Freitag, 08. August 2025
St. Magdalena wird geschlossen

Drei Hektar umfasst das Areal des Klosters St. Magdalena. Das rechte Gebäude beherbergt die Grundschule. Gleich dahinter befindet sich die dazugehörige Multifunktionshalle. Die Klosterkirche (links) steht unter Denkmalschutz. (Foto: Klaus Landry)
Dominikanerinnen verlassen am 30. September 2026 ihren alten Standort
Das Kloster St. Magdalena ist untrennbar mit der Stadt Speyer verbunden. 1228 gegründet, hat es im Laufe der Jahrhunderte viele Stürme überdauert und kann auf eine reichhaltige Geschichte zurückblicken. Doch diese Ära wird schon bald zu Ende gehen. Denn die Schwestern verlassen ihren Standort in der Altstadt unweit des Doms und ziehen ins Institut St. Dominikus, das sich neben dem St. Vincentius Krankenhaus in einem anderen Stadtteil befindet. Auf dem Gelände des Klosters der Dominikanerinnen, das 1852 von Bischof Nikolaus von Weis gegründet wurde, beziehen die Ordensfrauen einen eigenen Gebäudetrakt und leben so weiterhin als Schwesterngemeinschaft zusammen. Am 30. September 2026 wird die Klosterpforte in der Hasenpfuhlstraße dauerhaft geschlossen. „Das hat die Generalleitung des Ordens nach sorgfältiger Beratung beschlossen“, wie es in einer Pressemitteilung des Klosters heißt.
Die Gründe für diesen Entschluss liegen zum einen in der Überalterung der Ordensgemeinschaft. Aktuell leben im Mutterhaus noch 16 Nonnen im Alter zwischen 40 und 94 Jahren, darunter vier aus Brasilien und jeweils eine aus Peru und aus Polen. „Die meisten von ihnen haben ein hohes Alter“, bekräftigt die Generalpriorin der Dominikanerinnen, Schwester Roberta Santos da Rocha, im Gespräch gegenüber dem „Pilger“. „Ich trage dafür Verantwortung, dass sie gut versorgt sind.“
Daneben bereiten Schwester Roberta und dem Geschäftsführer des Klosters, Hermann-Josef Bröerken, die wirtschaftliche Situation seit geraumer Zeit Sorgen. „Wir haben hohe Fixkosten, die nicht mehr zu stemmen sind. Die Einnahmen schmelzen drastisch ab, während die Ausgaben für den für 80 Schwestern ausgelegten Betrieb steigen. Allein für das Heizen der Räumlichkeiten müssen wir pro Jahr 100.000 Euro aufbringen“, schildert Bröerken die angespannte Lage. Das Kloster lebe von den Ersparnissen der Schwestern und ihren Renteneinnahmen. Doch die Rücklagen seien auch für deren Absicherung vorgesehen. „Dazu ist der Orden rechtlich verpflichtet.“
Zu den Einnahmen gehört auch das Gehalt einer Dominikanerin, die in der ordenseigenen Grundschule auf dem Klostergelände tätig ist. 2013 hatte die Kongregation die Schule mit musikalischem Schwerpunkt gegründet. „Unabhängig von der Schließung des Klosters wird nach einer langfristigen Perspektive für die Schule gesucht. Gespräche hierzu laufen, der Schulbetrieb ist bis Sommer 2026 gesichert“, werden Schwester Roberta und Geschäftsführer Bröerken nicht müde zu betonen. Auch die Zusammenarbeit mit der Dommusik bliebe vorerst unberührt. Klar sei jedoch, dass der Orden die Einrichtung in absehbarer Zeit nicht mehr weiterführen könne – auch aufgrund ihrer Unterdeckung. Denn die Kosten würden laut Privatschulgesetz vom Land Rheinland-Pfalz nicht zu hundert Prozent refinanziert. „Zum Start der Schule arbeiteten noch sieben Schwestern in der Einrichtung mit, deren Gehälter mit dazu beitrugen, die Schule zu unterhalten. Jetzt ist es eben nur noch eine“, betont Bröerken. Anmeldungen für die darauffolgenden Schuljahre würden aktuell weiterhin entgegengenommen. „Wir hoffen, dass der Unterricht über das nun beginnende Schuljahr hinaus fortgeführt werden kann.“
Bis zur Schließung des Standortes in der Speyerer Altstadt in 14 Monaten gibt es für den Orden noch allerhand zu tun. Am 17. Juli wurden die neun Angestellten des Klosters, die in den Bereichen Küche, Hauswirtschaft, Pflege, Verwaltung und als Hausmeister tätig sind, bei einer Personalversammlung über die Pläne unterrichtet. Ihre Arbeitsverhältnisse werden zum 30. September 2026 gekündigt.
Die Zukunft des drei Hektar großen Areals mit den Gebäuden ist noch ungewiss, es soll allerdings im Eigentum des Ordens verbleiben. „Unser Wunsch ist es, das gesamte Ensemble zu erhalten und einen Investor zu finden, der die Immobilie weiterentwickelt. Zu diesem Zweck werden derzeit Gespräche geführt“, unterstreicht die Generalpriorin und fügt hinzu: „Uns ist dieser historische und für unseren Orden bedeutsame Ort wichtig. Deshalb möchten wir hier wieder Präsenz zeigen. Ich habe Hoffnung, dass das passieren wird. So Gott will, kommen wir gerne zurück.“ Was mit der Edith-Stein-Gedenkstätte passieren soll, ist ebenfalls noch offen.
Darüber hinaus plant die Generalleitung, den Sitz der Kongregation 2026 nach Südamerika zu verlegen. Die Entscheidung darüber und wo genau das Mutterhaus künftig angesiedelt sein wird, fällt das Generalkapitel, das vom 27. Dezember dieses Jahres bis voraussichtlich 10. Januar 2026 in Speyer tagt. Die Kongregation hat sechs Niederlassungen mit insgesamt 23 Schwestern in Brasilien, vier Standorte mit 28 Nonnen in Peru und seit 2023 eine Missionsstation und ein Ausbildungshaus für Ordensfrauen in Kolumbien. Dort wirken sieben Dominikanerinnen.
Das Kloster in der Altstadt aufzugeben, fällt Schwester Roberta nicht leicht. „Wir haben Alternativen geprüft, die Entwicklung unserer Kongregation ehrlich betrachtet und uns extern beraten lassen. Dieser Entschluss ist schmerzlich, aber notwendig“, erklärt die Brasilianerin. Auch ihre Mitschwestern erlebten ein Wechselbad der Gefühle. Die Gemeinschaft sei voller Trauer – obwohl sie wisse, dass es so wie bisher nicht weitergehen könne. „Ich kann das sehr gut verstehen, denn viele von ihnen haben fast ihr gesamtes Leben hier verbracht. Ihnen ein Stück Heimat zu nehmen, ist für mich das Schlimmste“, räumt die 54-Jährige ein. „Doch mit der Verlegung des Standortes der Schwestern möchte ich die Zukunft der Kongregation in Deutschland sichern.“
Das Bistum Speyer bedauert die Entscheidung der Dominikanerinnen, das Kloster in der Hasenpfuhlstraße im kommenden Jahr zu schließen. Aufgrund der Altersstruktur der 16 Schwestern sei dieser Schritt aber durchweg nachvollziehbar. Gleichzeitig dankt es dem Institut St. Dominikus, dass es sich bereit erklärt hat, die Schwestern aufzunehmen und ihnen eine neue Heimat zu bieten. Den Plan, das Kloster nicht zu verkaufen, sondern mit Hilfe von Investoren weiterzuentwickeln, wird vom Bistum ebenfalls wohlwollend aufgenommen. „Es ist uns wichtig, dass die Klosterkirche auch in Zukunft als Gottesdienstort erhalten bleibt. Daher möchten wir die Schwestern gerne auf ihrem Weg unterstützen und hoffen, dass sie den Standort auch weiterhin mit Leben füllen werden“, betont Generalvikar Markus Magin. Ebenso hat die Diözese dem Kloster St. Magdalena Hilfe bei der Suche nach einem neuen Träger für die Grundschule zugesagt. Aus finanziellen Gründen können weder das Bistum noch das Domkapitel die Trägerschaft selbst übernehmen. Das Bistum hofft dennoch auf die Weiterführung der Bildungseinrichtung. Hierzu laufen bereits seit längerer Zeit Gespräche zwischen beiden Seiten. (Petra Derst)