Donnerstag, 17. Juli 2025
Kirche muss gastlich sein

Offene Türen signalisieren Gastfreundschaft. Kirchen müssen Häuser der offenen Türen sein, in denen jeder willkommen ist. (Foto: AdobeStock/murasal)
Gastlich wie Gott: Gott lädt alle ein, ganz gleich, wie, wer, was jemand ist. Jeder, jede ist angenommen. In so einer Gastfreundschaft leben alle auf. Zum 16. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C
Die Geschichte weckt Widerspruch. Da ist Maria, die zuhört und damit den guten Teil wählt – wie Jesus es ausdrückt. Und da ist Marta, die sich viel Sorgen und Mühe macht. Automatisch fühle ich mich solidarisch mit Marta und ärgere mich auch über Jesus. Einfacher gesagt als getan: Mach dir nicht so viele Sorgen. Aber ich wünsche mir doch, auch so sein zu können wie Maria. Einfach da, im Moment.
Dabei sollten Marta und Maria nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sich Jesus zu Füßen setzen und hören sowie das Dienen sind zwei Seiten, wenn wir als Christen Jesus nachfolgen. Der Dienst am Evangelium, am Wort Gottes und an den Menschen sind zwei entscheidende Aufgaben einer Gemeinde
Ich bleibe an einer Formulierung hängen: Sie nahm ihn gastlich auf. Im Duden steht dazu: in Art oder Verhalten so, dass sich ein Gast wohlfühlt. Wir alle kennen Beispiele für Gastlichkeit: Entweder weil wir es so erlebt oder selbst dafür gesorgt haben: Einladungen zu einem Abendessen mit Wohlfühlatmosphäre und gutem Essen. Ein Hotel, das seinen Gästen einen herzlichen Empfang bietet, und ihnen bei ihren Wünschen behilflich ist. Oder bei Festen: Wenn Gastgeberinnen und Gastgeber darauf achten, dass sich alle Gäste wohlfühlen und gut versorgt sind.
Gastfreundschaft
Insgesamt geht es bei Gastlichkeit darum, anderen Menschen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Wertschätzung zu vermitteln. Es ist eine Haltung des Herzens, die Dankbarkeit und Nächstenliebe fördert. Hier sehe ich unseren Auftrag als Kirche: gastlich sein, weil Gott gastlich ist. Gott lädt ein, schenkt Raum und macht uns die Schöpfung zum Geschenk. Gott lässt uns Gast sein.
Die Gastlichkeit Gottes ist wie ein weit geöffnetes Tor: ein Zeichen der Fülle und des Teilens. Die Atmosphäre ist warm und einladend: Jeder, der eintritt, wird mit offenen Armen empfangen, unabhängig von seiner Herkunft oder seinen Fehlern. Gastfreundschaft ist heilig. Und zwar, weil Gott selbst ein leidenschaftlicher Gastfreund und herzlicher Gastgeber ist. „Du bist willkommen, schön, dass du da bist“.
So kann das Evangelium auch als Einladung verstanden werden, über Gastlichkeit nachzudenken, dem nachzuspüren, auf mich zu schauen, auf Gott zu schauen. Es ermutigt mich, andere Menschen willkommen zu heißen, Beziehungen zu pflegen und eine Atmosphäre der Akzeptanz und des Verständnisses zu schaffen. Vielleicht inspiriert es auch, in eigenem Umfeld eine einladende Haltung einzunehmen, sei es im Zuhause, in der Gemeinde oder im Freundeskreis.
Offene Türen
Das ist Kirche, ein Segensort. In der Bistumsvision heißt es dazu: „MIT EINEM SEGENSORT IST ES WIE MIT EINER OFFENEN TÜR: Sie steht für Begegnung und Gastfreundschaft. Aus der Erfahrung heraus, dass uns bei Gott jederzeit eine Tür offen steht, halten wir es ebenso. Wir laden Gäste ein und gehen selbst in Freiheit durch die offene Tür hinaus, um an anderen Orten zu Gast zu sein, zu lernen und Erfahrungen einzubringen. (…)“
Ich hoffe, dass die Bistumsvision uns unterstützt, dass wir es als Bistumsgemeinschaft schaffen, Kirche zu sein, die für Andere ein Zuhause ist, die die Tür weit aufmacht. Eine gastliche Kirche, die einlädt, aber auch schweigt und hört. Hier findet sich die Verbindung zum heutigen Evangelium: In der Vision gibt es auch einen Raum der Stille: „In die Stille hinein spricht Gott. Die Stille ist ein Segen, weil sie das Hören ermöglicht. Der Segen, der hier erfahrbar wird, ist ein Geschenk und macht Mut, ihn weiterzugeben.“
Das passt zu Maria und Martha: Beides zu seiner Zeit ist gut: Handeln und Hören, Begegnen und Schweigen, bewegen und sitzen. Wenn wir mit Jesus unterwegs sind, bleiben wir beides – Gäste und Gastgeberinnen und Gastgeber, Sorgende und von Gott Umsorgte. (Tanja Rieger)