Mittwoch, 04. Mai 2016
Typisch weibliche Berufe aufwerten

Während der Talkrunde (von links): Moderatorin Christina Walter, Anja Schindler, Martina Peter und Erika Wartenpfuhl. Foto: Germann
Tagung in Pirmasens nimmt Erwerbsarbeit von Frauen unter die Lupe
„Frauen verdienen mehr!“ Unter diesem Titel wurde am 23. April die Erwerbsarbeit von Frauen gemeinsam unter die Lupe genommen. Rund 60 Frauen und ein Mann waren zu Information, Austausch und gemeinsamem Brunch in die katholische Familienbildungsstätte (FBS) Pirmasens gekommen.
Nach Begrüßung und Vorstellung der Arbeitsgruppe durch Susanne Dausend Thomas, Leiterin der FBS Pirmasens, startete Christine Gortner von der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft mit einem Impulsvortrag zum Titelthema. Frauen sind im Beruf immer noch nicht gleichberechtigt in Bezug auf den Verdienst, und das wird sich wohl leider auch so schnell nicht ändern, lautete ihr Credo. In Deutschland sowie in anderen EU-Ländern verdienen Frauen nach wie vor im Durchschnitt 21 Prozent weniger als Männer. Dieser bestehenden Entgeltungleichheit soll nun durch die Bundesregierung ein Ende gesetzt werden. Hauptgrund für die Ungleichheit ist meist die geringe Entlohnung in den frauentypischen Berufen wie Erziehung, Pflege oder Handel.
Aus allen drei genannten Arbeitsbereichen kamen in der anschließenden Talk-Runde Frauen zu Wort. Moderiert von Christina Walter, berichteten Anja Schindler, Leiterin der Kindertagesstätte Regenbogen in Waldfischbach, Martina Peter, Verkäuferin im Real-Markt in Pirmasens sowie Erika Wartenpfuhl, Krankenschwester (Stationsleitung) im städtischen Krankenhaus Pirmasens, über ihren beruflichen Werdegang, die Berufswahl, die Zugangswege, ihre Ausbildung, ihre Aufgabenfelder. Was sind für sie die besonderen Herausforderungen und Belastungen? Haben sich die Anforderungen in den letzten Jahren geändert? Und wie sehen sie das Lohngefüge in ihrem Bereich im Vergleich zu ähnlichen Berufsfeldern? Viele Fragen. Aber auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde thematisiert.
Mit geringen Einkommen erwerben Frauen aber auch gleichermaßen niedrigere Rentenansprüche. So droht vielen Frauen auch aufgrund von familiär bedingter Teilzeitarbeit, Eltern- und Pflegezeiten letztlich die Altersarmut. Ein Beruf hat nur Zukunft, wenn mit dem Einkommen auch eine Familie ernährt werden kann – das muss auch für Frauen gelten, lautet die Forderung. „Wir müssen uns als Gesellschaft fragen: Was ist uns die Arbeit von Erzieherinnen, Krankenpflegerinnen, Frauen im Handel, Hauswirtschafterinnen und Altenpflegerinnen wert?“, so Rita Höfer, Referentin für Familie im Bistum Speyer und Mitinitiatorin der Veranstaltung. „Wir alle fordern eine Aufwertung typischer Frauenberufe!“
Die Tagung wurde gestaltet von Frauen konfessioneller und nicht-konfessioneller Institutionen, etwa der Katholischen Frauengemeinschaft, Diözesanverband Speyer, in Zusammenarbeit mit Gleichstellungsbeauftragten des Stadt- und Landkreises Pirmasens. (mger)