Redaktion der pilger

Mittwoch, 17. März 2021

Alternativlos

In Jesus ruft Gott uns zu, das Leben zu wählen

Seine Hinrichtung ist eine beschlossene Sache, und ihm bleiben nur noch wenige Tage. Da setzt Jesus spektakuläre, provozierende Zeichen: Zuerst zieht er auf einem jungen Esel in Jerusalem ein, und die Menschen bejubeln ihn, als ob sie wüssten, dass er der heiß ersehnte Messias sei. Dann bindet er sich eine Leinenschürze um, kniet vor den Jüngern nieder und wäscht ihnen die Füße. Genau zwischen diesen beiden großen Zeichen hält er seine letzte öffentliche Rede. Deren erstes Drittel wird am heutigen Sonntag als Evangelium gelesen (Johannes-Evangelium 12,20–33).
Letzte Worte Jesu haben immer den Charakter von Erbe und Vermächtnis. Das ist hier nicht anders: Jesus bietet eine komprimierte Gesamtschau auf seine Sendung, auf seine Verkündigung, auf sein Leben und Wirken. Er führt noch einmal die grundlegenden Linien auf: sein Leiden und Sterben, durch das er die Welt und die Menschen erlöst, seine Erhöhung und Verherrlichung, in die er alle hinein nimmt. Und – im letzten Teil der Rede Jesu, der an diesem Sonntag nicht gelesen wird – die Glaubensentscheidung, die von jedem gefordert ist. So rasch, auf den ersten Blick vielleicht auch verwirrend die unterschiedlichen Themen aufeinander folgen, so einfach ist der Grundgedanke: Sein Tod ist kein dunkles Ende, sondern durch ihn wird Jesus verherrlicht und schenkt denen, die an ihn glauben, das Leben, das Leben in Fülle auf ewig (Johannes-Evangelium 3,14–16; 10,10).
In zwei Bildworten, deren Eindringlichkeit man sich kaum zu entziehen vermag, macht Jesus dies deutlich. Natürlich gilt das Bild vom Weizenkorn, das sterben muss, um reiche Frucht zu bringen, hier zunächst für Jesus selbst. Das genau ist ja der Grund seines gesamten Leben: Er hält sein Leben nicht fest, im Gegenteil: Er gibt es hin. Und die reiche Frucht, die daraus erwächst, ist das Leben in Fülle, in das er uns mit hinein nimmt. Dann ist dieses Bild ein Ruf in seine Nachfolge: Wie Jesus, so sollen auch wir leben, um das wahre Leben zu erlangen. Wer sein Leben „liebt“, das heißt: als letzten, höchsten Wert koste es was es wolle bewahren will, der verliert es, weil es ja ohnehin nicht festzuhalten, also endlich, sterblich ist. Doch wer sein Leben so sieht, wie und was es ist und es deshalb auch loslassen kann und loslässt, sich „verschenkt“ wie Jesus, für andere (Werte, Ziele, Menschen), wird „es bewahren bis ins ewige Leben“: Sein Leben wird ihm da hinein verwandelt. Wer Jesus so nachfolgt, wird ihm auch dorthin folgen, wohin er erhöht und verherrlicht wird.
Das letztlich sagt auch das zweite Bildwort: „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen.“ Sicher meint Jesus damit zuerst das Kreuz, an das er „erhöht“ wird, wie es auch schon der darauf folgende Vers deutet. Sein „ … werde ich alle zu mir ziehen“ heißt, dass dort – in seinem Tod – „alle“ bei ihm sind. Wenn in seinem Tod Rettung, Erlösung vom Tod ins Leben ist, dann bedeutet Erhöhung über die Erhöhung ans Kreuz hinaus Erhöhung in die Verherrlichung. Beides gehört untrennbar zusammen, beides ist ein einziges Geschehen, eine einzige Verherrlichung. Das legt auch schon die Wendung „über die Erde“ nahe, die sicher nicht (nur) dieses Bodenniveau des Golgotha-Hügels meint: Über der Erde, da ist der Himmel, natürlich nicht als Ort, sondern als Sein: die Herrschaft und die Herrlichkeit Gottes, in die Jesus erhöht ist und in der er – wieder biblische Bilder für das Unsagbare und Unvorstellbare – „zur Rechten Gottes sitzt“ und „mit ihm lebt und herrscht in alle Ewigkeit“. Und dorthin – so kündigt Jesus an – „werde ich alle zu mir ziehen“.
Dazu gehört notwendigerweise, dass sich in Jesu Tod und Verherrlichung ein „Herrschaftswechsel“ vollzogen hat: Es wurde – schon jetzt – „Gericht gehalten über diese Welt“ und „der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen“. Nach weit verbreiteten Vorstellungen im Judentum zur Zeit Jesu ist der Satan dieser „Herrscher“ und „diese Welt“ sein Machtbereich, diese in Sünde verstrickte und dem Tod verfallene Welt. Das hat mit Jesu Tod und Verherrlichung ein Ende: Die Macht des Bösen und die Macht des Todes sind „entmachtet“. Und dieser Sieg ist umfassend und vollkommen. Hier beginnt das absolut Neue, das Gott in Jesus gewirkt hat. Zwar besteht auch noch das „Alte“: Es gibt sie ja noch, die Sünde, den Tod – doch ihre Macht ist gebrochen, der Sieg ihnen genommen.
Unser Glaube ist unsere Antwort darauf, besser: unsere Haltung dazu. So ergreift Jesus am Ende noch einmal das Wort und ruft – letztmals – zu diesem alles entscheidenden Glauben an ihn auf (Johannes-Evangelium 12,44–50; diese Passage ist nicht Teil des Evangeliums an diesem Sonntag): Wer glaubt, wird gerettet. Ja, mehr noch: „Wer glaubt, hat das ewige Leben“, schon jetzt (Johannes-Evangelium 6,47). Über die, die nicht glauben, ist nicht Jesus der Richter. Er richtet nicht. Ihr Unglaube richtet. Jesus ist gekommen, zu retten. Seine Sendung, sein Auftrag ist das ewige Leben, dieses Leben in Fülle. In Jesus sagt Gott ein für alle Mal, endgültig zu uns: Leben und Tod lege ich dir vor. Wähle das Leben! (Buch Deuteronomium 30,19). So wählen wir doch das Leben!      
Schreiben Sie Ihre Meinung zu diesem Beitrag an:  Klaus Haarlammert

Artikel teilen:

Weitere Nachrichten

28.07.25
Redaktion der pilger

Spaltung befürchtet

Caritas warnt vor Rückkehr zur Wehrpflicht
28.07.25
Redaktion der pilger

Kirchen-Vandalismus in Bann

Unbekannte beschädigten ein Kreuz und verunreinigten die Sakristei
28.07.25
Redaktion der pilger

Lernen, wie man Leben rettet

Reanimationsunterricht soll in einigen Bundesländern verpflichtend werden
28.07.25
Redaktion der pilger

Erinnerung an Edith Stein

Gedenkandacht am Schifferstadter Hauptbahnhof und Festgottesdienst in Bad Bergzabern
28.07.25
Redaktion der pilger

Zeitreise mit Rätseln und Mode

Familien mit Kindern können in den Sommerferien das Bruchsaler Schloss entdecken
26.07.25
Redaktion der pilger

Papst-Astronom hält außerirdisches Leben für denkbar

"Wir wissen nicht einmal genug, um eine fundierte Vermutung anzustellen", sagt der...
26.07.25
Redaktion der pilger

Kreuz, Segen und Hoffnung für unterwegs

Gottesdienst, Segensgebet und Pilger-Frühstück – so gestärkt sind am 25. Juli in...
25.07.25
Redaktion der pilger

„Hunger als Waffe“: 733 Millionen Menschen hungern

Die Vereinten Nationen haben sich vor zehn Jahren vorgenommen, den Hunger auf der...
25.07.25
Redaktion der pilger

Schraudolph-Gemälde in Vorhalle des Speyerer Doms soll...

Das durch Umwelteinflüsse gefährdete Wandgemälde des bayerischen Historienmalers...
25.07.25
Redaktion der pilger

Statistik: Alte Handys zu Hause gehortet

Wohin mit dem ausgedienten Smartphone? Die wenigsten Altgeräte landen im...
24.07.25
Redaktion der pilger

Prozessionen und Gottesdienste zum Annafest

Am letzten Juli-Wochenende wird vielerorts der Anna-Tag gefeiert. Neben Burrweiler,...
24.07.25
Redaktion der pilger

Kunst unter freiem Himmel

Vom 25. bis 27. Juli 2025 verwandelt sich die Ludwigshafener Innenstadt beim 24....
24.07.25
Redaktion der pilger

Eine Reise ins Reich der Heilkräuter

Kraft tanken im Kloster Reute bei Bad Waldsee, darum geht es bei einem verlängerten...
24.07.25
Redaktion der pilger

Die Hoffnung mit im Gepäck

Irina Kreusch macht sich ab dem 25. Juli mit insgesamt 43 Pilgerinnen und Pilgern...
24.07.25
Redaktion der pilger

Ein Blick vom Speyerer Dom nach New York

Im Rahmen der Fotoausstellung „Horst Hamann – Kaiserdom zu Speyer. Vertical...
24.07.25
Redaktion der pilger

Gespräch mit einem Schweigenden

In Stille durch ganz Deutschland, das ist das Ziel von Daniel Beerstecher. Der...
23.07.25
Redaktion der pilger

Sinkende Geburtenrate trotz vielfachen Kinderwunsches

Familienbund dringt auf Reform von Elterngeld und Elternzeit
23.07.25
Redaktion der pilger

Eines der größten Events des Heiligen Jahres

Rom erwartet Hunderttausende zu katholischem Jugendtreffen
23.07.25
Redaktion der pilger

Senioren aktiv in die Gesellschaft einbeziehen

Deutsche Bischöfe rufen zur besseren Wertschätzung älterer Menschen auf
23.07.25
Redaktion der pilger

Open-Air-Gottesdienst im Pfarrgarten

Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit Frankenthal lädt am 3. August zur Freiluftmesse ein
23.07.25
Redaktion der pilger

Schutzpatron der Winzer

Cyriakus-Wallfahrt am 10. August in Lindenberg
22.07.25
Redaktion der pilger

Christophorus-Fest in Hessheim: Begegnung und Segen für...

Die Kolpingsfamilie Heßheim lädt zu ihrem Christophorus-Fest am Samstag, 26. Juli,...
22.07.25
Redaktion der pilger

Vom 1. FCK bis zur „Trump-Akte"

Ausstellung „Die Pfalz und die Welt" noch bis Ende August im...
22.07.25
Redaktion der pilger

Neue Orientierungshilfe für Engagierte

Bischofskonferenz veröffentlicht Schlussdokument der Weltsynode
22.07.25
Redaktion der pilger

Spender für Katholikentag 2026 in Würzburg gesucht

Warum es trotz Finanzierung von Kirche und öffentlicher Hand noch private Förderer...
22.07.25
Redaktion der pilger

Privilegienfest im Speyerer Dom

Domkapitular Dr. Georg Müller leitet die Lichtermesse am 2. August
22.07.25
Redaktion der pilger

„Frauenrechte in Gefahr!“

Online-Austausch und -Diskussion von kfd und KDFB am 21. August
22.07.25
Redaktion der pilger

Ein unruhiger Sommerurlaub für den Papst

Nicht nur die Weltlage macht Abschalten für Leo XIV. in Castel Gandolfo fast...
21.07.25
Redaktion der pilger

Kirchenrechtliche Anzeige gegen Kölner Kardinal Woelki:...

Wieder steht der Kölner Kardinal Woelki in den Schlagzeilen. Es geht um eine...
21.07.25
Redaktion der pilger

Ludwigshafen: Vorbereitung auf die Jobmesse

"LU can help" bietet Vorbereitung für Jobsuchende an. Zwei Veranstaltungen im...
21.07.25
Redaktion der pilger

Fröhlich singen und feiern

Die Pfarrei Heiliger Ingobertus lädt ein zu einem Gottesdienst namens „SINGO!“ mit...
21.07.25
Redaktion der pilger

Ferien im Wald

Haus der Nachhaltigkeit lädt zu Abenteuern mit Jägern, Luchsen und zauberhaften...
21.07.25
Redaktion der pilger

Dürfen uns an Krisen nicht gewöhnen

Rot-Kreuz-Generaldirektor hat Angst um die Zukunft der Menschheit
21.07.25
Redaktion der pilger

Darauf bei elektronischer Patientenakte achten

Ab Oktober wird die ePA für alle Versicherten in Deutschland Pflicht
18.07.25
Redaktion der pilger

Bistum Trier gründet GmbH für Solar- und Windparks

Um die eigene Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen und zusätzliche Einnahmen zu...
18.07.25
Redaktion der pilger

Picknick-Gottesdienst in Neustadt: Draußen feiern und...

Gottesdienste folgen immer demselben Schema? Nein, Picknick-Gottesdienste im...
18.07.25
Redaktion der pilger

Wallfahrt aus der Pfalz nach Lourdes: Neuer geistlicher...

Auch in diesem Jahr lädt das Pilgerbüro Speyer zu einer Wallfahrt nach Lourdes ein,...
18.07.25
Redaktion der pilger

Aus Nah und Fern zu Mutter Anna

In Wanderschuhen, mit Rucksack und Klappstuhl, auf dem Rad oder mit dem Auto sind...
18.07.25
Redaktion der pilger

Krankenkassen-Chef: Beiträge steigen weiter

Von 17 auf 20 Prozent: Arbeitnehmer müssen künftig wohl noch mehr für ihre...
18.07.25
Redaktion der pilger

Das Lob der Langsamkeit

Die internationale Cittàslow-Bewegung will lebenswerte Orte bewahren. Zum Beispiel...