Mittwoch, 13. August 2025
Gedenkfeier zur Erinnerung an ein tragisches Schicksal

Bei der Gedenkfeier, von rechts Pfarrer Albrecht Effler, Gertrud Matthes und Anita Teutsch. Bild: Inge Schade.
Edith Stein: Ihre Worte auf dem Schifferstadter Bahnhof sind mehr als eine geographische Angabe.
„Edith Stein ist Jüdin geblieben und Christin geworden,“ so Pfarrer Albrecht Effler in der Gedenkfeier in der St. Jakobuskirche, zu der die Pfarrei Heilige Edith Stein zur Mittagszeit am 7. August eingeladen hatte, um deren Patronin zu ehren und an ihr tragisches Schicksal zu erinnern. Denn an diesem Tag vor 83 Jahren hielt gegen 13 Uhr ein Deportationszug auf dem Weg nach Auschwitz kurz am Schifferstadter Hauptbahnhof. Diese Aussage ist der letzte bekannte Kontakt von Edith Stein mit der Außenwelt. Im Zug waren 987 Menschen eingesperrt, darunter auch Edith Stein und ihre Schwester Rosa. Hierzu habe es einige Augenzeugen gegeben, darunter auch der damalige Kaplan Ferdinand Meckes aus Ludwigshafen, der nur zufällig am Bahnhof war, weil er auf den Anschlusszug wartete. Dieser habe unter anderem berichtet: „Eine Frauenstimme spricht mich aus einem vergitterten Lukenloch eines Transportzuges an: 'Waren Sie nicht im Konvikt? Ich kenne Sie.' Ich gab zurück: 'Doch – wer sind Sie?' Es kam die Antwort: 'Ich bin Schwester Teresia Benedicta a cruce – wissen Sie: Edith Stein.' Meine Antwort: 'Ich kenne Sie!' Darauf bat sie: 'Bestellen Sie bitte liebe Grüße an Prälat Lauer und die Schwestern von St. Magdalena. Ich fahre gen Osten'. -
„Diese Worte auf dem Schifferstadter Bahnhof sind mehr als eine geographische Angabe“, meinte Pfarrer Albrecht Effler und fügte erklärend anhand des Markus-Evangeliums hinzu: „Als die Frauen, die Jesus bis unter das Kreuz begleitet hatten, nach dem Entsetzen des Karfreitags am Ostermorgen voller Trauer zum Grab gingen, um ihn zu salben, ging im Osten gerade die Sonne auf, und sie vernahmen die österliche Botschaft: 'Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier.'“ - Der Weg, den Edith Stein an der Hand des Herrn gegangen sei, habe nicht in der Gaskammer von Auschwitz geendet, sondern in der Auferstehung mit Christus. Dies bezeuge auch die Kirche. Denn 1986 proklamierte sie Papst Johannes Paul II. Edith Stein zur Märtyrerin, am 1. Mai 1987 sprach er sie im Müngersdorfer Stadion in Köln vor 70.000 Gläubigen selig und am 11. Oktober 1998 in Rom heilig. Sie ist die erste Katholikin jüdischer Abstammung.
Im weiteren Verlauf der Gedenkfeier in der St. Jakobuskirche wurden unter anderem Texte aus Edith Steins Büchern „Aus dem Leben einer jüdischen Familie“, „Das wahre Gesicht Edith Steins vorgetragen und Segensgebete gesprochen. Mitgestaltet wurde die Gedenkfeier von den Pfarreimitgliedern Gertrud Matthes und Anita Teutsch.
Der historische Ort des letzten Lebenszeichens von Edith Stein zwischen Gleis 2 und Gleis 3 wurde an diesem Tag mit Blumen geschmückt und konnte im Laufe des Tages besucht werden, um Edith Stein und allen Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken. (ise)