Redaktion der pilger

Donnerstag, 11. März 2021

Auf den Punkt gebracht

Jesus im Gespräch mit Nikodemus

„Gospel in a nutshell“ – „Evangelium in einer Nussschale“, so wird der zentrale Vers des Evangeliums vom Vierter Fastensonntag auch genannt. In einem Satz – so kurz, dass er bildlich gesprochen in eine winzige Nussschale passt – bringt Jesus die frohe Botschaft auf den Punkt: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16). Mit diesen prägnanten Worten erklärt Jesus dem Pharisäer Nikodemus eines Nachts, wer Gott ist und was er für uns tut. In diesem Satz ist alles Wesentliche des christlichen Glaubens enthalten. Ein Satz, der so dicht und inhaltsreich ist, dass es sich lohnt, ihn Wort für Wort zu betrachten.
Das Subjekt des Satzes ist Gott. Er ist und bleibt der Ersthandelnde. Unser Tun kann immer nur Antwort sein. Doch Gott handelt nicht zum eigenen Vorteil. Er ist sich selbst nicht genug. Sein Wesen ist zuinnerst Liebe. Deshalb sucht sich Gott ein Du, um sich zu verschenken. Dieses Gegenüber ist für Gott nicht nur ein Einzelner oder wenige Auserwählte, sondern: die ganze Welt. „Kosmos“ steht im griechischen Urtext. Damit ist das ganze Weltall bzw. die ganze Menschheit gemeint. Gottes Liebe ist nie exklusiv. Sie schließt nichts und niemanden aus. Bezeichnet wird diese Liebe als „Agape“. Mit dem Wort, mit dem in der Bibel die sich verschwendende, dienende Liebe beschrieben wird. Im Gegensatz zum „Eros“, zu jener Liebe, die den anderen sucht, um die eigenen Bedürfnisse zu stillen.
Von dieser Liebe, so Jesus weiter, war Gott „so sehr“ erfüllt. Wenn Gott liebt, dann nicht nur ein bisschen, sondern ganz und gar. Sein ganzes Wesen ist sich für den anderen verzehrende Leidenschaft und tiefste Sehnsucht. Eine Sehnsucht mit Hand und Fuß. Die für uns greifbar und damit be-greifbar geworden ist. Denn als Liebesbeweis hat Gott das Liebste gegeben, das er hat. Nicht nur etwas, sondern „seinen einzigen Sohn“. Sein ein und alles. Und damit sich selbst. Dabei deutet das Wort „Hingeben“ zugleich auf Jesu Menschwerdung wie auch auf seinen Kreuzestod hin. Größer kann Liebe nicht sein. Mehr Hingabe ist nicht möglich als das Dasein für andere und der Einsatz des eigenen Lebens.
Was mit dem Wort „Kosmos“ allgemein gesagt worden ist, wird sodann im Begriff „Jeder“ (und „Jede“) auf jeden einzelnen hin konkretisiert. Gottes Liebe hat alle im Blick. Um jedes einzelnen Menschen willen ist Jesus auf die Welt gekommen. Für dich und mich hat er seine Arme ausgebreitet: als Kind in der Krippe, in seinen zärtlichen Begegnungen mit Kranken und Ausgestoßenen, in seinem Tod am Kreuz. Um jeden zu umarmen und an sich zu ziehen.
Das einzige, das ich tun muss, um nicht „verloren zu gehen“ – um mich nicht zu verlieren und das Ziel meines Lebens nicht zu verfehlen – ist: „an ihn glauben“. Nicht die Befolgung von Geboten, nicht die Zustimmung zu Glaubenswahrheiten oder die Zugehörigkeit zu einer Institution sind das Erste und Entscheidende. All das kommt in dem Nussschalen-Satz nicht vor. Letztlich entscheidend ist das Vertrauen in Jesus Christus und ein Leben in seiner Nachfolge. Wer an ihn glaubt und wie er lebt, dem verheißt Jesus „ewiges Leben“.
 Damit ist gerade nicht die Vertröstung auf eine Belohnung im Jenseits gemeint ist. Sondern ein erfülltes Leben – auch und schon im Hier und Jetzt. Weil ich weiß, dass ich um meiner selbst willen geliebt bin – unabhängig von meinen Leistungen. Weil ich weiß, dass am Ende alles gut werden wird – weil Gott die Welt letztlich schon gerettet hat.
All das steckt in dem einen Satz, den Nikodemus bei seinem nächtlichen Gespräch mit Jesus zu hören bekommt. Doch Nikodemus ist nicht sofort überzeugt. Er hört zwar die Worte Jesu, kehrt jedoch zunächst wieder in seinen Alltag und in seine religiösen Gewohnheiten zurück. Aber was Jesus gesagt hat, lässt ihn nicht los. Es hat ihn ins Herz getroffen – wie ein Samenkorn. Nach und nach bricht seine harte Schale auf, schlägt in ihm Wurzeln und beginnt zu wachsen. Noch zaghaft, als er Jesus bei einer Auseinandersetzung zwischen den Hohepriestern und Pharisäern verteidigt (Joh 7,50–53). Und dann für alle sichtbar, als sich das „Evangelium in der Nussschale“ erfüllt. Als Gottes Liebe und die Hingabe seines Sohnes sich der ganzen Welt bis in die letzte Konsequenz zeigen: im Tod Jesu am Kreuz.
Da wagt sich Nikodemus aus seiner Deckung. Da bekennt er sich zu Jesus, indem er mithilft, seinen Leichnam zu bestatten (Joh 19,39–42). Ihn zu begraben – wie ein kleines Weizenkorn, das sterben und in die Erde fallen muss, damit es reiche Frucht bringt (Joh 12,24).
So wie Nikodemus lädt Jesus uns alle ein, wenigstens diesen einen Satz wie eine unscheinbare Nuss, wie ein winziges Samenkorn in unser Herz fallen zu lassen. Damit die Frohe Botschaft von der rettenden Liebe Gottes auch in uns Wurzeln schlagen, sich entfalten und unser Leben zum Guten führen kann. Eine Einladung – auch für Sie? (Thomas Stubenrauch)

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