Redaktion der pilger

Freitag, 28. Februar 2014

Büchereiarbeit auf dem Weg in die Zukunft

Dr. Gabriele Dreßing und Dr. Thomas Kiefer. Foto: hm

Teilnehmer der KÖB-Jahrestagungen arbeiten an Konzepten für „Gemeindepastoral 2015“

Die Jahrestagung der Katholischen Öffentlichen Büchereien – an zwei Terminen am 8. und 22. März – beschäftigt sich intensiv mit dem Thema „Gemeindepastoral 2015“. Über die Neustrukturierung des Bistums und Auswirkungen auf die Büchereiarbeit sprach „der pilger“ mit Dr. Gabriele Dreßing und Dr. Thomas Kiefer. Dr. Dreßing ist Leiterin der Büchereifachstelle in Speyer, Dr. Kiefer leitet die Abteilung „Seelsorge in Pfarrei und Lebensräume“ des Bischöflichen Ordinariats.

Die Bücherei-Fachstelle ist seit einigen Monaten in Ihrer Abteilung angesiedelt. Herr Kiefer, welche Bedeutung hat die Büchereiarbeit nun aus Sicht des „Seelsorgeamtes“?
Thomas Kiefer: Durch die Neuordnung haben wir eine bessere Vernetzung dieser Fachstelle mit anderen Fachreferaten geschaffen, was zu ganz konkreten Kooperationen führen soll  und bereits geführt hat, z.B. die Aktion „Lesepatenschaft für Senioren“ oder „Literatur zur Kommunionvorbereitung“. Die Bezeichnung „Abteilung Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen“  zeigt es an: Es geht einerseits um die Seelsorge in den Pfarreien, es geht aber auch andererseits um die Seelsorge an Orten und in Räumen, wo sich Menschen treffen, die nicht zur „Stammkundschaft“ der Pfarrseelsorge gehören. Und genau diese trifft man in den Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB). Außerdem sehe ich die Büchereien als Orte der Begegnung, wo Glaubensweitergabe stattfindet, wo sich Eltern mit ihren Kindern oder Jugendliche einfinden und gleich mit guten Büchern rund um die Erstkommunion oder Firmung eindecken können. Vieles, was wir im Kapitel zu den „Leitenden Perspektiven“ in unser 2015-Zukunftskonzept aufgenommen haben, findet sich in der Büchereiarbeit wieder: Evangelisierung und Anwaltschaft ganz unmittelbar, Spiritualität und Weltkirche auch indirekt, über das Angebot von Literatur zu diesen Themen.

Wie passt die Arbeit in den KÖB ins entstehende Pastoralkonzept der künftigen Pfarreien?
Thomas Kiefer: Das Pastoralkonzept stellt alle Pfarreien vor die Aufgabe, mit Hilfe einer Pfarreianalyse genau hinzusehen: Dafür gilt es zu schauen, welche Chancen sich durch die Büchereiarbeit für die Pastoral bieten. Ich glaube, dass die KÖBs vielerorts durch die Gremien nicht genug geschätzt wurden. Das soll sich jetzt ändern. Denn immerhin: In vielen Nutzern der Bücherei begegnen uns auch Menschen, die wir sonst höchstens noch in der Kindertagesstätte erreichen. Und wenn dem so ist, dann muss gut überlegt werden, wie man auch in Zukunft die KÖBs räumlich und finanziell ausstatten kann.
Gabriele Dreßing: Von Seiten der Katholischen Öffentlichen Büchereien stehen wir vor der Aufgabe, die Büchereikonzepte als Teil des Pastoralkonzeptes zu sehen. Die Bücherei versteht sich als Dienstleister der Pfarrei und will sich entsprechend präsentieren.

Mit den beiden Jahrestagungen für Ehrenamtliche in den Büchereien wird gezielt die pastorale Neustrukturierung des Bistums in den Blick genommen. Mit welchem Ziel?
Thomas Kiefer: Ein Ziel ist, dass sich alle Büchereien auf dem künftigen Pfarreigebiet als Gemeinschaft betrachten und gemeinsam Gesicht zeigen in der Pfarrei.
Gabriele Dreßing: Das soll zum Beispiel mit einem gemeinsamen Faltblatt geschehen. Das Positive ist, dass sich die Büchereien dafür inhaltlich nicht neu aufstellen müssen, sich etwas Neues ausdenken müssen, sondern lediglich das Gute, das sie leisten, bündeln und in die Arbeit der Pfarreien – die ja letztlich auch Träger der KÖB sind – einbringen müssen.

Frau Dreßing, wie werden die beiden Tagungstermine ablaufen?
Gabriele Dreßing: Geplant sind die Treffen am 8. März auf Maria Rosenberg und am 22. März im Herz-Jesu-Kloster als Arbeitstagung. Von jeder KÖB im Bistum sind jeweils zwei Vertreter eingeladen. Es geht uns vor allem darum, dass die Leute an einen Tisch kommen, sich kennenlernen und in den Blick nehmen, wer in der künftigen Pfarrei in einer Bücherei tätig ist. Bei unserer Jahrestagung gibt es daher eine Sitzordnung – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen jeweils nach ihrer künftigen Pfarrei zusammen. Miteinander werden Konzeptideen ausgetauscht und schließlich das Büchereikonzept für die künftige Pfarrei erarbeitet.

Bringt „Gemeindepastoral 2015“ eine Neuausrichtung für die KÖB? Gerade bei Büchereien in den kleinen Dörfern?
Gabriele Dreßing: Die Neuorientierung zeigt sich einerseits in der stärkeren Vernetzung der Büchereien und ihrer Angebote innerhalb der neuen Pfarrei. Und andererseits wollen wir die Mitarbeiter in der KÖB ermutigen, sich vor Ort Kooperationspartner zu suchen und eng mit diesen zusammenzuarbeiten, wenn es etwa um Zielgruppen-Angebote und Veranstaltungen geht, z. B. die Kindertagesstätten, für die wir viele Angebote bis hin zu einer Kita-Bücherei haben.
Thomas Kiefer: Sie sprechen die kleinen Gemeinden an. Ich denke, hier ist es die Aufgabe des zukünftigen Pfarreirates, bei der Erstellung des pastoralen Konzeptes sorgfältig zu prüfen, wo es möglich und pastoral sinnvoll ist, dass die Büchereien erhalten bleiben können. Dafür braucht es dann aber auch die entsprechenden Räumlichkeiten und engagierte Ehrenamtliche. Wo es eine Bücherei gibt, soll sie auch ein gutes Angebot darstellen.

Stichwort ehrenamtliche Mitarbeiter – ohne sie geht nichts?
Thomas Kiefer: Richtig. Und in der KÖB trifft man auf das Profil des so genannten „neuen Ehrenamts“, das in der Kirche eher selten ist, aber das wir bei „Gemeindepastoral 2015“ besonders im Blick haben: Denn in der Bücherei engagieren sich die Leute meist projektbezogen, in einem zeitlich befristeten Rahmen.
Gabriele Dreßing: Oft sind da auch junge Leute aktiv, sogar Familienväter, die eben viel Spaß und Freude an dieser Tätigkeit haben. Also – durch die Büchereiarbeit haben wir auch Kontakt zu Menschen, die sich woanders in der Pfarrei nicht engagieren möchten, die aber hier mit großer Begeisterung bei der Sache sind.

Sie haben Veranstaltungen in der Bücherei angesprochen – welche Bedeutung hat das für die Büchereiarbeit?
Gabriele Dreßing: Die Veranstaltungsarbeit ist ein Schwerpunkt geworden, etwa in der Leseförderung für Kinder oder mit Angeboten für die Senioren. Wir stellen in Speyer auch Aktionspakete – etwa zum Thema Hildegard von Bingen oder über Demenzerkrankungen – zusammen. Die können die Büchereien bei uns ausleihen und dann mit Kooperationspartnern vor Ort gezielt Veranstaltungen auf die Beine stellen. Dadurch kann die KÖB neue Interessenten gewinnen und ihre Räume wie ihr Sortiment präsentieren.
Thomas Kiefer: Ich meine, gerade auch mit solchen Veranstaltungen repräsentiert die KÖB ein Stück Kirche vor Ort: Als Besucher bekomme ich in der Bücherei gute Literatur, treffe nette Menschen und kann mit ihnen auch tiefergehende Gespräche führen. (Interview: Hubert Mathes)

 

Zahlen und Fakten zur Büchereiarbeit

Im Bistum Speyer gibt es derzeit rund 150 Katholische Öffentliche Büchereien (KÖB), dazu kommen noch zehn Krankenhausbüchereien. Im Vergleich mit anderen Bistümern und auf die Katholikenzahl bezogen, liegt das Bistum Speyer mit der Zahl seiner Büchereien weit vorne. Rund 960 Jugendliche, Frauen und Männer engagieren sich ehrenamtlich in der Büchereiarbeit in der Pfalz und der Saarpfalz. Übers Jahr bieten die KÖBs circa 2000 Veranstaltungen an – Lesungen, Flohmärkte, Leseförderaktionen,  Buchausstellungen und anderes mehr. Die KÖBs im Bistum Speyer kommen auf gut 30000 Leserinnen und Leser im Jahr. Insgesamt tätigen diese 635000 Entleihungen. Auf ingesamt 428000 Medien – von Büchern, über Spiele, bis zu Tonträgern – bringen es die Katholischen Öffentlichen Büchereien.

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