Redaktion der pilger

Donnerstag, 09. Juli 2015

Ausgesandt, um Heil zu bringen

Was Jesus von den Jüngern fordert, gilt auch für Verkündiger von heute – Gedanken zum Markus-Evangelium 6, 7–13 von Diakon Dr. Helmut Husenbeth

Die Aussendung der „Zwölf“ durch Jesus, wie sie hier von Markus berichtet wird, kann uns schon etwas verwundern. Zunächst ist von einer inhaltlichen Verkündigung, von einer Botschaft für den Glauben oder einer Anweisung zur Lebensführung überhaupt nicht die Rede. Jesus erteilt den Zwölfen die Vollmacht, unreine Geister auszutreiben und den Menschen damit Heil zu bringen.

Es folgt eine detaillierte, praktische Anweisung zur asketischen Ausstattung der Ausgesandten: Nur den Wanderstab sollen sie mitnehmen, nichts sonst; nichts, was der materiellen oder finanziellen Absicherung dienen könnte. Dass es auch um „Umkehr“ der Menschen geht, erfahren wir erst am Ende dieses Abschnitts, und sogleich ist wieder von Heilung die Rede. In diesem kurzen Evangelientext werden also vier Handlungsfelder oder auch Verhaltensweisen angesprochen: Austreibung der Dämonen, asketische Lebensführung, Aufruf zur „Umkehr“ und Heilung von Kranken. Können wir die Botschaft dieses Evangelien-Abschnitts in unser Denken, ja, sogar in unseren Glauben, in unser Leben und Handeln hereinholen?

„Umkehr“ – heißt das, den gewohnten Weg zu verlassen, die Richtung zu ändern? Aber: Kann man durch ständige Umkehr nicht auch die Orientierung verlieren? Oder geht es um eine einmalige, ganz grundsätzliche Lebensentscheidung, einen als falsch erkannten Weg zu verlassen und den richtigen Weg zu suchen? Umkehr heißt wörtlich „umdenken“. Das bedeutet, Denkgewohnheiten, aber auch Beengendes und auferlegte Lasten zu hinterfragen und, das ist nun entscheidend, alles an der frohen und guten Botschaft, dem Evangelium, zu messen. „Umkehr“ ist also keine Drohung, sondern ein Angebot zur Freude in Gott, zur Heilung von Bedrückendem, zur Befreiung. Umkehr ist Rückkehr zum Vertrauen in den liebenden Gott. Freilich geht es auch darum, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden – und aus dieser Erkenntnis das Richtige zu tun. Das gilt für den Einzelnen,  für Gesellschaften und Gruppen, für Staaten und deren Lenker, ja, das gilt auch für die Kirche. 

In unserer von Krieg, Hass und Gewalt, Elend und Not, von Habgier und Ausbeutung geschüttelten Welt ist das immer neue Nachdenken über den richtigen Weg eine unverzichtbare Forderung. Die heilige Schrift sagt uns auch, dass Umkehr nicht nur eine Utopie ist, sondern ebenso möglich wie nötig ist. Diese Zusage ist tröstlich. Markus stellt das Wort von der Umkehr dabei auf einen festen Grund: „Alles kann, wer glaubt“ (Markus-Evangelium 9, 23). Der Glaube ist also die Kraft, ohne die Umkehr nur ein Versuch bleibt, ein orientierungsloses Suchen, ein Umherirren zwischen Ideologien, Modeerscheinungen und Süchten. Mit der Kraft des Glaubens aber können Menschen Berge versetzen. Die Bereitschaft zur Umkehr ist allerdings keine kollektive  Leistung, die wir anderen abverlangen können. Zunächst ist sie eine individuelle Herausforderung. Der Aufruf zur Umkehr, zur Offenheit für Jesu Botschaft, geht an jeden von uns – an dich und an mich.

Der messianische Auftrag zur Heilung ist ein doppelter, seine Therapie zielt auf den ganzen Menschen: Kranke gesund machen durch Zuwendung und Salbung, sodann sie von dämonischen Gedanken, Ideologien, Verirrungen, von Hass, von Engherzigkeiten und Ängsten befreien – frei machen für die Zuwendung von Menschen und offen für die Liebe Gottes. Diese Mission der Jünger Jesu ist heute so gefordert wie zur Zeit Jesu – vielleicht lechzt diese Welt mehr denn je nach Heilung und danach, sich von dämonischen Geistern und Gedanken zu befreien. Die Hinwendung zur Botschaft des Heils ist gefordert. 

Wie haben sich die  ausgesandten Jünger Jesu glaubwürdig ausgewiesen, wenn sie zu Menschen kamen, die für die Botschaft Jesu offen waren, die vielleicht schon eine kleine Gemeinde bildeten? Nicht durch Machtdemonstrationen oder den Mechanismus von Befehl und Gehorsam. Eine zwar erkennbare, aber unaufdringliche Zurückhaltung und Einfachheit, ja Askese, soll die Mission der Jünger auszeichnen und sie glaubhaft machen. Nur den Wanderstab mitnehmen – das ist schon eine außergewöhnliche Forderung, die so ganz unserem Bemühen nach Sicherheit entgegenläuft. Unterwegs sein – nur mit Sandalen und einem Hemd, ohne Brot und ohne Geld! Ganz auf andere sollen sie angewiesen sein.

Realitätsfern – könnte man sagen. Aber es ist auch ein ganz starkes Zeichen. Zumindest ist dies auch eine nachdenklich machende Frage an uns, an die Kirche, an jeden Gläubigen. In unserer Gesellschaft jedenfalls stehen Absicherung und Besitz, ja Habgier, oft verbunden mit Rücksichtslosigkeit und Ausbeutung, hoch im Kurs. Ein Merkmal für die Botschaft Jesu kann das nicht sein. Der Lebensstil, den Jesus seinen Jüngern vorgibt, zielt auf Heilung. Voraussetzung dafür sind auch Verzicht und Beschränkung – das Gegenteil von Habgier. Wenn wir unser Tun im Glauben verankern, dann wird die Botschaft glaubwürdig sein, dann kann Umkehr gelingen; Heilung wird uns geschenkt.

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