Mittwoch, 21. Juli 2021
Große Solidarität nach der Flut
Der Ruf nach mehr Klimaschutz wird zunehmend lauter
Nach dem verheerenden Hochwasser in Teilen Deutschlands bleibt die Solidarität mit den Betroffenen groß. Zugleich werden Rufe nach mehr Anstrengungen für den Klimaschutz lauter.
Er habe schon viele Bilder von Katastrophen gesehen, sagte der katholische Weltkirche-Bischof Ludwig Schick am 20. Juli. "Aber diese Eindrücke quasi vor unserer Haustür machen einfach nur sprachlos." Sein Erzbistum Bamberg stellte 50 000 Euro Soforthilfe bereit. Schick mahnte zudem, dem Klimaschutz "Priorität in allem politischen und gesellschaftlichen Handeln" einzuräumen. Wetterextreme drohten zuzunehmen und "die nächsten Generationen in ihrer Existenz" zu bedrohen.
Dies bestätigte der Klimaforscher Mojib Latif. Bislang habe es in Deutschland zudem vor allem materielle Schäden gegeben, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Jetzt sterben viele Menschen", so Latif. "Wenn wir noch die anderen Extreme betrachten, wie zum Beispiel die Hitzewellen mit Rekordtemperaturen, verlassen wir als Menschheit gerade den Wohlfühlbereich." Die Politik sei gefordert, diese Entwicklung ernstzunehmen und gegenzusteuern.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze forderte mehr finanzielle Mittel zur Vorbeugung von Extremwettereignissen durch den Klimawandel. "Die aktuellen Ereignisse in so vielen Orten Deutschlands zeigen, mit welcher Wucht die Folgen des Klimawandels uns alle treffen können", sagte die SPD-Politikerin der "Augsburger Allgemeinen". Schulze bekräftigte ihre Forderung nach einer schnellen Grundgesetzänderung: "Klimaanpassung muss zur staatlichen Daueraufgabe werden."
Die Bundesregierung will ein Hilfsprogramm für die Flutopfer auf den Weg bringen. Am 26. Juli soll voraussichtlich eine Sondersitzung des Innenausschusses im Bundestag stattfinden. Laut mehrerer Medien soll es dabei um die aktuelle Lage in den Hochwassergebieten gehen sowie um die Abläufe der Warn- und Alarmierungsverfahren. Der Bund werde "alles tun, um alle Betroffenen schnell und möglichst unbürokratisch zu unterstützen", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) der "Rheinischen Post". Und weiter: "Klimaschutz bleibt das Gebot der Stunde."
Derweil sieht der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, die Spendenbereitschaft "im obersten Bereich". Die Hilfe geschehe auf unterschiedlichste Weise, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): bei der Unterbringung und Versorgung Betroffener, mit Hilfsgeräten, einmaligen geringen Geldzuwendungen oder mit psychosozialer Arbeit.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel besuchten betroffene Gebiete. Viele Menschen sähen ihr Lebenswerk zerstört, sagte Woelki dem bistumseigenen Online-Portal domradio.de. Es gebe jedoch auch große Hilfsbereitschaft: "Was Mut macht ist, dass eine neue Form der Menschlichkeit - der Mitmenschlichkeit - feststellbar ist."
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx dankte allen Seelsorgern und Helfern. Seine Erzdiözese unterstützt die Betroffenen mit insgesamt 300 000 Euro; das Erzbistum Köln hatte bereits 100 000 Euro zur Verfügung gestellt. Das Bistum Münster gab 250 000 Euro Soforthilfe. Auch die ostdeutschen Bistümer Magdeburg und Dresden-Meißen riefen zu Spenden und Gebeten auf. (kna)