Donnerstag, 17. Februar 2022
Quote verbindlich festlegen

Gabriele Kemper sieht in dem Antrag auf Frauenförderung einen wichtigen Schritt für mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern. (Foto:Van Schie/Archiv)
Diözesanversammlung berät über Frauenförderung und Strategieprozess
Am Samstag, 19. Februar, tagt die Diözesanversammlung, das synodale Gremium im Bistum Speyer. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen ein Antrag zur Frauenförderung und der Strategieprozess des Bistums.
„Der Antrag zur Frauenförderung sieht die paritätische Besetzung von Frauen und Männern in Leitungsfunktionen im Bistum Speyer vor“, erläutert Gabriele Kemper, die Vorsitzende der Diözesanversammlung. Er ist für sie „ein wichtiger Schritt für mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern und um in der Gegenwart anzukommen. Denn die paritätische Besetzung von Ämtern und Positionen sollte in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein.“ Kemper weiß aus verschiedenen Rückmeldungen, dass die Menschen aus unterschiedlichen Gruppierungen den Antrag als durchaus ambitioniert betrachten und ihm wohlwollend gegenüber stehen.
Der Antrag zielt darauf ab, dass sich das Bistum Speyer zur Erreichung einer Frauenquote von mindestens 35 Prozent auf den Leitungsebenen des Bischöflichen Ordinariats, der Regionalverwaltungen und der Pfarreien bis zum Jahr 2030 verpflichtet. Für das Bischöfliche Ordinariat und das Pastoralseminar soll zudem eine paritätisch besetzte Doppelspitze gebildet werden, heißt es in dem Dokument. Er sieht zugleich die Bildung eines Ausschusses der Diözesanversammlung zur Umsetzung der Frauenquote und die Einrichtung einer Personalstelle für eine bzw. einen Gleichstellungsbeauftragten vor.
Gestellt wird der Antrag von sieben Mitgliedern der Diözesanversammlung. „Zur Verwirklichung der Bistumsvision gehört, auf allen Ebenen der Kirche Geschlechtergerechtigkeit Schritt für Schritt Wirklichkeit werden zu lassen“, schreiben die Antragsteller zu ihrer Motivation. Wie weit die Kirche im Bistum noch davon entfernt ist, erläutert Astrid Waller, die den Antrag mit unterzeichnet hat. „Derzeit sind die Leitungspositionen in der gesamten Diözese lediglich zu zwölf Prozent mit Frauen besetzt. Da hat die Kirche noch Entwicklungspotential“, so Waller, die dem Katholikenrat der Diözese angehört.
Gleichzeitig stellt sie klar, „dass unsere Forderung nach einer Frauenquote nicht bedeutet, den Männern etwas wegzunehmen, sondern dass bei einer frei werdenden Stelle genauer geschaut wird, ob sie nicht mit einer Frau besetzt werden kann“. Die festgelegte Quote von 35 Prozent entspreche etwa einem Drittel der Leitungsfunktionen, betont die Geschäftsführerin des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Bistum. Dieses Drittel gelte als entscheidende Größe, um einen Wandel in der Unternehmenskultur zu bewirken. Dabei diene die Quote dazu, im Unternehmen Anreize zu setzen, damit an entscheidenden Stellen langfristig eine Veränderung erzielt werden kann. Waller und den sechs weiteren Initiatoren des Antrags geht es aber noch um etwas anderes: Sie wollen durch einen höheren weiblichen Anteil auf der Führungsebene der Diözese Realitäten schaffen, um Frauen dadurch zu ermutigen, selbst eine leitende Funktion anzustreben.
Beratung über Kriterien als Basis für Strategieprozess
Zweites Schwerpunktthema der Beratungen ist der Strategieprozess des Bistums. „Wir wollen über die Kriterien beraten, die auf der Grundlage unserer Vision entwickelt wurden und die als Basis für den Strategieprozess dienen sollen“, erklärt Gabriele Kemper. Die Bistumsvision soll auf diesem Weg dazu beitragen, „die pastorale Arbeit im Bistum – trotz gewaltiger Einsparungen – neu zu denken“. Neben den insgesamt zehn Kriterien wird auch die Bewertungs- und Entscheidungsmethode bezüglich der Handlungsfelder und Projekte vorgestellt.
Weitere Themen der Diözesanversammlung sind ein Bericht aus der Arbeitsgruppe „Weltsynode“, die Entsendung von Mitgliedern der Diözesanversammlung in den Hauptausschuss, den Diözesansteuerrat und die Schiedsstelle sowie die Bildung von drei Ausschüssen der Diözesanversammlung zu den Themen Ehrenamt, Klimagerechtigkeit und Umsetzung der Bistumsvision.
Die Diözesanversammlung hat die Aufgabe, die Themen und Anliegen der verschiedenen diözesanen Gremien zusammenzuführen und den Bischof zu beraten. Sie setzt sich zusammen aus den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rates, des Priesterrates und des Katholikenrates sowie Vertreterinnen und Vertretern der Ständigen Diakone, der Pastoral- und Gemeindereferenten, der Ordensleute, des Diözesansteuerrates und des Caritasverbandes sowie hinzugewählten Mitgliedern. Aktuell gehören der Diözesanversammlung 114 stimmberechtigte Mitglieder an. (is/pede)