Donnerstag, 05. August 2010
Junge Leute bringen „Steine zum Sprechen“
Eine junge Frau und zwei junge Männer aus drei Ländern führen Touristen bis zum 22. August durch den Speyer Dom – Organisation „ARC“ organisiert Angebot.
Sie kommen aus Deutschland, Italien und Neuseeland: Eine junge Frau und zwei junge Männer werden bis zum 22. August die „Steine des Domes zum Sprechen bringen“. Jerome Raub, Cecilia Vascotto und Ryan Brown-Haysom führen Touristen aus aller Welt vorwiegend in ihrer jeweiligen Muttersprache durch die romanische Kathedrale, um ihnen Geschichte und architektonische Besonderheiten, aber auch den religiösen Geist des fast tausend Jahre alten Bauwerkes näherzubringen. Organisiert wird die Aktion von der internationalen ökumenischen Organisation „ARC“, die in diesem Jahr europaweit Führungen an elf weiteren Kathedralen anbietet. Die drei Buchstaben stehen für das Programm „Accueil – Rencontre – Communauté“ (Empfang – Begegnung – Gemeinschaft).
„Es ist mir eine besondere Ehre, Menschen durch den Dom führen zu dürfen“, bekennt Jerome Raub aus Sachsen-Anhalt, der seine ersten Eindrücke von der Kathedrale als „überwältigend“ bezeichnete. Der 19-jährige Schüler hatte über seinen Bruder, der bereits ARC-Erfahrungen in London machen konnte, über das Projekt erfahren. Im nächsten Jahr steht für den jungen Mann, der derzeit in Bayern lebt, das Abitur an, und danach möchte er eventuell Geschichte studieren.
Cecilia Vascotto liebt die Kunst, „und außerdem bin ich neugierig“ – beste Voraussetzungen für die Teilnahme am ARC-Projekt. Die 26-jährige Studentin für Antropologie aus dem italienischen Triest, die seit einem einjährigen Aufenthalt in Wien die deutsche Sprache beherrscht, kannte den Speyerer Dom bisher nicht. Während ihres Aufenthaltes in der Domstadt möchte sie vor allem jede Menge Erfahrungen sammeln und neue Leute kennenlernen.
2009 hieß der Einsatzort Florenz; in diesem Jahr lernt der Anglikaner Ryan Brown-Haysom aus Neuseeland das UNESCO-Weltkulturdenkmal in Speyer kennen. Derzeit studiert der 28-Jährige in Cambridge Geschichte. Dabei hat er auch schon etwas über das Mittelalter und die Salier erfahren. Kein Wunder, dass es für ihn „aufregend ist, hier zu sein“.
Intensiv wurden die jungen Domführer auf ihre Aufgabe vorbereitet. Zusätzlich gab es mehrsprachige Literatur. „Denn die Studenten, die hierher kommen, müssen keine Vorkenntnisse mitbringen“, bekräftigt Domkustos Peter Schappert. Ihr Auftrag bestehe darin, einen rund 45-minütigen Rundgang vorzubereiten. Dass sie bestimmte Details über den Dom nicht beherrschen können, darüber ist sich der Domkustos im Klaren. Der besondere Charme bestehe jedoch gerade darin, „dass Leute führen, die diese Aufgabe neu übernehmen“.
Außerdem passten diese Art von Führungen zum Dom. Die Kathedrale sei in einer Zeit gebaut worden, die noch nicht von Kirchentrennungen und nationalen Grenzen geprägt gewesen sei. „Wenn Leute aus verschiedenen Nationen und Konfessionen durch den Dom führen, wird etwas zurückgeholt, das zum Dom dazugehört“, so Schappert, der 1991 selbst als internationaler Domführer in Speyer aktiv war.
Untergebracht sind die jungen Domführer im ehemaligen Internatsgebäude des Klosters St. Magdalena. Ein Tag in der Woche ist für die Freizeit bestimmt. Er soll unter anderem für Exkursionen nach Weißenburg und zum Trifels genutzt werden. (Petra Derst)
Die ARC-Führungen im Speyerer Dom finden bis zum 22. August täglich (außer mittwochs) zwischen 9.30 und 12.30 Uhr sowie zwischen 14 und 18 Uhr statt, sonntags zwischen 14 und 17 Uhr (keine Führungen am Fest Mariä Himmelfahrt/15. August). Das Angebot ist kostenlos; Voranmeldung ist nicht nötig.