Redaktion der pilger

Dienstag, 06. April 2021

Spirituell in Bewegung sein

Läufer vor dem Speyerer Dom

Martin Fischer ist seit rund einem Jahr Geschäftsführer des DJK-Diözesanverbandes und zuständig für 22 DJK-Vereine in der Diözese. Wenn er einmal richtig abschalten möchte, zieht er die Laufschuhe an und läuft los. (Fotos: Christine Kraus)

Man läuft und läuft und ist plötzlich im Flow und alles geht von selbst. So beschreibt Martin Fischer den Zustand, der sich beim Laufen früher oder später einstellt.

Viel Blut und Sauerstoff geht in die Muskulatur, das Gehirn schaltet einen Gang runter und man kommt raus aus dem Hamsterrad. „Dieser Zustand ist vergleichbar mit dem von Kindern bis zu vier Jahren. Sie sind ganz im Hier und Jetzt, grübeln nicht über die Zukunft oder die Vergangenheit nach“, erklärt Martin Fischer. 

Diese gleichförmige Bewegung beim Joggen, Walken oder Wandern ist eine gute Voraussetzung für spirituelle Erfahrungen. Manchmal ist es die Natur, die inspiriert oder ein schöner Sonnenaufgang. Es kann aber auch ein Satz aus der Bibel sein, der Tageslosung oder dem Stundengebet. Diesen Satz nimmt Fischer mit auf die Strecke, überlegt, warum ihn der Satz anspricht, oder er nimmt ihn schlicht als Rhythmus für die Laufschritte. So erreicht er einen meditativen Zustand. „Manchmal verschwimmt dann die Grenze zwischen dem Ich und dem was draußen ist. Das muss passieren, man kann es nicht willentlich herbeiführen. Wenn man versucht, es zu ergründen, ist es weg.“ Besonders gern läuft er im Dunkeln. Man sieht nicht alles, der Körper setzt Adrenalin frei und es kostet weniger Überwindung, loszulaufen. 

Zum Laufen ist der 46-jährige, der in der Südpfalz aufgewachsen ist, während seiner Bundeswehrzeit gekommen. „Wir mussten jeden morgen vor dem Frühstück sieben Kilometer laufen“, erzählt er. Angenehm sei das nicht gewesen, wer zu langsam war, hatte weniger Zeit zum Duschen und beim Frühstück. Also lief er abends gleich noch einmal, um fit zu werden und fing an, dem Laufen positive Seiten abzugewinnen. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt und eine Weile im Schuldienst entschied sich Martin Fischer, ins Bistum Speyer zurückzukehren und den Pastoralkurs zu absolvieren. Während der drei Jahre, die er als Pastoralreferent in Hauenstein verbrachte, etablierte er dort das Angebot „Spirituelles Laufen“ in einer Gruppe. Das war ein missionarisches Projekt, um auch Menschen, die der Kirche nicht so nahe stehen, zu erreichen. Fischer freut sich, dass die Gruppe heute noch besteht und auch ohne ihn weiter macht. „Diese Gruppendynamik finde ich unheimlich wichtig“, sagt er. 

Staffelübergabe in schwierigen Zeiten
Durch dieses Projekt wurde Rainer Mäker, der damalige Bildungsreferent des DJK-Diözesanverbandes, auf Fischer aufmerksam. Denn die Verbindung von Bewegung und Spiritualität spielt auch bei den von Rainer Mäker entwickelten Angeboten „Spiritualität des Unterwegsseins“, „Walking to Heaven“ oder „Bewegung und Besinnung“ eine wichtige Rolle. Zu diesem Zeitpunkt ahnte Martin Fischer noch nicht, dass er nach weiteren drei Jahren als Pastoralreferent in Bellheim im Mai 2020 die Nachfolge von Mäker antreten und damit die DJK-Geschäftsstelle im Bistum führen würde. Die Stelle, an der die Fäden der Mitgliedsvereine zusammenlaufen. Mitten in der Corona-Pandemie ist natürlich nicht gerade der optimale Zeitpunkt für eine reibungslose Übergabe einer Geschäftsstelle. Doch Fischer beißt sich durch. Statt Nordic Walking Fortbildungen und Übungsleiterausbildung zu organisieren, stehen jetzt Präventionsarbeit und Schutzkonzepte für den Verband und deren Umsetzung in den Vereinen oder die Digitalisierung von Sportvereinen ganz oben auf der Prioritätenliste.

Viele Sportarten und 10 000 Mitglieder
Rund 10 000 Mitglieder haben die 22 DJK-Vereine im Bistum Speyer im Moment. Die meisten Vereine sind in Rheinland-Pfalz, und da in der Vorderpfalz angesiedelt, sechs Vereine im Saarland. Die Sportarten, die in den DJK-Vereinen betrieben werden, sind ganz unterschiedlich. In Schifferstadt wird Fußball gespielt, Limburgerhof bietet ganz viele Sportarten vom Laufen über Tischtennis bis zum Tanzsport. In Landau sind die Segelflieger ansässig, in Albersweiler trainieren Bogenschützen, in Bobenheim-Roxheim gibt es neben dem Sportverein eine Wanderjugend. Manche Vereine haben sich auf eine Sportart spezialisiert, andere haben ein breiteres Angebot. „Wir haben wirklich eine sehr große Bandbreite“, sagt Martin Fischer.

Die Verbindung der Sportvereine zur katholischen Kirche ist vielleicht nicht auf den ersten Blick zu sehen, doch der Verband wird, wie andere Erwachsenenverbände auch, vom Bistum gefördert. Die DJK entscheidet dann selbstständig über die Verwendung der Gelder. In der Geschichte der DJK haben viele Pfarreien Grundstücke für Vereine zur Verfügung gestellt, und früher gab das Bistum auch Bauzuschüsse. „Wir sind ökumenisch offen für alle Leute, aber die Vereine sind angehalten, sich sozial zu engagieren. Zum Beispiel durch integrative Arbeit“, erklärt Fischer. Die meisten DJK-Vereine haben auch noch einen offiziellen Präses. „Früher war das der Kaplan, der hat dann in der Mannschaft mitgekickt“, sagt Fischer und erinnert sich an einige recht sportliche Geistliche. Dennoch würden die klassischen DJK-Vereine, die sich noch mit ihrer Pfarrei identifizieren, immer weniger. Ein Grund dafür sei die Zusammenlegung der Pfarreien. „Wenn der zuständige im Seelsorgeteam nicht mehr vor Ort ist und keine Zeit hat, geht viel verloren“, stellt Fischer fest. Kontakte müssten neu geknüpft werden, die Vereine sich neu vernetzen.

Pandemie bereitet Sorgen
Die gute Nachricht: Nachwuchssorgen haben die DJK Sportvereine generell nicht. Zwar hat die DJK im Coronajahr rund 500 Mitglieder verloren, einige Vereine haben aber sogar neue Mitglieder bekommen, als zwischen den Lockdowns Sporttreiben wieder erlaubt war. Dennoch hat die Pandemie den DJK-Vereinen arg zugesetzt, stellt Fischer fest. „Da gibt’s eine große Frustration: Die Profis dürfen Sport machen, im Hobbybereich geht das nicht.“ Problematisch sei auch, dass Sportstätten zeitweise von Schulen belegt seien, die große Räume benötigten. Auch finanziell ist die Corona-Pandemie eine große Belastung. Gerade in dörflichen Regionen fällt durch die abgesagten Feste, die sonst von Sportvereinen organisiert werden, eine wichtige Einnahmequelle weg. „Das ist ein Schlag ins Kontor, lange können das einige Vereine nicht mehr mitmachen.“ Immerhin gebe es im Saarland anders als in Rheinland-Pfalz unbürokratische Coronahilfen. Saarbrücken hat 2020 pauschal Corona-Hilfen gezahlt, Mainz nur für insolvenzbedrohte Vereine.

Zur Nachahmung empfohlen: Abschalten!
Nicht nur für Sportvereine ist es im Moment nicht einfach. Alles ist gerade in Bewegung, verlässliche Planung ist schwierig. Andererseits ermöglicht Bewegung und Unterwegssein auch spirituelle Erfahrung und das Bedürfnis danach ist bei vielen da. Pilgern ist so beliebt, wie lange nicht mehr. Viele Menschen zieht es im Corona-Lockdown hinaus in die Natur. Sie nehmen vielleicht gerade die kleinen Wunder der Schöpfung viel intensiver wahr, als sonst. „Unterwegssein ist auch ein Sinnbild des Lebens. In der Bibel gibt es ziemlich viele Geschichten über Menschen, die unterwegs sind“, erklärt Martin Fischer.

Frauen, die spirituelles Unterwegssein mit Anleitung in der Gruppe ausprobieren möchten, haben dazu Gelgenheit vom 25. bis 27. Juni bei der Auszeit „Bewegung und Besinnung für Frauen“ in der Heilsbach bei Schönau. Wer sich gerne mehr über spirituelles Laufen informieren möchte, dem empfiehlt Fischer die Seite www.spirituelles-laufen.de. Auch auf der Homepage der DJK gibt es künftig eine Rubrik „Spirituelles Laufen“. In der Rubrik „Service“ gibt es Informationen zum Format „Walking to Heaven“, das der Landesarbeitskreis „Kirche und Sport“ vor einigen Jahren entwickelt hat und das an verschiedenen Orten angeboten wird. Eine App zu dem Thema ist angedacht. Dr. Christine Kraus

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