Redaktion der pilger

Montag, 14. Juli 2025

Ausschreitungen gegen Migranten in spanischem Dorf

Die rechte Szene in Spanien huldigt dem faschistischen Diktator Franco, hier im Spätjahr 2024 in Madrid anlässlich des Todestages Francos. Bild: Actionpress Nr. 46365680/SOPA Images via ZUMA Press Wire

In sogenannten Sozialen Netzwerken wie Telegram rufen vor allem rechtsgerichtete Gruppen zur "Jagd auf Migranten" auf. Es folgen kaum beschreibbare Szenen. Die Sorge ist groß, dass die Gewalt weiter eskaliert.

Mit Sorge verfolgt die katholische Kirche die jüngsten Ausschreitungen gegen Migranten in der südspanischen Ortschaft Torre Pacheco. Der für die Gemeinde zuständige Bischof von Cartagena, José Luis Planes, rief am Montag alle Beteiligten auf, Ruhe zu bewahren und den Weg wieder für ein friedliches Zusammenleben freizumachen. Seit dem Wochenende gibt es in der 40.000-Seelen-Gemeinde an der spanischen Mittelmeerküste bei Murcia teils schwere Angriffe auf Migranten.

In sogenannten Sozialen Netzwerken wie Telegram riefen vor allem rechtsgerichtete Gruppen zur "Jagd auf Migranten" auf. Dutzende, hauptsächlich jugendliche Einwohner gingen vermummt mit Schlagstöcken, Knüppeln, Glasflaschen und Leuchtraketen auf Ausländer los. TV-Aufnahmen zeigten, dass einige sogar Macheten trugen. Die Polizei schickte fast 100 Beamte aus umliegenden Ortschaften, um der Lage Herr zu werden - schafft es bislang aber nicht.

Auslöser für die gewalttätigen Unruhen gegen die in Torre Pacheco lebenden marokkanischen Migranten ist eine Attacke auf einen spanischen Rentner der Ortschaft. Der Mann machte am Mittwoch wie gewohnt einen Morgenspaziergang, als ihn mehrere Jugendliche angeblich ohne jeglichen Grund im Stadtpark angriffen und brutal zusammenschlugen. Die Jugendlichen, bei denen es sich anscheinend um Marokkaner handelte, sollen mit ihren Smartphones gefilmt haben, wie sie den alten Mann verprügelten.

"Jagd auf Migranten"

Später ging ein zweites Video auf Tiktok viral. Es zeigt den 68-jährigen Domingo Tomás Martínez mit geschwollenem, blutverschmiertem Gesicht. Seine Augen sind blutunterlaufen. Der Aufschrei war enorm. Die Gewalttat war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Über Telegram wurde zur "Jagd auf Migranten" aufgerufen. Die Telegram-Gruppe bezog sich zunächst auf die mutmaßlichen Gewalttäter, stellte jedoch wenig später klar: "Wenn die anderen Maghrebiner bei der Identifikation der Schuldigen nicht helfen, sind sie automatisch schuldig und müssen dafür bezahlen".

In der Gemeinde ist das Zusammenleben mit den marokkanischen Einwanderern anscheinend schon lange schwierig und von Konflikten geprägt. Sie machen mittlerweile fast ein Drittel der Einwohner aus. Die meisten leben im Stadtviertel San Antonio, wo nun auch die Ausschreitungen stattfinden. Viele Migranten kamen bereits vor Jahrzehnten in die Mittelmeerregion bei Murcia, wo sie auf den Obst- und Gemüseplantagen arbeiten.

Kebab-Läden geschlossen

Marokkanische Einwandererfamilien trauen sich kaum noch auf die Straße. Viele haben sogar ihre Obstgeschäfte und Kebab-Läden sicherheitshalber geschlossen, die bereits am Wochenende mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen worden waren.

"Wenn sie uns jagen wollen, wie sie in den Sozialen Medien behaupten, wissen sie, wo sie uns finden", warnt der 20-jährige Marokkaner Mehdi im Gespräch mit einem Reporter der Zeitung "El Mundo"; und er fügt hinzu: "Wir suchen keinen Konflikt. Aber wenn sie zu uns nach Hause kommen, werden wir uns verteidigen. Wir werden den Ort verteidigen, an dem wir geboren und aufgewachsen sind, unsere Mütter, unsere Nachbarn." Mehdi zeigt die Drohbotschaften von Social-Media-Nutzern, die sie ihm und seinen Freunden privat zuschicken. "Du Scheißkerl, wir holen dich. Du bist tot", heißt es da.

Unterdessen rief der konservative Bürgermeister Pedro Angel Roca Tornel die Bewohner zu Ruhe auf. Man müsse unterscheiden zwischen Straftätern und dem Rest der Einwanderer, die nach Spanien gekommen seien, um zu arbeiten. Und Bischof José Luis Planes sagte: "Gewalt ist keine Lösung. Im Gegenteil - sie schafft nur Unruhe in einer Stadt, die sich bislang für ihr friedliches Zusammenleben und Integration auszeichnete". Speziell wandte er sich an die Katholiken der Gemeinde: "Ich ermutige Sie, weiter daran zu denken, wer Sie sind - und als Christen zu leben, die stets Frieden suchen."

Doch Torre Pacheco bleibt ein Pulverfass. In der Nacht zu Montag gab es mehrere Verletzte. Die Polizei nahm acht Personen fest - und sie erwartet weitere Ausschreitungen. ( Manuel Meyer (KNA))

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