Mittwoch, 06. September 2017
Schöne Kulisse reicht nicht
Bewusstsein für Ehe als Verbindung auf Lebenszeit fördern
Es ist schon paradox: Während politische Parteien den unsäglichen, absurden Begriff „Ehe für alle“ propagieren, und immer mehr Paare sich geradezu darum reißen, standesamtlich getraut zu werden, nimmt die Zahl der kirchlichen Eheschließungen stark ab. 400 000 staatlichen Eheschließungen standen im Jahr 2015 in Deutschland nur noch 88 000 kirchliche gegenüber. Mit anderen Worten: Nur knapp jeder Vierte heiratet noch kirchlich, obwohl 60 Prozent der Bevölkerung der katholischen oder evangelischen Kirche angehören. Und das, obwohl es mal als Inbegriff des „schönsten Tags im Leben“ galt, vor den Traualtar treten und das besondere Ambiente einer Kirche genießen zu können.
Gründe für diese Entwicklung gibt es viele: Bei standesamtlichen Trauungen wird der Rahmen immer festlicher und ausgefallener; viele Bräute erscheinen auch dort in Weiß. Auch gelten die Feierlichkeiten rund um eine kirchliche Hochzeit als besonders aufwendig und teuer, ob das nun immer zutrifft oder nicht. Entscheidend aber dürften andere Gründe sein: Viele katholische und evangelische Christen haben sich innerlich längst von ihrem Glauben und der Kirche verabschiedet, obwohl sie noch als Mitglieder geführt werden. Und in einer Zeit, in der „Lebensabschnittsgefährten“ nicht selten sind und ständig neue Partner mit den verschiedensten Methoden gesucht und gefunden werden können, ist eine Institution wie die katholische Kirche, die zu Recht unbeirrbar an der Unauflöslichkeit des Sakraments Ehe festhält, eine Herausforderung. Wer will in einem Umfeld, in dem alles nur noch auf Zeit und projektbezogen stattfindet und sich am liebsten niemand verbindlich und auf Dauer festlegen will, eine Verbindung eingehen, bis der Tod ihn scheidet?
Umso wichtiger sind die Förderung des Bewusstseins, was eine kirchliche Eheschließung eigentlich bedeutet, sowie eine gründliche Vorbereitung der heiratswilligen Paare. Es mag inzwischen viele Angebote für die Ehekandidaten geben, aber werden sie – über das verbindliche Traugespräch beim Pfarrer hinaus – auch genug genutzt? Die Ehe ist weitaus mehr, als viele in unserer orientierungslosen Gesellschaft sich vorstellen können, die Hochzeit viel mehr als eine schöne Kulisse. (Gerd Felder)
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