Mittwoch, 19. Oktober 2022
Aus für das Karmelkloster Hauenstein

Das Karmelkloster, das auf einem Hügel und unweit der Katharinenkapelle in Hauenstein liegt, soll im Laufe des nächsten Jahres aufgegeben werden. (Foto: Schächter)
Überalterung und fehlender Nachwuchs: Schwestern haben die Auflösung fürs Jahr 2023 beschlossen
„Ich bin geschockt!“ Das ist die spontane Reaktion einer Hauensteinerin auf die doch überraschende Nachricht, dass die Karmelitinnen ihr seit 1958 bestehendes Kloster im Laufe des kommenden Jahres aufgeben werden. Denn: Das Kloster gehört einfach zu Hauenstein, wie es auch Ortsbürgermeister Michael Zimmermann formulierte.
Schwester Elia vom Erbarmen Gottes, der Priorin, ist im Gespräch deutlich anzumerken, wie schwer ihr und ihren Mitschwestern die Entscheidung ist: „Wir haben viele Optionen durchdacht und Möglichkeiten geprüft. Am Ende haben wir keine andere Lösung gesehen, als das Kloster schweren Herzens aufzugeben“, sagt sie.
Die Gründe sind mehrschichtig: „Wir sind nur noch sieben Schwestern in unserem großen Kloster und das macht es sehr schwierig, unsere Berufung zu leben.“ Hinzu komme die Altersstruktur des Konvents: Die älteste Ordensfrau ist 89 Jahre alt, die Jüngste ist 55, das Durchschnittsalter beträgt 71 Jahre. Ordensnachwuchs gibt es nicht.
Vor diesem Hintergrund stellt Schwester Elia fest: „Unser Haus ist sehr groß und stellt große Herausforderungen, denen wir zunehmend weniger gewachsen sind.“ Man habe zwar versucht, die Abläufe im Haus so zu gestalten, dass sie weniger Aufwand verlangen. Das Haus sei eben für eine größere Gemeinschaft konzipiert, „die wir nicht mehr sind“. Auch Überlegungen, die Räumlichkeiten nur noch zum Teil zu nutzen und andere Teile einer anderen Nutzung zuzuführen, blieben ohne annehmbares Ergebnis.
Auch der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen gingen in die Überlegungen des Konvents ein. Wie Schwester Elia mitteilte, hätten die Karmelitinnen aus Charkiw (Ostukraine) ihr Kloster verlassen müssen und seien geflohen. „Wir haben Kontakt zu ihnen aufgenommen und ihnen angeboten, sie bei uns aufzunehmen“, berichtet die Priorin. Das habe sich aber zerschlagen, weil die Ordensfrauen anderweitig unterkamen und langfristig auch die Rückkehr nach Charkiw anstreben.
„Weil wir bei allen Abwägungen leider keine Möglichkeit sehen, haben die Schwestern des Konvents in einem Kapitel beschlossen, das Kloster aufzugeben.“ Das Kloster ist eine Institution päpstlichen Rechts, die der Glaubenskongregation in Rom untersteht, Sie muss die endgültige Auflösung bestätigen.
Über den Beschluss des Kapitels wurde die Bistumsleitung informiert. Domkapitular Dr. Georg Müller, der bischöfliche Beauftragte für die Orden im Bistum Speyer, kommentierte auf Anfrage die Situation so: „Wir bedauern das Vorhaben der Schwestern sehr, ihr Kloster in Hauenstein aufzulösen. Gleichzeitig respektieren wir natürlich diese Entscheidung, die die Schwestern als eine vom Bistum unabhängige, selbständige Gemeinschaft getroffen haben.“
Wie geht es nun weiter? Zunächst: Die Ordensfrauen bleiben bis weit in das Jahr 2023 in ihrem Kloster in Hauenstein, wie Schwester Elia unterstreicht. Und dann werden sie verschiedene Karmelgemeinschaften „verstärken“. In Deutschland gibt es rund 20 Klöster der Unbeschuhten Karmelitinnen, unter anderem in Speyer. Das dortige Kloster ist eine Gründung aus Hauenstein. (fjs)