Donnerstag, 09. März 2017
Heikles Thema einfühlsam aufbereitet

Das Chawwerusch-Theater Herxheim widmet sich mit dem Stück „Maria hilf“ dem Thema Pflegenotstand. Von links Tochter Michaela (gespielt von Miriam Grimm), die halbseitig gelähmte Mutter Magdalena (Felix S. Felix) und die polnische Pflegekraft Maria (Yaroslava Gorobey). Foto: Chawwerusch-Theater
Chawwerusch-Theater Herxheim greift im neuen Stück „Maria hilf“ den Pflegenotstand auf
Maria hilf“ ist das neue Stück der Herxheimer Theatergruppe „Chawwerusch“. Und es widmet sich einem heiklen Thema: dem Pflegenotstand. Es zeigt, wie aus einer blühenden Frau von heute auf morgen ein Pflegefall wird. Einfühlsam nähert das Stück sich einem Thema, das so gut wie jeden betrifft und vor dem doch jeder so lange wie möglich die Augen verschließt.
Drei Hauptfiguren hauchen dem Theaterstück Leben ein, lassen den Zuschauer mitfiebern und unterschiedliche Facetten eines riesigen Problems kennenlernen: Maria, dargestellt von der Gastschauspielerin Yaroslava Gorobey, ist eine junge Frau in einem fremden Land – eine Pflegekraft voller Heimweh, die für einen Hungerlohn und ohne ausreichende Versicherung arbeitet. Magdalena – eine ältere Frau, nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt, sitzt im Rollstuhl, hadert mit ihrem Schicksal und ist doch auf fremde Hilfe angewiesen. Von Anfang an macht sie Maria das Leben schwer, sie will keine Fremde im Haus, schon gar keine Polin. Magdalenas Tochter Michaela, mit Job und zwei Kindern mehr als ausgelastet, kann ihre Mutter nicht selbst pflegen, ist aber auch nicht in der Lage, die polnische Pflegerin besser zu bezahlen. Dies ist das Spannungsfeld, in dem „Maria hilf“ angesiedelt ist.
Das Drama schildert drei Frauen, die in einer unabwendbaren Situation allen Widrigkeiten zum Trotz Wege zueinander finden. „Die Erwartungen, die jede der drei Frauen an die anderen stellt, führen zu Problemen und Abhängigkeiten“, erklärt Autor und Regisseur Walter Menzlaw. Ihre unterschiedlichen Perspektiven sorgen für Spannung und lassen beim Zuschauer Verständnis wachsen für die Frage: „Wie kriegt man es geregelt, sich um die Eltern zu kümmern?“
Anderthalb Jahre recherchierte Menzlaw, der das Thema aus eigener Erfahrung kennt. Er sprach mit Pflegekräften und pflegenden Töchtern – denn nach wie vor tragen Frauen die Hauptlast, wenn es ums Pflegen geht. Am Ende stand eine „dramaturgische Werkstatt“ der Theatergruppe. Drei Tage lang wurde improvisiert und anschließend innerhalb von vier Wochen das Stück geschrieben.
Yaroslava Gorobey, die die Rolle der ewig gut gelaunten Maria spielt, wurde 1992 in der Ukraine geboren und absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Theaterakademie Mannheim. Nebenberuflich arbeitet sie in einem Pflegeheim. Für Felix S. Felix, seit 1984 bei Chawwerusch, war die Rolle der Magdalena eine besondere Herausforderung. Denn wie spielt man eine Schlaganfallpatientin? Wie bringt man das Handicap auf die Bühne? Miriam Grimm alias Tochter Michaela besorgte sich in der Recherchephase Informationen über Vermittlungsagenturen – und war überfordert von der schieren Menge an Agenturen und dem unübersichtlichen Angebot.
In der Bundesrepublik leben schätzungsweise 150000 bis 300000 Osteuropäerinnen als Pflegekräfte in Privathaushalten. Sie arbeiten rund um die Uhr, um ihren Familien zu Hause ein besseres Auskommen zu ermöglichen. (red)
Spieltermine
Aufführungen von „Maria hilf“ finden im Chawwerusch-Theater, Obere Hauptstraße 14 in Herxheim, an folgenden Terminen statt: Freitag, 10. März, 20 Uhr, Samstag, 11. März, 20 Uhr, Sonntag, 12. März, 19 Uhr, Freitag, 17. März, 20 Uhr, Samstag, 18. März, 20 Uhr, Sonntag, 19. März, 17 Uhr.
Eintrittskarten sind erhältlich unter www.chawwerusch.de sowie bei Schreibwaren Regina Müller Herxheim, Die Kugel Landau, Tabak Weiss Neustadt, der Pavillon Speyer sowie IdeenReich Kandel.