Montag, 25. Juli 2022
„Ja“ sagen zu Glaube und Kirche

Wellness oder Aktivurlaub: In einer „Wohlfühlrunde“ zum Ankommen waren die Teilnehmer gefragt, ihr Votum mittels roten und grünen Karten zu ihren Vorlieben abzugeben.
Willkommenstag von erwachsenen Täuflingen, Firmlingen, Konvertierten und Wiedereingetretenen am Speyerer Dom
Hans Reinhard ist ein cooler Typ. Der 61-Jährige trägt lange Haare und eine Lederweste mit jeder Menge Abzeichen. Doch der Biker liebt nicht nur den Sound seiner Maschine, er brennt auch für seinen Glauben. Der Chemikant gehört den „Jesus-Bikern“ an, eine rund 70 Mitglieder starke Motorradgruppe, die die christliche Botschaft auf die Straße bringen möchte.
Am 24. Juli führte sein Weg von seinem Wohnort Flemlingen im Landkreis Südliche Weinstraße nach Speyer. Hans Reinhard nahm mit rund 30 weiteren Erwachsenen und deren Angehörigen am Begegnungstag für Täuflinge, Firmlinge, Konvertierte und wieder in die Kirche Eingetretene teil. Es war das zweite Treffen dieser Art im Schatten des Speyerer Doms.
Tanja Rieger, Referentin für Katechese im Bistum Speyer, begrüßte die Anwesenden aus der gesamten Diözese zu der Willkommensveranstaltung, die sie als „Ja-Sager-Tag“ bezeichnete. „Denn Sie sagen ,Ja‘ zu Kirche und Glaube“, so die Gemeindereferentin. Das Ziel des Treffens bestehe darin, bei Getränken und Snacks miteinander ins Gespräch zu kommen, einander und untereinander zu begegnen. „Darüber hinaus haben Sie Gelegenheit, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Bischöflichen Ordinariat zu unterhalten und ihnen die ein oder andere Frage zu stellen.“
Als Gesprächspartner standen Domkapitular Franz Vogelgesang, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, Rita Höfer vom Referat Ehe und Familie, Diözesanrichterin Dr. Hildegard Grünenthal und Kerstin Fleischer von der Hospiz- und Trauerseelsorge zur Verfügung. „Ich freue mich, Menschen zu treffen, die Lust und Freude am Glauben haben“, bekannte Kerstin Fleischer kurz vor dem Beginn der Veranstaltung. Bei all den Negativthemen wie Missbrauch oder Kirchenaustritte sei es wichtig, auch die guten Dinge in den Blick zu nehmen. Die Pastoralreferentin war schon 2021 bei der Premiere des Formats mit von der Partie und ist gespannt, was sie in diesem Jahr erwartet. „Wenn es die Teilnehmer interessiert, werde ich von meiner Arbeit erzählen und sie fragen, was sie sich von uns kirchlichen Beschäftigten wünschen.“
Hans Reinhard wollte vor allem Gleichgesinnte treffen, die mit ihm im Dom im November vergangenen Jahres von Bischof Wiesemann gefirmt wurden. Der Familienvater ist seit seiner Kindheit katholisch. Als er für seinen jüngsten Sohn das Amt des Firmpaten übernahm, „kam die Frage auf, ob ich gefirmt bin. Nachforschungen in meiner Heimatgemeinde Esthal blieben erfolglos, und auch ich selbst konnte mich nicht daran erinnern“. Pfarrer Matthias Pfeiffer von der Pfarrei Edenkoben, zu der die Gemeinde Flemlingen gehört, habe ihn schließlich auf die Möglichkeit der Erwachsenenfirmung aufmerksam gemacht. „Ich stehe zur Kirche, mir ist es wichtig, katholisch zu sein. Und die Firmung gehört zu den Sakramenten“, begründet Reinhard seine Entscheidung für diesen Schritt.
Der Biker ist fest davon überzeugt, dass es Gott gibt. Kurz nach seiner Geburt wurde er notgetauft. „Ich war blau angelaufen, hatte Sauerstoffmangel.“ Hans Reinhard überlebte. Seitdem sind ihm nach eigenen Angaben mehr als 30 Wunder widerfahren. Auch beim Motorradfahren habe Gott schon seine schützende Hand über ihn gehalten. Von diesen Erlebnissen möchte er den Menschen erzählen.
Karin Eberle wohnt am Rand von Burrweiler mitten in der Natur. Aufgewachsen in einer evangelischen Familie in Westheim, kam sie als 17-Jährige durch ihre Tätigkeit am St.-Vincentius-Krankenhaus in Speyer mit der katholischen Kirche in Berührung. Sie heiratete einen katholischen Mann und nahm immer wieder bevorzugt an meditativen Veranstaltungen des Bistums Speyer, der Dominikanerinnen vom Institut St. Dominikus in der Domstadt und des Klosters Neustadt teil. „Vor 20 Jahren wurde ich schließlich gefragt, ob ich katholisch werden möchte“, erinnert sich die 60-Jährige. „Doch in mir gab es noch eine Hürde, diesen Weg zu gehen.“ Begegnungen mit Menschen haben den Prozess in ihr reifen lassen. „Eine Freundin gab mir schließlich einen Schubs.“ Vor einem Jahr sei sie übergetreten. „Ich habe einfach länger gebraucht, zu begreifen, dass es ein Geschenk ist, vollständiges Mitglied der katholischen Kirche zu sein.“ 2021 empfing Karin Eberle auch das Sakrament der Firmung. Für sie ein ganz besonderer Tag. „Es war so, wie wenn ich noch einmal heiraten würde.“
Von der Atmosphäre beim Begegnungstag in Speyer zeigte sich Karin Eberle begeistert. „Schön, dass es möglich ist, hautnah jemanden vom Bischöflichen Ordinariat kennenzulernen.“ Auch an der Domführung und der Segensfeier mit Domkapitular Vogelgesang in der Apsis der Kathedrale zum Abschluss der Veranstaltung nahm sie teil. Dabei erhielt jeder ein blaues Bändchen mit der Aufschrift „Sei gesegnet mit Lust am Glauben“. (pede)