Donnerstag, 10. Juli 2014
„Tiefenbohrung“ in den Gemeinden

Patrick Stöbener, Dr. Thomas Kiefer und Marius Wingerter (von links) haben die Arbeitshilfe zusammengestellt. Foto: Pilger/hm
Seelsorgeamt erstellt Arbeitshilfe zur Pfarreianalyse und Pastoralkonzeption
Auf den beschwerlichen, aber lohnenden Weg einer Pfarreianalyse und eines Konzeptes für die Seelsorge schickt das Bistum alle Pfarreiengemeinschaften bzw. die künftigen 70 Pfarreien. Wegbegleiter sind Experten der Hauptabteilung Seelsorge des Ordinariates und eine Arbeitshilfe. Dr. Thomas Kiefer, Patrick Stöbener und Marius Wingerter haben diesen „Roten Faden“ im „pilger“-Gespräch vorgestellt.
Rund 20 Pfarreiengemeinschaften haben sich bislang auf den Weg gemacht, ein individuelles Pastoralkonzept zu erarbeiten, sagt Dr. Thomas Kiefer, der Leiter der Abteilung „Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen“. Wo der örtliche Zuschnitt und im Wesentlichen der Personalbestand der Planung von „Gemeindepastoral 2015“ entsprechen, kann eine Pfarreiengemeinschaft die Arbeit an Pfarreianalyse und Pastoralkonzept anpacken. „Aber die meisten neu zusammen gekommenen Gemeinden brauchen erstmal Zeit, sich zu beschnuppern“, sagt Dr. Kiefer. Konzepte für die Praxis liegen da erstmal ferner, zumal die Arbeit daran bis zu zwei Jahre beansprucht. Allerdings wird ein solches Konzept für alle künftigen 70 Pfarreien verbindlich verlangt – und vom Bischof bei seinen regelmäßigen Visitationen eingefordert.
Dies ist eines der Ziele eines Pastoralkonzeptes pro Pfarrei: Es soll dem Bischof bei seinen Besuchen in den Pfarreien als Gesprächs- und Beratungsgrundlage dienen. Nicht als Kontrolle ist der Besuch des Bischofs gemeint, sondern als eine Chance für Orientierung, Korrektur und den Dialog. „Es geht darum, Impulse für die weitere Arbeit zu geben und zu erhalten. Für die Pfarreien, wie für die Bistumsleitung“, sagt Marius Wingerter.
Die Arbeit an Pfarreianalyse und Pastoralkonzeption sorgt nicht durchgängig für Begeisterung bei Seelsorgeteams im Bistum, räumt Kiefer ein. „Allerdings sagen uns die vier Projektpfarreien, dass die Analyse eine sehr lohnende Lernerfahrung war.“ Den nötigen Aufwand dafür bezeichnet Kiefer als „Pastoralexerzitien“: „Das nimmt Zeit in Anspruch, man sieht sich miteinander Grundlegendes an, holt dazu viele mit ins Boot, und entscheidet sich für Schwerpunkte.“ Haupt- wie ehrenamtlich Engagierte erlebten das als Bereicherung, weiß Thomas Kiefer. Dabei gibt es künftig Begleitung und Hilfe seitens des Ordinariats – individuell abgestimmt auf den Bedarf, den Pfarreien auf dem Weg sehen. „Vielleicht ist das die Moderation eines Klausurtages, oder auch ein Impulsvortrag zu den Sinusmilieus.“ Patrick Stöbener hat bei einem Klausurtag für die Räte der Pfarreiengemeinschaft Oggersheim viele „Aha-Erlebnisse“ bei den ehren- wie hauptamtlichen Teilnehmern festgestellt: „Die Schätze innerhalb der Gemeinden werden mehr wahrgenommen und der Blick geht über den Kirchturm hinaus.“ Vor Ort sei die Lust groß, jetzt mit der Pfarreianalyse zu beginnen. „Es gibt nun auch eine Idee, welche Chancen das genaue Hinsehen birgt.“ Marius Wingerter hat in seiner Begleitung der Pfarreiengemeinschaft Maria Schutz in Kaiserslautern erfahren, wie sehr sowohl Seelsorger als auch Ehrenamtliche als „Motoren“ gefragt sind: „Das wird von beiden Seiten sehr positiv erlebt.“
Der Weg zur Konzeption zielt auf einen Dreischritt hin: Vom „Sehen“ (in der Analyse) zum „Urteilen“ und schließlich zum „Handeln“: „Die Konzeption hilft den Entscheidern auch, von Aufgabenbereichen Abschied zu nehmen“, sagt Wingerter und nennt ein Beispiel: Kindergottesdienste in einem Gemeindeteil, in dem nur Senioren wohnten – das spreche die Menschen vor Ort nicht an und sorge für viel Frust. „Arbeitsbereiche aufzugeben, fällt Seelsorgern und Gemeinden meist schwer. Sich dafür zu entscheiden, setzt gute Gründe voraus. Dabei hilft die Pfarreianalyse.“
Für Thomas Kiefer setzt das Entscheiden über Schwerpunkte vor allem einen geistlichen Prozess voraus: Denn Analyse und Konzeption sollen dabei helfen, der Frage nachzugehen „Wo will Gott uns heute hinhaben?“ oder „Was brauchen die Menschen hier von uns, von der Kirche?“ Die Pfarreianalyse sorge dabei immer wieder für überraschende Einblicke und trage dazu bei, dass die Seelsorger ihre Gemeinden besser kennenlernten. „Das ist wie eine Tiefenbohrung in die vermeintlich bekannte Gemeinde“, so Patrick Stöbener. Entsprechend ist eine künftige Fortschreibung der Konzeption im Vier-Jahres-Rhythmus und der grobe Blick darauf alle zwei Jahre gefordert. Stöbener: „Wenn etwa in Landau eine Gartenschau vorbereitet wird, bei der ein neues Stadtviertel entsteht. Oder wenn, wie in Bobenheim-Roxheim, ein neues Pflegeheim gebaut wird – dann wird sich das auf die Pastoral auswirken.“ (hm)
Die Arbeitshilfe „Wir erstellen ein pastorales Konzept“ wurde an alle Seelsorger und Seelsorgerinnen sowie die Pfarrgemeinderäte im Bistum verschickt.
Sie kann beim
Seelsorgeamt in Speyer
Telefon 06232/ 102314
oder per E-Mail an pfarreilebensraeume@bistum-speyer.de
angefordert werden.
Zum Download steht sie auf www.bistum-speyer.de
im Bereich „Gemeindepastoral 2015“ bereit.
Termine zum Vormerken:
An zwei Räte-Abenden – Mittwoch, 1. Oktober, in Bad Dürkheim, sowie Donnerstag, 13. November, in Kaiserslautern – informiert das Bischöfliche Ordinariat von 19 bis 22 Uhr Vertreter aus Pfarreiengemeinschaften, die jetzt mit der Pastoralkonzeption beginnen wollen. Entsprechende Einladungen werden verschickt.