Mittwoch, 05. Januar 2011
Entsetzen und Trauer über Anschlag
Bei einem Terroranschlag auf koptische Christen in Ägypten starben mehr als zwanzig Menschen
Das Attentat auf koptische Christen in Ägypten hat weltweit Bestürzung und Empörung ausgelöst. In der Silvesternacht waren bei einem Selbstmordattentat bei einer Kirche in Alexandria mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Papst Benedikt XVI. verurteilte den Anschlag als „feige Geste des Todes“. Die Tat erfülle ihn mit Schmerz und verletze Gott sowie die ganze Menschheit, sagte das Kirchenoberhaupt. Die Bundesregierung sprach von einem Akt der Brutalität. „Das zynische Vorgehen der Attentäter zeigt, wie notwendig es ist, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen“, betonte Außenminister Guido Westerwelle. Zugleich forderten Vertreter aus Politik und Kirche, christliche Minderheiten in islamischen Ländern besser zu schützen.
Am Sonntag nahmen an der Begräbniszeremonie Medienberichten zufolge mehr als 5000 Menschen teil. Immer wieder kam es zu Zusammenstößen zwischen koptischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren und versprach, die Täter zu verfolgen und zu bestrafen.
Religionsfreiheit garantieren
CDU-Politiker riefen muslimische Würdenträger in aller Welt auf, sich von Gewalt gegen andere Religionen zu distanzieren. „Muslimische Autoritäten in Kairo und anderswo müssen eindeutig Stellung beziehen gegen jede Form von Gewalt im Namen ihrer Religion“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan dem „Hamburger Abendblatt“ (3. Januar). Es könne keinen Frieden der Völker ohne einen Frieden der Religionen geben. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, beklagte gegenüber der Zeitung eine zunehmende Gewalt gegen Christen. Diese würden vor allem in Ländern verfolgt, „in denen Muslime die Mehrheit haben“.
Mehr Solidarität notwendig
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verurteilte den Anschlag „auf das Schärfste“. Er sei tief erschüttert über diesen Akt grausamer Gewalt. Der Leiter der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kairo, Pfarrer Joachim Schroedel, rief zu stärkerer Solidarität der Kirchen in Europa mit den christlichen Gemeinden in Ägypten auf. So sollten deutsche Bischöfe nicht nur zu Christen in Israel oder Palästina reisen, sondern auch Gemeinden in Ägypten besuchen, sagte er.
Unterdessen sagte der koptisch-orthodoxe Bischof für Deutschland, Anba Damian, dass es auch Drohungen gegen koptische Gemeinden in Deutschland gebe. Nur Stunden vor dem Anschlag habe er sich deshalb brieflich an Bundesinnenminister Thomas de Maiziere gewandt, sagte der Bischof dem Kölner domradio.
Bedrückende Situation
Die Situation der Kopten in dem mehrheitlich islamisch geprägten Ägypten ist seit längerem angespannt. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker kam es seit 2008 zu 61 Übergriffen durch Ordnungskräfte und islamistische Extremisten. Davon sei nur knapp jeder Zehnte mit einer Verurteilung der Täter vor Gericht geendet. Schätzungen zufolge gehören rund zehn Millionen der 80 Millionen Ägypter der christlichen Minderheit an.