Redaktion der pilger

Freitag, 21. Februar 2025

Eine Weltreise nach Rom

Der Pilger berichtete 1950 in einer Serie von Beiträgen über die Jugendwallfahrt. Der spätere Pilger-Chefredakteur Ferdinand Schlickel war selbst Teilnehmer und schrieb einen umfangreichen Bericht.

Mindestens alle 25 Jahre ist in Rom ein Heiliges Jahr. Somit auch 1950, kurz nach Ende des Weltkrieges. Pfälzer Jugendliche fuhren damals auf Wallfahrt - und dabei war so ziemlich alles anders als heute...

„Großartig, wunderbar, ein großes Erlebnis!“ In höchsten Tönen spricht Hans Trauth von der Wallfahrt nach Rom. Immer wieder fallen Worte der Begeisterung, wenn er erzählt. Der 92-Jährige berichtet nicht von irgendeiner Wallfahrt. Sondern von der Jugend-Wallfahrt im Jahr 1950 zum damaligen Heiligen Jahr. „Ich erinnere mich an alles recht genau. Es war eine großartige Zeit.“

Die Ereignisse für den damals 17-jährigen Hans aus Landstuhl, er war der zweitjüngste in der Gruppe, begannen am 12. Mai. Im Jugendhaus St. Christophorus in Bad Dürkheim kommen rund 100 Jungen und junge Männer aus der ganzen Pfalz zusammen. Fünf Jahre nach Kriegsende -nach Notzeit und mitten im Wiederaufbau, die Bundesrepublik ist fast noch ein Wickelkind - sind sie für die Wallfahrt nach Rom angemeldet. Alle sind gespannt: Ein Abenteuer steht bevor. „Das war damals eine Weltreise. Heute wäre es ähnlich, wenn man als Jugendlicher auf einen anderen Kontinent reist, nach Amerika vielleicht.“

Nach Rom ist es 1950 sicher beschwerlicher, als heute nach USA: Mit drei Bussen geht es früh am 13. Mai los. Man kommt langsam voran. Stationen sind Kloster Ettal – dort wird im Heuschober übernachtet. Am Gardasee wird einen Abend später gezeltet. Als man in der Nacht darauf Station in Pisa macht, ist es zu spät und zu dunkel, um Zelte aufzuschlagen. „Da hieß es kurzerhand, wir legen uns auf die Wiese und schlafen dort. Das war kalt in der Nacht. Und als wir morgens wachwerden, steht 200 Meter weiter von unserem Park der Schiefe Turm.“ Eine weitere Übernachtung steht an der Klostermauer in Assisi bevor. Alles ist ein bisschen improvisiert. „Jungens aus Pirmasens haben für alle gekocht. Naja, die Suppe war auch mal angebrannt, aber das war nicht schlimm.“ Dann endlich ist Rom erreicht. „Wir haben im Bus ,Großer Gott wir loben dich‘ gesungen, als wir nach Rom reinkamen“, erinnert sich Hans Trauth. Höhepunkte sind für den jungen Mann der Gottesdienst mit dem damaligen Speyerer Bischof Joseph Wendel in der Calixtus-Katakombe. Und natürlich der Petersdom mit der heiligen Pforte. „Den Papst haben wir auch gesehen, Pius XII., er wurde auf einer Sänfte getragen.“ Anlass der großen Messfeier an Christi Himmelfahrt war die Heiligsprechung zweier Ordensgründerinnen. Nach Besichtigungstouren, etwa ans Mittelmeer, in die Albaner Berge und nach Castelgandolfo, gibt es für Hans Trauth auch nachdenkliche Momente: „Wir haben einen deutschen Soldatenfriedhof besucht. 15000 deutsche Soldaten waren dort in Pomezia bestattet.“ Trauth denkt an seine beiden in Russland gefallenen Brüder und betet für sie. Aus der Heimat haben die jungen Leute Erde mitgebracht, die sie auf die Gräber streuen.

Auch die Rückreise ist erlebnisreich und führt an die Adria, nach Ravenna und Padua - wo der Domschweitzer die deutschen Jungen in ihren damals üblichen kurzen Lederhosen glatt rauswirft - nach Venedig. „Meine Reisekasse war leer. Bei der geplanten Gondelfahrt konnte ich nicht mit. Aber die anderen haben mir geholfen und zusammengelegt.“ Über Verona, Brenner und Innsbruck, den Arlbergpass (wo die Pfälzer eine Schneeballschlacht austragen) geht es nach Überlingen an den Bodensee, dort heißt es ein letztes Mal, die Zelte aufschlagen. Anderntags ist wieder Bad Dürkheim erreicht.

Für Hans Trauth, der damals Lehrling in einer Seifenfabrik in Kaiserslautern war, hatte sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt. „Acht Jahre vorher habe ich in der ,Stadt Gottes‘ von den Heiligen Jahren in Rom und der Pforte im Petersdom gelesen. Das war ja mitten im Krieg. Aber ich hab mir in den Kopf gesetzt – da will ich auch mal hin.“

Auch für den 92-Jährigen ist Rom immer noch etwas Besonderes: „Das ist wirklich eine ewige Stadt, ein Zeichen aus der Ewigkeit, mit all den Kirchen der Stadt.“ Die Pracht und die Kunst begeistern ihn ebenso. „Was Michelangelo und all die anderen geleistet haben, ist großartig.“ Viermal war Hans Trauth in seinem Leben in Rom. Zuletzt im Jahr 2000, ebenfalls zum Heiligen Jahr. Da gab es auch ein Nachtreffen der Gruppe von 1950. „Da waren noch 50 von damals mit dabei. Viele leben jetzt nicht mehr. Die anderen schauen von oben zu.“ Bei der diesjährigen Rom-Wallfahrt des Bistums, 75 Jahre nach seinem ersten Besuch, kann Hans Trauth nicht mitfahren. „Ja, schade. Aber wissen Sie, wenn man so alt ist, kommt man nicht mehr so weit raus.“ Aber er habe alles noch ganz deutlich vor Augen. „Die Zeit damals ist mir ganz gegenwärtig. Davon kann ich träumen. Ja, es war einfach wunderbar.“ (hm)

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