Redaktion der pilger

Dienstag, 08. Juli 2025

Ein Fenster zur Ewigkeit: Vivaldis "Vier Jahreszeiten" begeistern seit 300 Jahren

Der irisch-deutsche Violinist Daniel Hope. (Foto: Daniel Waldhecker, auf www.danielhope.com)

Selbst wer klassische Musik nicht mag, kennt Vivaldis "Vier Jahreszeiten" - auch ohne es zu wissen. Das Werk ist als Aufzugsmusik präsent, in Telefonschleifen, in der Werbung und sogar in Videospielen.

Sie hören Klassik-Musik nur, wenn sie poppig oder frisch klingt? Dann ist David Garrett Ihr Mann. Oder lieben Sie klassische Musik nur, wenn sie, nun ja, klassisch klingt? Dann ist die Auswahl groß. Sie bevorzugen es puristisch, Barockmusik gespielt mit Originalinstrumenten? Auch kein Problem: Die "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi gibt es in den verschiedensten Fassungen und für jeden Geschmack. Die Version des britischen Geigers Nigel Kennedy zählt zu den meistverkauften klassischen Alben aller Zeiten.

Auf die "Vier Jahreszeiten" des italienischen Musikers angesprochen, gerät der Geiger Daniel Hope ins Schwärmen. "Le quattro stagioni", so der italienische Originaltitel, "sind weit mehr als vier Violinkonzerte: Sie sind klingende Gemälde, ein barockes Klangtheater voller Farben, Stimmungen und feinster Beobachtungen", sagt der irisch-deutsche Musiker Hope der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Immer wieder neu"
Was ist das Besondere an diesem Musikstück? Der Titel sagt es bereits - jedes der vier Konzerte stellt eine Jahreszeit dar. "Vivaldi hörte das Tauen des Schnees, das Flirren der Sommerhitze, das Flattern der Herbstblätter und das Knirschen des Eises - und machte daraus Musik", erklärt Hope. "Vivaldi hat mit den Vier Jahreszeiten ein Fenster zur Ewigkeit geöffnet. Und wir dürfen hindurchsehen - immer wieder neu."

In diesem Jahr feiert das beliebte Konzert seinen 300. Geburtstag. Der venezianische Priester Vivaldi (1678-1741) ließ die "Vier Jahreszeiten" als Teil seiner Opus-8-Sammlung unter dem Titel "Das Wagnis von Harmonie und Erfindung" gedruckt veröffentlichen. Entstanden ist das Werk vermutlich schon um 1720. Damals war Vivaldi am Hof in Mantua angestellt.

Der Musiker ging einen für seine Zeit innovativen Weg: Er kombinierte die Klänge mit kurzen poetischen Sonetten, die vermutlich von ihm selbst stammen. Diese Texte beschreiben Naturereignisse und Alltagsszenen, die sich direkt in der Musik widerspiegeln - ein Gewitter im Sommer, das Zwitschern der Vögel im Frühling, das Schlittschuhlaufen im Winter.

Entstanden in der Kleinen Eiszeit
Der Komponist lebte mitten in der sogenannten Kleinen Eiszeit, einer klimatisch unbeständigen Phase zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert. In Europa bedeutete das: besonders kalte Winter, häufige Ernteausfälle, verregnete Sommer und gelegentlich extreme Wetterumschwünge. Vivaldi kannte heiße und drückende Sommertage, wie er sie etwa im zweiten Konzert der "Vier Jahreszeiten" beschrieben hat: Die Musik zeichnet das flimmernde Licht, die Hitze und das Aufziehen eines plötzlichen Sturms. Solche Wetterlagen waren damals zwar seltener als heute, aber gerade ihre Unberechenbarkeit prägte das Lebensgefühl der Zeit.

Wer wissen möchte, wie die "Vier Jahreszeiten" geklungen haben könnten, als Vivaldi selbst sie zur Aufführung brachte, der hört sich ein Konzert mit historischen Instrumenten an. Und wie würden sie klingen, wenn Vivaldi sie heute schreiben würde?

Die "Vier Jahreszeiten" und der Klimawandel
Die klassischen Jahreszeiten, wie Vivaldi sie musikalisch beschrieb, haben sich seither deutlich verändert. Der Klimawandel macht die Grenzen zwischen den Jahreszeiten fließend, verschiebt Wetterphänomene und verstärkt Extreme. Auch die bedrohte Artenvielfalt macht sich bemerkbar. Beides wurde in das Projekt "For Seasons" übernommen, das 2019 in der Hamburger Elbphilharmonie zur Aufführung kam. Das Ziel: die Klimakrise hörbar zu machen.

Weltweit gab und gibt es verschiedene Projekte, wie der Klimawandel anhand der "Vier Jahreszeiten" hörbar gemacht werden kann. Auch der Astrophysiker Harald Lesch hat sich mit dem Thema befasst. Er ging im vergangenen Jahr zusammen mit dem Merlin Ensemble Wien auf Tour mit dem Programm "Die Vier Jahreszeiten im Klimawandel".

Seit Vivaldi Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde, stehen die "Vier Jahreszeiten" immer wieder auf Spielplänen von Konzerthallen in aller Welt. Aber auch jenseits des Klassik-Betriebs haben sie tiefe Spuren hinterlassen: Das Werk wurde vielfach adaptiert, etwa als Crossover-Versionen. Elemente aus den "Vier Jahreszeiten" finden sich auch in der Filmmusik, beispielsweise in dem Actionfilm "John Wick 3" oder in der Netflix-Serie "Wednesday". Deshalb ist es tatsächlich schwer, die "Vier Jahreszeiten" nicht zu kennen. (Christiane Laudage/kna)

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