Freitag, 30. April 2021
Trotz Schatten auch Licht
Die Corona-Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche des Speyerer Doms aus – Verantwortliche gehen neue Wege
Der Speyerer Dom in all seinen Facetten war Gegenstand eines virtuellen Pressegesprächs am vergangenen Mittwoch. Rede und Antwort standen Domdekan und Domkustus Dr. Christoph Kohl, Dombaumeisterin Hedwig Drabik und die Leiterin des Dom-Kulturmanagements, Friederike Walter. Domkapellmeister Markus Melchiori gab Einblicke in die Dommusik.
Dr. Christoph Kohl sprach von einer nicht einfachen Zeit der Pandemie mit ungeahnten Herausforderungen. Besonders hart habe es den Besucherbetrieb getroffen. Nur ein Fünftel der Führungen und ein Drittel der Besucher seien 2020 im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren zu verzeichnen gewesen – mit entsprechenden finanziellen Verlusten. Auch bei den Baumaßnahmen rechnet der Domdekan mit Einschränkungen aufgrund sinkender Kirchensteuereinnahmen. Darüber hinaus verwies er auf Gottesdienste mit maximal 100 Teilnehmern ohne gemeinsamen Gesang und auf Probleme bei der Nachwuchsarbeit der Dommusik. Um Menschen zu erreichen und zu unterstützen, seien neue Wege gefragt wie die durchgehende Öffnung des Doms sowie digitale Formate und Gottesdienste vor Ort unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Er selbst versende wöchentlich einen Impuls zum Leben in der Corona-Zeit.
Dauerbaustelle Dom
Dass dem Dom die Baustellen so schnell nicht ausgehen, versicherte Dombaumeisterin Hedwig Drabik. Die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten am Vierungsturm sollen Ende des Jahres abgeschlossen werden, kündigte sie an. Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 1,8 Millionen Euro. Davon entfielen auf die Zimmerarbeiten am Dachstuhl allein rund 580 000 Euro. Finanziert werde das Projekt vom Domkapitel, dem Land Rheinland-Pfalz mit einer Kostenübernahme von 40 Prozent, dem Dombauverein, der jährlich einen Beitrag von 130 000 Euro zum Domerhalt beisteuere, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit 57 000 Euro und mit einer großen Einzelspende über 15 000 Euro über die Europäische Stiftung Kaiserdom Speyer.
In Planung ist eine geänderte Wasserführung an der Afrakapelle, um künftig das Eintreten von Feuchtigkeit in die Außenwand zu verhindern. Die kleine Kapelle erhält zudem eine „dem Raum angemessene“ neue Pfeifenorgel. Die Erneuerung der über 30 Jahre alten Lautsprecheranlage, mit der sich eine Arbeitsgruppe seit 2020 beschäftigt, steht ebenso auf der Maßnahmenliste wie die Sanierung der Osttürme inklusive der Turmaufgänge, die zur romanischen Bausubstanz gehören und unter Kaiser Heinrich IV. am Ende des elften Jahrhunderts vollendet wurden.
Defizit beim Tourismus
„Wir vermissen unsere Besucher“, brachte die Leiterin des Dom-Kulturmanagements, Friederike Walter, die touristische Situation auf den Punkt. Seit Beginn der Corona-Krise seien die Angebote wie der Besuch der Krypta und der Kaisergräber oder die Turmbesteigung mit Besichtigung des Kaisersaals erheblich eingeschränkt. Seit dem 2. November ruhten sie sogar komplett – mit Ausnahme „eines kurzen Intermezzos“ im März dieses Jahres. Gerade mal 290 Führungen statt im Schnitt 1 400 pro Jahr hätten 2020 stattgefunden. „Über soziale Medien halten wir Kontakt und haben uns verschiedene Angebote zur digitalen Dom-Erkundung ausgedacht, aber das ersetzt den Besuch vor Ort und das Erleben des Doms in Gemeinschaft nicht“, bekräftigt Friederike Walter. Die entgangenen Einnahmen hätten ein Defizit verursacht, dass 2020 noch ausgeglichen werden konnte. „Für dieses Jahr wird dies wohl nicht möglich sein.“ Ein Hoffnungsschimmer sieht Walter in den Feierlichkeiten zum Jubiläum 40 Jahre UNESCO-Welterbe Dom, das unter anderem mit einem Festwochenende vom 29. bis 31. Oktober begangen werden soll.
Mit weniger Musikern
Auch die Dommusik geht neue Wege, um den Herausforderungen der Corona-Pandemie zu begegnen. Etwa mit Videoclips mit Orgel- und Vokalmusik, die unter dem Titel „Dommusik@home“ auf den eigenen YouTube-Kanal gestellt werden, und Online-Chorproben, wie Domkapellmeister Markus Melchiori erläuterte. Die Dommusik setze aber auch auf Live-Musik, „wann immer es geht“. Derzeit sei die Gestaltung der Liturgien im Dom nur in kleinen Besetzungen mit vier Personen möglich. Dafür nahm die Zahl an musikalischen Einsätzen laut Melchiori deutlich an Fahrt auf. So seien im zurückliegenden Jahr statt eines Hauptgottesdienstes an Sonn- und Feiertagen sämtliche drei sonntäglichen Messfeiern mit kleinen Ensembles gestaltet worden – „ein enormer Vorbereitungs- und Planungsaufwand“. (pede)