Donnerstag, 14. August 2025
Schweigend ganz Ohr
Stille-Projekt: Am 17. August macht der schwäbische Künstler Daniel Beerstecher in Neustadt und am 20. August in Speyer Station.
Ein Jahr lang zuhören – in Stille. Das ist das Projekt des Künstlers und Achtsamkeitslehrers Daniel Beerstecher. Seit Ende Juni wandert er komplett schweigend durch Deutschland, mit allem im Gepäck, was er zum Leben braucht. Unterwegs lädt er Menschen ein, sich auf eine stille, achtsame Begegnung mit ihm einzulassen. Denn ein Jahr unterwegs, zu Fuß, ohne Worte, bedeutet für ihn: offen sein für echte Begegnung.
Voraussichtlich am Samstag, 16. August, erreicht er das Kloster Neustadt. Am Tag darauf, Sonntag, 17. August, ist Daniel Beerstecher von 13 bis 18 Uhr im Kloster präsent – bei schönem Wetter sitzt er im Garten und begegnet Interessierten ganz im Schweigen, aber mit voller Aufmerksamkeit. Von Neustadt führt der Weg von Daniel Beerstecher nach Speyer. Am Mittwoch, 20. August, besteht die Möglichkeit, ihm von 13 bis 17 Uhr beim Pilger-Verlag zu begegnen. Bei entsprechendem Wetter sitzt er im Hof des Klosters St. Magdalena (Hasenpfuhlstraße 32).
Schweigen bedeutet übrigens nicht, dass er nicht kommuniziert. Daniel Beerstecher beantwortet Fragen, indem er nickt, lächelt, den Kopf schüttelt, Antworten auch mal auf einen Zettel schreibt. Alle, die sich auf diese besondere Form des Austauschs einlassen möchten, sind herzlich willkommen. In seiner stillen Gegenwart entsteht Raum für das, was gesagt werden will – ohne Unterbrechung, ohne Bewertung, oder Zeit in gemeinsamer Stille. In dieser Atmosphäre ungeteilter Aufmerksamkeit kann sich zeigen, was in der Hektik des Alltags und gewöhnlichen Gesprächen oft verborgen bleibt – eine Begegnung mit einem Schweigenden, die vielleicht mehr sagt als viele Worte.
Gestartet war Daniel Beerstecher am 20. Juni, zur Sommersonnenwende, in Stuttgart. Dort hatte er in der Begegnungskirche St. Maria nach einem Künstlergespräch mit dem Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich sein „Schweigegelübde“ abgelegt. „Nach einem Jahr kehre ich dorthin zurück, um das Schweigen zu brechen und meine Erfahrungen zu teilen“, schreibt der Schwabe auf seiner Website zu seinem Schweige-Projekt ich-hoere-zu.com. In einem Blog auf der Homepage, die viele Informationen bietet, berichtet Daniel Beerstecher, was er auf seiner Tour so alles erlebt.
Kontakt zu Menschenist Teil seiner Kunst
Daniel Beerstecher, geboren 1979 in Schwäbisch Hall, lebt und arbeitet in Stuttgart, Rio de Janeiro und auf Reisen. Sein Studium absolvierte er von 2003 bis 2010 an der Staatlichen Akademie der Künste in Stuttgart. Installationen, internationale Reise- und Video-Performances, wo Daniel Beerstecher auf ein zufälliges Publikum trifft, charakterisieren sein künstlerisches Schaffen. Die Kunst wird dabei aus den konventionellen Räumen entnommen und entsteht im öffentlichen Raum im Prozess. Dabei ist der Kontakt zum Menschen ein entscheidender Bestandteil seiner Arbeit. (Brigitte Deiters/Pilger)