Montag, 01. September 2025
Junge Menschen bei Wehrdienst-Gestaltung einbeziehen

Junge Leute wünschen sich, in die Diskussion um Wehr- und Freiwilligendienst mit einbezogen zu werden. Bild: Janet Worg / AdobeStock.com
Wehrdienst im Fokus: Junge Menschen fordern Mitsprache bei Einführung und Ausgestaltung von Wehr- und Ersatzdiensten. Darunter ein Verband, Schülervertreter und der Initiator einer Petition.
Wie sollen Wehr- und Ersatzdienste gestaltet werden? Zu all diesen Fragen sollen junge Menschen gehört werden, fordert der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). "Wenn ein solcher Dienst vorrangig junge Menschen betrifft, dann ist es ein guter demokratischer Brauch, wenn die Organisationen gehört werden, die die Interessen dieser Menschen vertreten", sagte der Bundesvorsitzende Volker Andres der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Wochenende auf Anfrage. Das betreffe sowohl Einführung als auch Ausgestaltung.
So sollten laut Andres Jugendverbände, die demokratisch legitimiert und beispielsweise über den Deutschen Bundesjugendring organisiert sind, befragt werden. Es brauche aber auch eine niedrigschwellige Beteiligung außerhalb der Verbände. "Junge Menschen dürfen mit 16 nicht an der Bundestagswahl teilnehmen, sollen sich aber mit 17 mit der Frage eines Wehrdienstes auseinandersetzen müssen. Das ist aus unserer Sicht ungerecht."
Auf Freiwilligkeit setzen
Die Erfahrung zeige, dass eine gute Ausgestaltung dieser Dienste einen deutlichen Mehrwert für die Gesellschaft habe. Eine Wehrpflicht brauche es nicht, wenn der freiwillige Wehrdienst wieder attraktiv werde. Bei Ersatzdiensten im Falle einer Wehrpflicht sehe er die Gefahr einer Verdrängung oder Schlechterstellung von nicht-wehrersatzdienstpflichtiger Personen, die sich freiwillig engagieren möchten, so Andres. Mit den aktuellen Ressourcen sei es schon jetzt nicht möglich, allen jungen Menschen einen solchen Dienst anzubieten.
Der BDKJ fordert daher die Umsetzung der Vision 2030, die von mehr als 20 Verbänden der Zivilgesellschaft entwickelt wurde: Diese beinhaltet "einen Rechtsanspruch auf Förderung jeder Freiwilligen-Vereinbarung, ein staatlich finanziertes Freiwilligengeld auf BAföG-Niveau für alle Freiwilligen und eine auffordernde Einladung und Beratung aller Schulabgängerinnen und -abgänger zu den Möglichkeiten, sich in einem freiwilligen Dienst zu engagieren" Der letzte Punkt sei "hochgradig anschlussfähig an den geplanten Fragebogen zur Wehrerfassung".
Petition fordert Jugendrat
Auch eine Online-Petition fordert die Beteiligung junger Menschen bei der Ausgestaltung des Wehrdienstes. Initiator Simon Marian Hoffmann sagte der KNA auf Anfrage, es brauche ein neues Beteiligungsmodell in Form eines Jugendrats, der - ähnlich wie ein Bürgerrat - Empfehlungen an Politiker im Bundestag geben könne. Die Diskussion über eine Wehrpflicht sei ein guter Punkt, um einen solchen zu etablieren - "weil die Wehrpflicht so direkt und mit voller Konsequenz in das Leben von jungen Menschen eingreift".
Auch bei vielen anderen Themen - Klima, Bildung und Rente - seien junge Menschen am stärksten betroffen, würden aber am wenigsten wahrgenommen, so der Künstler, Philosoph und Filmemacher. Dies spitze sich in der Frage der Wehrpflicht zu. Die Jugend sei die Zukunft und daher direkt von Entscheidungen über die Zukunft betroffen. Die Petition hatte am Freitagnachmittag mehr als 45.000 Unterschriften.
Ähnlich hatte sich bereits die Bundesschülerkonferenz geäußert. Dessen Generalsekretär Quentin Gärtner sagte, die ältere Generation dürfe nicht in die Freiheiten junger Menschen eingreifen, ohne diese zu beteiligen. Das gelte nicht nur für den Wehrdienst, sondern auch für ein mögliches verpflichtendes soziales Jahr. (Hannah Krewer/KNA)