Montag, 23. Oktober 2023
Thema: Die Kirche der Zukunft
Ökumenische Projektgruppen trafen sich zum Werktag in Ludwigshafen
Die „Location“ passt zum Thema: Der „Werktag: Eintauchen in die Zukunft der Kirche“ findet im Ludwigshafener „Freischwimmer“ statt. Das ist das ehemalige Hallenbad Nord. Das einstige Lehrbecken und etliche weitere Räumlichkeiten dienen seit 2017 als Seminar-, Vortrags- und Kulturveranstaltungsstätte.
Hierhin haben die „LabORAtorien“ – die „Erprobungsräume“ der Evangelischen Kirche der Pfalz –, zusammen mit der ökumenischen Initiative „Schon jetzt“ und dem Freundeskreis für Missionarische Dienste in der Pfalz am ersten Oktobersamstag eingeladen. Angesprochen waren sowohl diejenigen, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen, als auch diejenigen, die sich überhaupt erst einmal über die Ansätze informieren wollen, wie es „LabORAtorien“-Leiter Tim Kaufmann formuliert. Gemeinsam mit Kollegin Katharina Jaehn und Ruhestandspfarrer Martin Henninger, Vorsitzender des Freundeskreises für Missionarische Dienste, übernimmt er die Begrüßung der Teilnehmenden. Der „Werktag“ ist insofern eine Premiere, als dass er nach internen Treffen der in den „Erprobungsräumen“ Engagierten im Vorjahr in diesem Jahr ökumenisch ausgerichtet ist und öffentlich zu ihm eingeladen wurde. Zum Begrüßungskomittee hätte eigentlich auch noch der Referent für missionarische Pastoral im Bistum Speyer, Felix Goldinger, gehören sollen. Der allerdings musste kurzfristig seine Teilnahme absagen, wie Kaufmann bedauernd anmerkt.
Gekommen sind gut 50 Haupt- und Ehrenamtliche aus Landeskirche und Bistum. Die meisten sind in verschiedenen Projektgruppen aktiv. In den Gesprächen zwischendurch und später beim „Markt der (Un)möglichkeiten“ berichten sie einander von ihren Versuchen und Erfahrungen. Zum Beispiel Gabi und Peter Grab aus Ludwigshafen-Friesenheim, die die Entwicklungen beim Dietrich-Bonhoeffer-Zentrum schildern, das einen neuen Weg als Profilgemeinde geht, der die Gemeindeglieder unabhängig vom Wohnort beitreten können. Vertreten sind auf dem Markt insgesamt zwölf Gruppen – neun „LabORAtorien“, die ökumenische „Kirche Kunterbunt“, die Initiative „Schon jetzt“ und der Freundeskreis für missionarische Dienste. Der Austausch insgesamt steht unter der Frage „Wie können wir das Evangelium in die Welt tragen?“, wie es Oberkirchenrätin Marianne Wagner in ihrem Grußwort ganz einfach ausdrückt. Und fügt an, dass es nicht darum gehe, „wie wir diese Kirche erhalten, sondern wie man weitergehen kann – im Vertrauen auf Gott“.
Gesprächsgegenstand sind in aller Regel zuversichtliche Ansätze des Gemeindeaufbaus auf alternativen Wegen. Darum geht es auch beim Impulsreferat zum „Werktag“, für das die Veranstalter Katharina Haubold eingeladen haben. Die Kölnerin ist „beymeisterin“. Der Begriff entstammt dem mittelalterlichen Zunftwesen. Die Initiative „beymeister“ ist ein Erprobungsraum in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Hier wird in der Begegnung mit den Menschen, gerade auch außerhalb der Kirchenmauern, versucht zu ermitteln, was sie bewegt, wie gemeinsam Spiritualität entwickelt werden kann, wie Menschen miteinander Gott in der Welt und ihrem Leben entdecken können. „Was machen Leute so am Sonntagmorgen? Wo sie dann sind, da ist Gott auch. Warum also nicht da hingehen?“, beschreibt Haubold knapp einen Ansatz, der auf die Idee von „Fresh X“ – das steht für „fresh expressions“ –, einem aus der englischen Kirche stammenden Ansatz, zurückgeht.
Als Basisthema für ihr Referat hat sie eine mögliche theoretisch Basis dafür gewählt: das Konzept der „Ambidextrie“. Der Begriff bedeutet Beidhändigkeit, bezeichnet aber im übertragenen Sinne auch die Fähigkeit von Organisationen, gleichzeitig effizient und flexibel zu sein. Will heißen, wie Haubold erklärt, dass etwa Unternehmen einerseits neue Produkte oder Dienstleistungen ausprobieren, testen, verwerfen oder weiterverfolgen. Andererseits auch das, was sie gut können, weiterhin anbieten und so gleichzeitig Gegenwart und Zukunft sichern. Auf Kirche übertragen hieße das etwa, die bisherigen Formen weiter anbieten – beim Gottesdienst etwa durch alternative Formen – und auf der anderen Seite ganz neue Möglichkeiten testen, christliche Gemeinschaft aufzubauen. „Fehler machen ist dabei erlaubt“, merkt sie an. Dafür seien die „Erprobungsräume“ da.(wipress)