Redaktion der pilger

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Wir sind die Familie Jesu

„Jesus unter den Doktoren im Tempel“ – Ausschnitt eines Wandteppichs im Kirchenschiff des Straßburger Liebfrauen-Münsters, 17. Jahrhundert. (Foto: WikimediaCommons / gemeinfrei)

Wenn wir Gottes Wort hören und seinen Willen tun

Wenn es auf den ersten Blick auch so aussehen mag: die Erzählung vom zwölfjährigen Jesus im Tempel ist keine Geschichte von einem widerspenstigen Jesusknaben.
Die ersten beiden Kapitel des Lukasevangeliums – die sogenannte „Kindheitsgeschichte“ – ist eine Art Vorgeschichte vor dem eigentlichen Evangelium. Sie ist der Schlüssel, um das folgende Evangelium richtig lesen zu können. Lukas hat diese Vorgeschichte klar gegliedert in sieben Szenen: Zwei Verkündigungen (an Zacharias und an Maria), Marias Besuch bei Elisabeth, zwei Geburten (Johannes und Jesus), Darstellung Jesu im Tempel und Jesus als Zwölfjähriger im Tempel. Die Vorgeschichte endet dort, wo sie auch begonnen hat: im Tempel, dem Ort, wo Gott und Mensch sich begegnen.

Lukas will aufzeigen: Gottheit und Menschheit verbinden sich in Jesus von Nazaret. Das Kind in der Krippe ist in Wahrheit schon der Messias im Glanz seiner Herrlichkeit und der Zwölfjährige im Tempel weist selbst auf seine besondere Verbindung zu Gott hin.

In der Erzählung der Anfänge ist das spätere Ganze schon präsent: Jesus geht als Zwölfjähriger mit seinen Eltern zum Paschafest nach Jerusalem. Das verweist auf die große Lebensreise nach Jerusalem, als die Lukas den Lebensweg Jesu gestaltet. Mehr als ein äußeres historisches Ereignis ist dieser spätere Weg ein geistiger Weg, der innere Weg Jesu hin zu seinem Ziel, zu Tod und Auferstehung. Jetzt ist es Jesu erstes Paschafest in Jerusalem, aber es bereitet uns vor auf sein letztes Paschafest dort. Auch die drei Tage des Suchens nach dem Knaben lassen die drei Tage vom Tod bis zur Auferstehung anklingen. Als der Knabe Jesus gefunden wird, sitzt er im Kreis der staunenden Gesetzeslehrer, hört zu und stellt Fragen. Später werden die Menschen ihm nachlaufen, um ihm gebannt zuzuhören und sie werden sagen, er spricht wie einer, der Vollmacht hat.

 Die Antwort, die er auf den Vorwurf seiner Mutter gibt, zeigt das Eigentliche und Wesentliche seines Lebens: Er ist der Sohn des himmlischen Vaters. Hier deutet sich schon an, dass Jesus später die familiären Bande hinter sich lassen wird. Er wird sagen: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen“ (Lk 8,21). Die Eltern Jesu verstehen das Wort ihres Sohnes noch nicht. Von Maria wird gesagt: Sie bewahrte all dies in ihrem Herzen. Sie ist die Glaubende und trotz allem Vertrauende.

„Dieser Knabe Jesus ist der kommende Messias.“ Diese Botschaft lässt Lukas wie auf einer Bühne für einen Augenblick aufblitzen. Dann fällt der Vorhang erst noch einmal und der Knabe Jesus reiht sich wieder ein in das familiäre Leben in Nazareth. Er wird seinen Eltern gehorsam sein, wie es heißt, und an Weisheit zunehmen und Gefallen finden bei Gott und den Menschen.

Das Fest der Heiligen Familie geht auf Papst Leo XIII. (1878-1903) zurück. Aber erst 1920 wurde es von Benedikt XV. für die ganze römische Kirche verbindlich eingeführt. Nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanums wurde das Fest auf den Sonntag nach Weihnachten gelegt oder – gibt es keinen Sonntag zwischen Weihnachten und Neujahr – auf den 30. Dezember.

Es geht an diesem Fest genauso wie an Weihnachten um die Inkarnation, die Menschwerdung des Gottessohnes Jesus Christus. Mensch-Werdung geschieht grundlegend in den Beziehungen einer menschlichen Familie und durch die Begleitung menschlicher Eltern. Die Familie bildet nach wie vor für die meisten Menschen den sozialen und emotionalen Rahmen, in dem sich das menschliche Leben entfaltet. Die Familie bleibt ein entscheidender Ort, wo Erbarmen, Güte und Liebe erfahren und geübt werden können und sich bewähren müssen. Und wenn eine Familie sich für Gott öffnet, wird hier auch der Glaube weitergeben.

Karl Rahner weitet den kleinen Raum der Familie zur weltweiten Gemeinschaft. In seinem Text „Die große Freude“ schreibt er: Es muss sich lohnen, Mensch zu sein, wenn Gott an sich selbst nicht genug hatte, sondern dazu auch noch einer dieser Menschen werden wollte, wenn ihm das nicht zu gefährlich oder zu wenig war. Die Menschheit ist keine Herde, sondern eine heilige Familie, wenn Gott selber darunter als Bruder ist. Auf denn! Lasst uns heute gut sein. Gott ist gekommen, ihn, der alles ist, kann uns niemand nehmen. Er ist unser Bruder.(Regina Mettlach)

 

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