Redaktion der pilger

Donnerstag, 15. Februar 2018

Uns steht der Himmel wieder offen

In Jesus Christus ist die Entmachtung des Bösen längst gesichert – Gedanken zum Markus-Evangelium 1, 12–15 von Pastoralreferentin Regina Mettlach

Nur ein paar Verse, die es aber in sich haben. Beim Kochen sprechen wir vom „Reduzieren“, wenn ein Teil der Flüssigkeit verdampft und eingekocht wird. Zurück bleibt „Essenz“, eine Konzentration von Aromen. Markus macht es ähnlich: Er lässt erst einmal vieles weg, was man auch noch sagen könnte. In den ersten beiden Versen unseres heutigen Evangeliums gibt er in auffallender Kürze einen Schlüssel an die Hand, der sein Evangelium aufschließen soll. Seine „Aromen“ sind die Motive „Geist“ und „Wüste“, die Dauer von vierzig Tagen, Jesu Gemeinschaft mit den wilden Tieren und der Dienst der Engel. In diesen wenigen Begriffen ist ein ganzes Programm verborgen, das es zu entschlüsseln gilt.

Markus will nicht mit vielen Details eine Begebenheit aus dem Leben Jesu erzählen, sondern es geht ihm um die Frage: „Wer ist Jesus?“ Seine Antwort: Jesus ist der vom Alten Testament Verheißene, der den verschlossenen Himmel wieder öffnet. In ihm ist der Geist Gottes am Werk. Der Kampf mit den widergöttlichen Mächten ist eröffnet – und schon entschieden.

Gleich im ersten Satz des heutigen Evangeliums verbinden sich die beiden Motive „Geist“ und „Wüste“. Bei der Taufe Jesu hatte sich der Himmel geöffnet und der Geist war in Gestalt einer Taube auf Jesus herabgekommen und eine Stimme bekannte: „Dieser ist mein geliebter Sohn. An ihm habe ich Gefallen gefunden“ (Markus-Evangelium 1,7–11). Nun treibt derselbe Geist Jesus in die Wüste. Dahinter steht die alte Anschauung: Zwischen der Berufung und dem Auftreten des göttlichen Boten liegt eine besondere Zeit der Zurüstung. Wüste ist nicht primär ein geographischer Ort. Es ist die Stelle, an der die Heilszeit anbricht. Deshalb ist auch das Unterfangen des Teufels, Jesus zu versuchen, von vorneherein aussichtslos. In der Wüste hat der Teufel keine Macht mehr. Denn dort ist der Mensch ja gerade auf dem Weg, die teuflische Versuchung hinter sich zu lassen, die darin besteht, wie Gott sein zu wollen.

Unsere Erzählung erwähnt das Wirken des Satans nur in einem Nebensatz. Denn die Entmachtung des Bösen ist längst gesichert, seit Gott Jesus berufen hat. Alles Folgende, besonders die Dämonengeschichten, zeigen eindrücklich die Ohnmacht der teuflischen Mächte, wo immer Jesus ihnen begegnet.

Der Weg in die Wüste ist kein Spaziergang, vielmehr heißt es: Der Geist „trieb“ Jesus in die Wüste. Wüste, das ist der Ort des Loslassens von allem Diesseitigen und des Sich-Einlassens auf Gott und seinen Ruf. Es ist aber auch der Ort des Auf-sich-selber-Zurückgeworfenseins, des Schreckens, des Hungers, der Kälte und Hitze. Es ist der Ort der Dämonen, der Auseinandersetzung mit sich und der Natur, der Anfechtung und der Versuchung. Wüste ist innerer Kampf – Ort des Ertragens, des Kreuztragens schon jetzt. Jesus hatte in der Wüste seine Erprobung und er bestand sie.

Jesus gewinnt die Gottesnähe zurück, die die Menschen durch die Verführbarkeit von Adam und Eva verloren hatten. Er bewährt sich da, wo sie scheiterten. Deshalb nennen wir Jesus auch den „neuen Adam“. Durch ihn ist der Zugang zum Paradies nun nicht mehr verschlossen, sondern wieder geöffnet.

Es gehört zu den Zeichen der Heilszeit, dass die paradiesischen Zustände des Anfangs wiederkehren, als Mensch und Tier noch in Eintracht miteinander lebten. Deshalb kann Jesus bei den wilden Tieren leben. Wir kennen dieses Motiv auch aus den Heiligenlegenden. Sie stellen die Heiligen gerne in friedlicher Gemeinschaft mit wilden Tieren dar. Und auch die Cherubim haben ihre Schwerter weggelegt, mit denen sie Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hatten und dienen Jesus. Ihre Gegenwart bedeutet nun wieder Heil. Wer sich unter den Schutz des Höchsten stellt, den „behütet er auf allen seinen Wegen“.

Jesus ist nicht der Erste, der in der Wüste der Versuchung begegnet. Vielmehr nimmt er die Geschichte seines Volkes auf. Im Judentum spielt die Zahl 40 eine Rolle als Zahl der Gottesnähe. Wir werden erinnert an die schwierige, aber heilvolle Wüstenwanderung Israels, an die Wüstenwanderung des Elija unter dem Beistand eines Engels und an den Aufenthalt des Mose auf dem Gottesberg Horeb. Auch die Apostelgeschichte nimmt diese Zahl auf und berichtet von 40 Tagen, während derer der Auferstandene seinen Jüngern erscheint.

Jesus kann nun die erfüllte Zeit und das nahe gekommene Reich Gottes verkündigen. Er trägt das Evangelium in die Welt hinein. Begonnen hat es in der Wüste d.h. jenseits aller menschlichen Sicherungen. Weitergetragen wird es, wo immer das Evangelium Gottes verkündet wird. Darum verkündet die Kirche jedes Jahr am Ersten  Fastensonntag das Evangelium von der Versuchung Jesu. Mit Jesus machen wir uns auf den Weg in die Wüste und dann weiter nach Jerusalem. Wir begleiten ihn nach Getsemane und Golgota und stehen an seinem leeren Grab, dem Zeichen seiner Auferstehung. Ostern war in der frühen Kirche der Tauftermin. Wir sollen uns erinnern, dass seit unserer Taufe die Karten für uns neu gemischt sind. Gott hat nun seine Hand im Spiel.

Vielleicht kann die Fastenzeit für uns Getaufte so etwas sein wie das „Reduzieren“ beim Kochen. Wir lassen die überflüssigen Substanzen verdampfen, um zur Essenz unseres Glaubens zu gelangen, die da heißt: Durch die Taufe sind wir mit Christus begraben worden und auferstanden. Durch ihn steht uns der Himmel wieder offen.

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