Priesterseminar schließt sich an.

Informationen über den Ständigen Diakonat gibt es im Internet auf www.staendiger-diakonat.de und www.priesterseminar-speyer.de/diakon sowie bei Diakon Mathias Reitnauer, Telefon 06232/102160 oder an diakone@bistum-speyer.de per E-Mail.

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