Donnerstag, 01. Januar 2015
Filzprodukte für jeden Geschmack
Das Kölner Traditionsgeschäft Filz Gnoss verkauft seit über 90 Jahren Filz. Das Lager ist mit Filzrollen gefüllt, und schon seit jeher wurde in dem Geschäft besonderer Wert darauf gelegt, die Wünsche der Kunden zu erfüllen.
Im Laden ist die Hölle los: Fünf Kunden stehen schon in dem schmalen Raum vor der hölzernen Theke. Alle Hereinkommenden werden freundlich bedient von Marlene Pelzer. Mit schlafwandlerischer Sicherheit sucht sie heraus, wonach ihr Gegenüber verlangt: Untersetzer, Schlüsselanhänger, einen Schutzumschlag für den neuen Laptop – und natürlich Pantoffeln in allen Größen. Kein Zweifel – „Filz Gnoss“ kann über mangelnden Umsatz nicht klagen. Als einer der wenigen Einzelhändler in Deutschland verkauft das Kölner Traditionsgeschäft jedoch nicht einfach nur Filz oder Filzprodukte, es stellt auch Maßanfertigungen her und erfüllt nahezu jeden Kundenwunsch.
„Gegründet wurde das Geschäft 1923“, berichtet Raimundo Aparicio, heutiger Inhaber des Ladens, im Gespräch. Von seinen Eltern hat er das Geschäft einst übernommen und arbeitet heute nicht nur mit Verkäuferin Pelzer, sondern auch mit seinem Bruder Ernesto und zwei weiteren Mitarbeitern in den Räumlichkeiten an der Apostelnstraße in der Kölner Innenstadt. Aparicio kennt sich aus mit Filz – und profitiert heute von einem aktuellen Trend. Denn Filz, so weiß der Fachmann, „ist heute in“.
Seit Mitte der 2000er-Jahre sei das Bewusstsein für natürliche Materialien gewachsen. Allerdings, so fügt der Firmenchef hinzu, auch früher schon habe das Geschäft eigentlich immer funktioniert. Denn: „Wir machen ja nicht nur Tischsets, Sitzauflagen oder Untersetzer. Bei uns ordert auch die Industrie spezielle Produkte für ihre Maschinen.“
„Die große Schneidemaschine stammt noch aus den 1930er- Jahren“, erzählt Ernesto beim Rundgang durch den Laden. Dennoch gehen die Brüder mit der Zeit: „Demnächst wird umgebaut“, sagt Ernesto, „dann bekommen wir einen Schneideplotter.“ Das computergesteuerte Gerät kann dann schnell und einfach auch die individuellsten Schnitte und technischen Zeichnungen umsetzen und so noch mehr Kundenwünsche erfüllen.
Dass die Ideen der Kunden nicht selten ganz schön ausgefallen sind, davon kann Raimundo Aparicio viel erzählen. Für Messen hat Filz Gnoss häufig Einzelteile produziert. Das Eingehen auf die Kundenwünsche ist, so scheint es, ein Erfolgsrezept der Filzexperten. „Man merkt ja, wonach die Kunden fragen“, erläutert Raimundo Aparicio. Entsprechend breit gefächert ist auch die Produktpalette: Dekofilze, zum Beispiel für Kindergärten oder Schaufenstergestaltungen, hochwertige Wollfilze, industrielle Filze, Filzpantoffeln, Schmuckaccessoires aus Filz oder aber klassische Filzhüte – wer bei Filz Gnoss stöbert, findet nahezu alles, was sich aus Filz so herstellen lässt.
Auch das Lager ist komplett mit Filzrollen unterschiedlichster Qualitäten und Preislagen vollgestopft; dazwischen finden sich immer wieder verschiedene Werkzeuge, Reste von Zuschnitten, und vor allem leuchtet es bunt in vielen, vielen Farben.
Wer Filz als Meterware ordert, der zahlt übrigens nach Gewicht. „Je leichter, desto billiger“, fasst Firmenchef Raimundo Aparicio zusammen. Er bezieht seinen Filz nahezu ausschließlich aus Deutschland. Grundsätzlich richte sich der Preis nach Angebot und Nachfrage auf dem Wollmarkt; vermeintlich niedrigere Arbeitskosten im Ausland rechnen sich für den Händler dabei nicht.
Heute stehen die Brüder täglich gemeinsam im Laden, führen Kundengespräche oder entwickeln Ideen für neue Produkte, wie zum Beispiel die Nachbildungen eines echten heimischen Denkmals: den Kölner Dom aus Filz, die sich gerne und häufig verkaufen.
Lesen Sie den ausführlichen Artikel zu Patina und Filzpantoffeln in der Ausgabe des Pilger-Magazins Januar 2015.