Donnerstag, 18. November 2010
Die Katastrophe nach der Katastrophe
In Haiti steigt die Zahl der Cholera-Opfer von Stunde zu Stunde
Die kirchlichen Hilfswerke rufen zur Solidarität mit Haiti auf. Der Cholera-Ausbruch verschärft die ohnehin schwierige Situation der Menschen in Haiti, das zu Beginn des Jahres von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde. „Das Land steht am Abgrund, Hilfe ist dringend erforderlich“, so die Vertreter der Hilfswerke. Auch die Bundesregierung hat zur weiteren Unterstützung der notleidenen Menschen aufgerufen. Die kirchlichen Hilfswerke und Caritas International bemühen sich, die Ausbreitung der Cholera einzudämmen.
Wer hier helfen möchte, kann dies auch über die Aktion Silbermöwe tun durch eine Spende auf das Konto 36340 bei der Liga-Bank Speyer (BLZ 75090300). Stichwort: Haiti.
Stärkung der Laien gefordert
Politische Eröffnung der Adveniat-Aktion mit Weihbischof Otto Georgens
„Wir müssen uns wieder öffentlich zum Christsein bekennen“, das hat Maria Flachsbarth, Kirchenbeauftragte der CDU-CSU Bundestagsfraktion, von den Laien in Deutschland gefordert. Neben einer innerkirchlichen Strukturdebatte gehe es in der Bundesrepublik vor allem um Remissionierung und Reevangelisierung, sagte Flachsbarth. Christen seien „gerufen und berufen“, sich für ihre Kirche einzusetzen. „Engagiert in Kirche und Gesellschaft“, lautete der Titel der Podiumsveranstaltung in der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz am 9. November in Berlin, bei der Vertreter aus Politik und Kirche auf Einladung von Adveniat und dem Bistum Speyer zusammenkamen, um über das Engagement von Laien in Deutschland und in Lateinamerika zu sprechen.
„Meine Hoffnung ist, wenn wir nach Lateinamerika blicken, dass wir hier wieder viel mehr Mut entwickeln“, betonte Hans Joachim Meyer, Staatsminister a. D. und ehemaliger Vorsitzender des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken. Was die Menschen in Lateinamerika zeigten, das sei „die befreiende Wirkung des Evangeliums“ – obwohl sie sich durch ihr Bekenntnis zum Christentum und das daraus erwachsende soziale und politische Engagement oftmals in Lebensgefahr begäben. Die Kirche in Deutschland müsse nach vorne schauen und sich der neuen Gesellschaft stellen, sagte Meyer. Grundvoraussetzung dafür sei die ausnahmslose Umsetzung der Forderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Die Kirche in Deutschland stehe vor neuen Herausforderungen, sagte Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka, „wir müssen uns fragen, wie Kirche vor Ort bleiben kann.“ Das betonte auch der Speyerer Weihbischof Otto Georgens: „Wir dürfen lokale Identität nicht platt machen. Wir brauchen Basisgemeinden in Deutschland.“ Dies sei nur durch eine Stärkung der Arbeit der Laien möglich. „Dieses Engagement muss wachsen dürfen“, sagte Georgens. Ein gutes Beispiel dafür seien die „Delegados de la Palabra“, die Wort-Gottes-Dienst-Leiter. Allein in Honduras, einem kleinen Land mit sieben Millionen Einwohnern, gebe es heute rund 17000 von ihnen. „Ohne ihre tatkräftige Mitarbeit wäre dort kirchliches Leben ärmer. Das hat auch Auswirkungen auf die Gesellschaft“, sagte Georgens.
Eine Stärkung der Laien, insbesondere der Frauen, forderte auch Grünenpolitikerin und Staatsministerin a. D. Christa Nickels. Ohne das Engagement der Frauen gäbe es in Deutschland keine Kirche mehr. Zudem müsse sich die Kirche in der Bundesrepublik konsequenter den Herausforderungen der säkularen Gesellschaft stellen, sagte Nickels.
Die Podiumsdiskussion war der politische Auftakt zur Adveniat-Aktion 2010, die am 28. November in Speyer eröffnet wird. „Ihr werdet meine Zeugen sein“, lautet das Thema der bundesweiten Kampagne. Im Mittelpunkt steht das Engagement der Laien in Kirche und Gesellschaft Lateinamerikas, insbesondere in den Ländern Honduras, El Salvador und Brasilien. Darüber hinaus möchte Adveniat zum Austausch mit Gemeinden in Deutschland einladen: Wie können Laien in Deutschland und Lateinamerika voneinander lernen? Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Welchen Schwierigkeiten und Ermutigungen begegnen sie bei ihrer Arbeit?