Mittwoch, 16. Juni 2021
Mit Mut und Kraft Neues ausprobieren

Seit zehn Jahren ist Ottmar Dillenburg als Generalpräses tätig. Im Oktober endet seine Amtszeit. Dann wird er in sein Heimatbistum Trier zurückkehren und eine neue Aufgabe übernehmen. (Foto: Kolping)
Generalpräses bestärkt die Kolpingfamilien
„Kolping Gegenwart und Zukunft – Lokal und International“ – dieses Thema beleuchtete Monsignore Ottmar Dillenburg, Generalpräses von Kolping International, in einem Online-Vortrag am 10. Juni. Dabei ging es um Rückblicke, Vorausschau und die Rolle des Sozialverbands in der Welt.
„Es ist das vierte Online-Event im Diözesanverband Speyer“, sagte Harald Reisel, Diözesanvorsitzender und Vorsitzender der Kolpingfamilie Dahn, und begrüßte die Gäste, die aus der Schweiz und von Passau bis zum Main zugeschaltet waren. Der Generalpräses referierte von Köln aus und startete seinen Vortrag mit einem Verweis auf die Kolping-Anfänge. Als Gesellenverein 1846 gegründet, habe sich seither vieles verändert. „Seit 100 Jahren dürfen nicht nur Priester, sondern auch Laien an der Generalversammlung teilnehmen, 1966 wurden Frauen und Mädchen in die Gemeinschaft aufgenommen, und 1970 hat eine fortschreitend professionelle Internationalisierung eingesetzt.“
Heute sei Kolping International in 60 Ländern vertreten, umfasse 46 Nationalverbände, 8 300 Kolpingfamilien und 400 000 Mitglieder. In Asien und Afrika lege der Verband zu und fange damit den Mitgliederschwund andernorts auf.
„Die Welt von Kolping ist weit gefasst. Uns zeichnet der Mut zum Wandel aus. Wir möchten als tätige Gemeinschaft, die Solidarität lebt, wahrgenommen werden. Nicht nur Ideen zu haben, sie auch umzusetzen, das ist unser Pfund“, sagte Ottmar Dillenburg und äußerte deutlich den Wunsch, „dass die Kolpingfamilien sich nicht bräsig ergeben, sondern den Mut haben, etwas auszuprobieren.“
Es sei wichtig, Potentiale zu erkennen und Kräfte zu wecken, um Hilfe zur Selbsthilfe leisten zu können. Für diejenigen, die am Rand stehen, die physisch, psychisch und sozial Schwachen. „Weil es viele Nöte gegeben hat, gibt und geben wird.“ Auf seinen Reisen in Afrika, Asien und Lateinamerika habe er Menschen in Elend und Armut gesehen. „Alleine können sie sich nur selten daraus befreien. Ihnen dabei zu helfen ist eine unserer Aufgaben“, so Dillenburg und führte diverse Projekte an. Auch Deutschland sei nicht frei von sozialen Problemen. Altersarmut und Alterseinsamkeit seien virulente Themen. Große Relevanz komme auch dem Klimawandel und der Erhaltung der Artenvielfalt zu. „All diese Themen müssen wir an die Frau und den Mann bringen. Deshalb dürfen wir kein geschlossener Verein sein, als der wir oft gesehen werden. Wir müssen die Menschen ansprechen, um ihnen die Schwellenangst zu nehmen.“
Ein weiteres großes Thema sei die katholische Kirche. „Unsere Kirche ist erstarrt. Es gibt unwahrscheinlich viele Regeln und es kommen noch neue dazu. Manche halten sich sklavisch daran, anstatt auf Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu setzen“, sagte der Generalpräses und verwies auf den „unglaublichen Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen und gleichgeschlechtlichen Paaren“. Außerdem könne sich die Kirche in Sachen Demokratie und die gleichberechtigte Einbeziehung von Frauen eine Scheibe vom Kolpingwerk abschneiden. „Wir wollen, dass sich Politik, Wirtschaft und Kirche ändern. Deshalb wünsche ich mir, dass die Kolpingfamilien Selbstbewusstsein an den Tag legen und noch viel mehr ermöglichen. Wir tun viel Gutes, dadurch trägt sich unser Verband weltweit. Aber vergesst bei allem die Freude nicht“, legte er den Teilnehmenden ans Herz, bevor Moderator Harald Reisel die Gesprächsrunde eröffnete. Dabei galt das Interesse nicht zuletzt der Aufgabe, die Ottmar Dillenburg übernimmt, wenn im Oktober seine Amtszeit als Generalpräses endet. Doch das blieb auch an diesem Abend noch ein gut gehütetes Geheimnis. (friju)