Freitag, 09. September 2022
Synodaler Weg überwindet Krise
Inmitten einer schwerer Krise hat der deutsche Synodale Weg am Freitag in Frankfurt seine vierte Vollversammlung fortgesetzt.
Ein Text zu "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche" fand nach langer Debatte am Freitagabend (9. September) bei der in Frankfurt tagenden Synodalversammlung eine überraschend breite Zustimmung. Mit einer Mehrheit von 92 Prozent stimmten die Synodalen dafür. Auch unter den Bischöfen fand der Text eine breite Mehrheit. Von 62 anwesenden Bischöfen stimmten 45 mit Ja. Anschließend gab es lang anhaltenden Applaus im Saal.
Zuvor hatte die Versammlung nach einem Eklat vom Vorabend wieder Tritt gefasst. Einige Delegierte, die am Donnerstagabend unter Protest ausgezogen waren, nahmen wieder teil. Als Ko-Präsident der Synodalversammlung rief der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, die Teilnehmer auf, zusammen zu bleiben. Ko-Präsidentin Irme Stetter-Karp vom katholischen Laien-Dachverband ZdK deutete an, dass ihre Organisation den gemeinsamen Weg mit den Bischöfen verlassen könnte, falls diese ihr Verhalten nicht änderten.
Bätzing kündigte an, dass er Texte, die zwar eine überwältigende Mehrheit in der Synodalversammlung, nicht aber die Zweidrittelmehrheit der Bischöfe gefunden hatten, dennoch in den Synodalen Prozess der katholischen Weltkirche einbringen wolle. Sie seien keine lehramtlichen Texte, hätten aber dennoch ein erhebliches Gewicht. In den Bistümern werde es nun "unterschiedliche Bilder und Geschwindigkeiten geben". Der Passauer Bischof Stefan Oster kritisierte dies und sprach von einem Bruch des vereinbarten Verfahrens.
Der am Freitagnachmittag angenommene Text, der Frauen in der Verkündigung und in der Kirchenleitung eine stärkere Stellung eröffnen könnte, drohte zunächst an der Sperrminorität der Bischöfe zu scheitern.In der Debatte äußerte sich eine Minderheit von Bischöfen kritisch zu dem Text. Sie erinnerten daran, dass es klare Aussagen des päpstlichen Lehramtes in dieser Frage gebe, über die sich die Bischöfe eines Landes nicht hinwegsetzen dürften. Andere Bischöfe warben dafür, den Text als Beitrag in die weltkirchlichliche Debatte einzubringen; wieder andere, darunter der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, kündigten an, sich zu enthalten.
Die Debatte war von großer Nachdenklichkeit geprägt und gab den Gegnern des Textes deutlich mehr Raum als die Debatte am Vortag, die überraschend mit einem Scheitern der Vorlage zum Thema Sexualmoral geendet hatte. Zudem wurde der Text zur Gleichstellung der Frauen in der Kirche auf Vorschlag von Bischof Bätzing so geändert, dass er nicht als verbindlicher Beschluss, sondern als Vorschlag zur Prüfung durch den Papst verstanden werden konnte.
Auch dies trug zur Überbrückung von Gegensätzen bei. Der Riss durch die Synodalversammlung war nach dem Eklat vom Vortag zwischenzeitlich so tief gewesen, dass einige Teilnehmer vorschlugen, die gemeinsame Eucharistiefeier am Freitagmittag aus dem Programm zu nehmen. Sie verwiesen auch darauf, dass einige Bischöfe wenige Stunden zuvor separat Gottesdienst gefeiert und sich damit außerhalb der Gemeinschaft gestellt hätten.
Auslöser der schweren Krise war am Donnerstagabend das Scheitern des Grundsatzpapiers zur Liberalisierung der katholischen Sexualmoral. 27 der 60 anwesenden Bischöfe hatten dem Text ihre Zustimmung verweigert, 33 stimmten ihm zu. (Ludwig Ring-Eifel/kna)