Redaktion der pilger

Freitag, 18. Juli 2025

Aus Nah und Fern zu Mutter Anna

Wie an jedem Wallfahrtstag ein anderer Priester die Messe leitet und die Predigt hält, so wechselt auch die musikalische Gestaltung der Wallfahrten. (Foto: Schmalenberg)

In Wanderschuhen, mit Rucksack und Klappstuhl, auf dem Rad oder mit dem Auto sind sie unterwegs zur heiligen Mutter Anna in Burrweiler. Jeden Dienstag im Juli und an zwei Samstagen im August kommen sie: Menschen aus Nah und Fern, die oft aus langer Familientradition die Wallfahrt pflegen und in diesem Jahr das Motto „Pilger der Hoffnung“ hegen.

Für Viele ist es jedes Mal wieder ein ganz besonderes Erlebnis und zugleich ein Ankommen dort, wo man sich hingehörig fühlt: an einem geschützten Ort und freiem Himmel, unter Glaubensbrüdern und -schwestern, denen man sich verbunden fühlt, obwohl man die meist gar nicht kennt. Die Atmosphäre ist entspannt und andachtsvoll zugleich, in die Gespräche, Gebete und Gesänge mischen sich Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter, zwischen und nach den geistigen Angeboten von Rosenkranz, Festgottesdienst und Andacht lädt der Pfälzerwaldverein (PWV) zu Vesper und Schorle, Kaffee und Kuchen in die Annahütte gegenüber.

Ein Bindeglied in Persona ist Heinz Lambert, der als „än echte Burrer“ – also als gebürtiger Burrweiler Bürger – und ehemaliger PWV-Vorsitzender Essenbons und Kerzen gleichzeitig verkauft und die Szene seit Kindesbeinen kennt. Schon als „knapp sechsjähriger Messdiener“ hat er an den Annawallfahrten teilgenommen und – zumindest als Grundschüler – dafür sogar unterrichtsfrei bekommen. „Damals kamen tausende Pilger hinauf zum Annaberg, es wurden drei Messen – eine laute und zwei stumme – gleichzeitig gelesen, 15 Pfarrer nahmen die Beichte ab und die Leute standen dafür Schlange bis zum Wetterkreuz“, erinnert sich der Rentner an heute kaum vorstellbare Dimensionen. Aber auch das ist noch zu toppen: Ganz nach dem Motto „Not lehrt beten“ waren die Höhepunkte der Annawallfahrt nämlich schon in den Jahren der Wirtschaftskrise und der beiden Weltkriege zu verzeichnen. Am 24. Juli 1945, dem ersten Wallfahrtstag nach Kriegsende und Prozessionsverbot, wurden 9.000, wenige Wochen später gar 12.000 Gläubige gezählt und nicht weniger als 48 Geistliche waren als Beichtväter im Dauereinsatz.

Eine solche Dynamik hat die Corona-Pandemie nicht ausgelöst. Ganz im Gegenteil sei die Wallfahrtstradition nach Aufhebung aller staatlichen Restriktionen samt Versammlungsverbot sogar auf der Kippe gestanden, empört sich Lambert, der daraufhin mit Gleichgesinnten den „Widerstand“ organisiert habe. Immerhin galt es, eine fast 300 Jahre alte Tradition vor dem Aussterben zu bewahren, die ihren denkwürdigen Ursprung am 1. Mai 1749 in Form einer „Buß- und Bittprozession“ gegen die damals wütende Pest hatte. Aus Dankbarkeit für die augenblicklich wahrgenommene Rettung vor dem grassierenden Schwarzen Tod gelobten die Gläubigen „auf ewig eine Wallfahrt am 1.Mai“, und aus diesem bis heute eingehaltenen Gelübde heraus ist auch die Wallfahrt in den Wochen rund um den Namenstag der Schutzpatronin am 26. Juli erwachsen.

Gebete und Gesänge im Grünen
Zu den Ehrenamtlichen, die den Fortbestand des überlieferten Brauchs möglich machen, gehören auch Monika Braun aus Weyer und Edith Lamb aus Hainfeld als aktive Mitglieder des „Fördervereins St. Annakapelle“. An den Wallfahrtstagen sind sie und ihre Mitstreiter mit einem Stand für religiöse Produkte vertreten, der auch deshalb so großen Anklang findet, weil die Kerzen, Rosenkränze und Schutzengel, die man hier erwerben kann, direkt im Rahmen der Messfeier geweiht werden. Ganz neu im Sortiment ist eine Kerze mit dem modernen Motiv der Anna Selbtritt, das auch über dem Eingang der Kapelle und damit über dem Zelebrationsaltar für die Gottesdienste unter freiem Himmel schwebt. Hierhin wendet sich der Blick der Gläubigen, die auf einem arenaähnlich abgestuften Rund aus Felsplatten oder den ringsum aufgestellten Bänken sitzen, wenn der Gottesdienst nach gewohntem Ritual mit feierlicher Prozession und Aussetzung des Allerheiligsten sowie dem Annagebet seinen Lauf nimmt.

Pfarrer Achim Dittrich, dem als Kooperator der Pfarrei Heilige Anna Edenkoben, zu der auch die Gemeinde Burrweiler zählt, die Organisation der Annawallfahrt obliegt, hat für jeden Wallfahrtstag einen anderen Prediger eingeladen. Zum Auftakt am 1. Juli kam Weihbischof Otto Georgens auf den Annaberg, zum Ausklang am 16. August wird Bischof Karl-Heinz Wiesemann erwartet. Auch die Musikgruppen, die der Orgel Gesellschaft leisten, wechseln bei jeder Veranstaltung. So gewinnen die Pilger stets neue Eindrücke am immer gleichen Ort. In diesem Jahr ist Dekan Stefan Haag aus Kirchheimbolanden der Geistliche mit dem weitesten Anfahrtsweg. In seiner Predigt am zweiten Wallfahrtstag interpretierte er das Motto „Pilger der Hoffnung“ auch als ein Streben nach innerer Freiheit, als spirituelle Überwindung von Grenzen über den Tod hinaus durch den Glauben an das ewige Leben. „Kirche sollte missionarisch sein und unabhängig von Geld eine Herzenssache.“ Genau dies, so versicherte er seinen aufmerksamen Zuhörern, vermitteln auch die Annapilger und die vielen Helfer, die diese Wallfahrt und das damit verbundene Zeichen der Hoffnung möglich machen.

Religiöses und Wandern verbinden
Einer dieser Pilger ist der 65-jährige „Erich aus Waldrohrbach“, der mit seiner Mutter „schun als kläner Bu“ hierher kam und diese religiöse Tradition mit seiner Leidenschaft fürs Wandern verbindet. Denn die Annakapelle, die auf dem östlichen Ausläufer des fast 600 Meter hohen „Teufelsberges“ einen traumhaften Blick über die Rheinebene bis hin zu den Ausläufern des Odenwalds und des Schwarzwalds freigibt, ist auch ein guter Ausgangsort für weit verzweigte Touren durch den Pfälzer Wald. (Brigitte Schmalenberg)

Zum Annaberg
Annawallfahrten finden noch am 22. und 29. Juli sowie am 9. und 16. August statt. Um 9 Uhr ist Rosenkranz und Beichtgelegenheit, um 10 Uhr Wallfahrtsamt mit Prozession, um 13 Uhr Andacht zur heiligen Anna. Pendelbusse fahren ab 8.30 Uhr in Burrweiler vom Parkplatz „P1 Pfarrgarten“ und „P3 –Festhalle“.

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