Redaktion der pilger

Mittwoch, 25. März 2020

Jesus lässt jeden Tag Auferweckung sein

Gedanken von Pastoralreferentin Luise Gründer zur Auferweckung des Lazarus (Sonntagslesung aus Johannes-Evangelium 11,3–7.17.20–27.33b–45)

Ist es ein „Wunder“, dass ein Toter wieder lebt? Wohl kaum. Denn Lazarus ist ein gewöhnlicher Mensch und wird einige Jahre später sowieso sterben. Das ist es also nicht, was die Erzählung des Lazarus so besonders macht. Vielmehr geht es dem Evangelisten Johannes um Beziehungen und Gefühle. Der Evangeliumstext ist voller Emotionen, handelt von Liebe, Leid und innerer Erregung, immer die Gedanken über den Tod und das Leben betreffend.

Ich lese die Geschichte von Lazarus so, dass Johannes in ihm den Prototypen des Menschen vorstellt, der sich von Jesus in sein Leben rufen lässt. Ich entdecke darin, dass das Wort Jesu eine Macht ist, die selbst in hoffnungsloser Lage noch wirksam ist.
Der Leichnam des Lazarus riecht schon, er ist vier Tage tot, er ist gebunden und gefesselt. Er liegt länger im Grab, als Jesus im Grab lag. Und in genau dieser Situation greift Jesus ein, bei allem Tätigsein von Maria und Martha. Mit Jesus bricht Gottes Lebensmacht in die menschliche Geschichte herein:
Jesus ist der Bote der alles umfassenden Lebensfülle Gottes. Die Sendung Jesu ist deshalb Hoffnung in jeder noch so scheinbar ausweglosen Lage. Gottes Wort, von Jesus aus- und zugesprochen, bewirkt das, was es ausspricht. Mir fällt dabei das Schöpfungswort ein, das die ganze Schöpfung in das Leben rief, das das Leben hält und trägt. Jesu Wort, das er den Menschen zuspricht, hält und trägt das Leben, in das er ruft, ebenfalls. Die Erweckung des Lazarus ist also eine Art Schöpfung für das Leben, das Jesus den Menschen bringt.
Anderseits dankt Jesus auch. Darin ist er selber dieser „neue Mensch“, der dem Vater dafür dankt, dass er die Not und die Unfähigkeit des Menschen sieht und erhört, dass er die hilflose Lage des Menschen wahrnimmt und aus ihr befreit. Gott hat das Interesse am Menschen nicht verloren. Er kann es, weil er Gott ist, letztlich nie verlieren. In dieser Szene werden wir an unsere eigene, uns dauernd begleitende Wirklichkeit erinnert.
Die Erde ist uns zu klein. Sie kann uns unsere Lebenswünsche nicht erfüllen. Dafür reicht sie nicht aus. Unsere Sehnsüchte erinnern uns dauernd daran, dass wir mehr wollen und auch erreichen können, als die Erde uns schenkt. Die Erde kann uns letztendlich, trotz aller Freude an ihr, nur den Tod bringen.
Der Tod ist dabei nicht nur die letzte Station unseres irdischen Weges. Er ist schon viel früher da. Die Dinge, die Lazarus binden und bewegungsunfähig machen, sind Zeichen des Todes: Fesseln hindern und behindern auch uns. Steine mauern uns ein und mauern uns zu. Tücher vor unseren Augen machen uns blind. Wir hausen in unseren Gräbern, in unseren Ruinen und zwischen Trümmern unseres Lebens.
So geht Jesus nicht nur an das Grab des Lazarus, sondern er geht auch an unsere Gräber. Er ruft uns heraus - aus unseren Gräbern, aus unseren Fesseln, heraus aus unseren Mauern, er macht uns wieder beweglich und lebendig, er öffnet uns die Augen.
Jesu Bewegung ist eine Bewegung in das Leben, auf das Leben zu. Er nimmt uns dann, wenn wir selber durch sein Wort lebendig geworden sind, mit an die Mauern des Todes, an die Gräber, in die sich Menschen selbst oder einander eingegraben haben. Er nimmt uns mit oder besser gesagt, er schickt uns dorthin, dass wir die Botschaft vom Leben bringen, oft beharrlich oder geduldig, bis das Leben sich wieder regt und aufrichtet. Der Glaube an Jesus drängt also den glaubenden Menschen dazu, das Leben dem Tod zu entreißen, Menschen vor dem Tod zu bewahren.
Hier höre ich das berühmte Ich-bin-Wort Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Es ist schwer, sich dieses Wort nur im Blick auf Jesu kommende Auferstehung von den Toten oder für den jüngsten Tag vorzustellen. Denn der Jesus, der es spricht, steht mitten im Jetzt unter den Menschen. Er ist der Sohn des Vaters, der lebendig macht. Und dieses Lebendigsein geschieht im Jetzt, in der Beziehung zu Jesus, im Lieben, Weinen und Erschüttertsein mit ihm, im Mitleiden mit anderen Menschen, in der Gemeinschaft derer, die in seinem Namen füreinander sorgt. Und so wundert es mich nicht, dass der vorliegende Evangeliumstext mit folgenden Worten endet: „Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn“.
Lazarus kommt am Ende wieder ins Leben zurück, weil er in Beziehungen eingebunden ist, weil diese Beziehungen ihn tragen und sich um ihn kümmern, weil alle mithelfen, dass er wieder ins Leben zurückkehren kann.

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