Freitag, 06. August 2021
Auf neuen Wegen in die Zukunft

Generalvikar Andreas Sturm (zweiter von links) und Geschäftsführer Christian Federlein (sitzend) unterschrieben im Bischöflichen Ordinariat in Speyer den jüngsten Vertrag. Bei der Unterzeichnung anwesend waren Trägervereins-Vorsitzender Professor Dr. Erich Schlick (rechts), Ordinariatsdirektorin Dr. Irina Kreusch und der Leiter des Bischöflichen Rechtsamtes, Marcus Wüstefeld. (Foto: Landry)
Gemeinnütziger Verein übernimmt Trägerschaft der Bildungs- und Freizeitstätte Heilsbach
Bei der Heilsbach gibt es weitreichende Veränderungen. Seit dem 1. August liegt die Trägerschaft der Bildungs- und Freizeitstätte in der Südwestpfalz nicht länger in den Händen einer kirchlichen Stiftung öffentlichen Rechts und damit beim Bistum Speyer, sondern bei einem neu gegründeten gemeinnützigen Verein „Die Heilsbach“. Dieser wird die Einrichtung in Form der gemeinnützigen GmbH (gGmbH) „Die Heilsbach“ weiterführen. Damit gehen das Stiftungskapital und das gesamte Areal in die gGmbH über.
Dem Trägerverein als einzigen Anteilseigner der gemeinnützigen GmbH gehören im Wesentlichen die bisherigen Stiftungsratsmitglieder an. Vorsitzender ist Professor Dr. Erich Schlick aus Otterstadt und sein Stellvertreter der Bad Dürkheimer Steuerberater Christian Wolf. Zu den weiteren Mitgliedern gehören der Pirmasenser Dekan Johannes Pioth und der Schönauer Ortsbürgermeister Rudolf von Venrooy. Neu hinzugekommen sind die Landrätin des Landkreises Südwestpfalz, Dr. Susanne Ganster, die von 2006 bis 2011 die Heilsbach leitete, Pfarrer i.R. Norbert Kaiser aus Hettenleidelheim und Geschäftsführer Christian Federlein.
Federlein leitet die Geschicke der Einrichtung seit Oktober 2019. Dass er sowohl dem Trägerverein als Aufsichtsgremium angehört und gleichzeitig an der Spitze der gGmbH steht, sieht er nicht als problematisch an. Dafür habe eine Bestimmung gesorgt, die ihm im Trägerverein bei Personalangelegenheiten bezüglich der Geschäftsführung kein Stimmrecht einräumt.
Am 3. August wurde der letzte von insgesamt drei Verträgen zwischen dem Bistum Speyer und der Heilsbach unterschrieben, die die Voraussetzungen für den Übergang der Bildungs- und Freizeitstätte in eine neue rechtliche Struktur schaffen. Die jüngste Vereinbarung schreibt die Übertragung des Geschäftsbetriebs der Heilsbach und eine letztmalige finanzielle Unterstützung in Höhe von einer Million Euro von Seiten der Diözese fest. Bislang flossen aus dem Fördertopf des Bistums jährlich 200 000 Euro an die Heilsbach. Mit der Abschlagszahlung werden bereits zugesagte Subventionen bis zum Jahr 2025 geleistet.
„Das Geld ist vor allem für den dringend benötigten Brandschutz bestimmt sowie teilweise für die Modernisierung von Zimmern“, betont Geschäftsführer Federlein. Die Summe werde jedoch nicht ausreichen. Deshalb sei vorgesehen, für die Feuerschutzmaßnahmen, die bei deutlich mehr als einer Millionen Euro liegen, zusätzlich einen Kredit aufzunehmen. „Möglich macht dies nun die gGmbH. Denn bei einer Stiftung wird von den Banken das Stiftungskapital als Sicherheit nicht anerkannt, weil es gebunden ist“, nennt Federlein ein Vorteil der neuen Rechtsform. Ein weiterer seien schnellere Entscheidungsprozesse und flexiblerere Handlungsmöglichkeiten. „Die kirchlichen Strukturen sind einfach zu eng, um ein Haus wirtschaftlich zu führen“, bringt es der Geschäftsführer auf den Punkt. „Zudem möchten wir nicht von Zuschüssen leben, sondern auf eigenen Füßen stehen.“
Federlein geht davon aus, „dass wir eventuell noch ein bis zwei Jahre hätten durchhalten können. Aber dann wäre von unserem Stiftungskapital nicht mehr viel übrig gewesen“. Die Hauptgründe für diese Entwicklung sieht er vor allem in der starren Kostenstruktur. Nähere Angaben diesbezüglich wollte er nicht machen, da „wir uns nun in der freien Marktwirtschaft befinden“. Jedenfalls seien Neueinstellungen jetzt deutlich einfacher. Corona habe die wirtschaftlichen Probleme beschleunigt. Die Pandemie zwang die Heilsbach dazu, von November 2020 bis Mitte Juni 2021 zu schließen. Sollte der Virus erneut die Einrichtung lahm legen, „dann werden wir auch eine Lösung finden. Denn wir sind Überlebenskünstler“, gibt sich der Geschäftsführer kämpferisch.
Die bisherigen Mitarbeiter müssen sich um ihre berufliche Zukunft erst einmal keine Sorgen machen. Sie erhielten einen Übernahmevertrag und die Zusicherung, dass ihre kirchliche Altersversorgung bestehen bleibt. Zusätzliches Personal wird bereits aquiriert, da die Heilsbach ihr Angebot erweitern möchte.
„Wir werden im Veranstaltungsbereich stärker werden müssen“, ist der Leiter der Einrichtung überzeugt. Dabei gehe es darum, Bewährtes fortzuführen und Neues aufzunehmen. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit lokalen und überregionalen Gruppen, Schulen und anderen Organisationen verstärkt werden. Ebenso ist eine Fortführung der Zusammenarbeit mit dem Bistum in Form von pastoralen Angeboten vorgesehen. Geplant seien zudem die Gründung eines Fördervereins und die Neuaufstellung der Homepage. Seit Februar 2021 wird „Die Heilsbach“ auch als eingetragene Marke geführt. „Wir verstehen uns als Hotel mit eigenem Hausprogramm und Sportangeboten.“ Trotz der Veränderungen ist für den Geschäftsführer klar: „Wir bleiben ein christliches Haus“. Das spiegele sich auch in den beiden Satzungen des Trägervereins und der gGmbH wider.
Zudem werde die Einrichtung mit ihren 57 Zimmern und 140 Betten in christlichem Geist weitergeführt. Dies sei sicherlich auch im Interesse der Diözese.
Diese dürfte sich zunächst einmal über weniger finanzielle Ausgaben freuen. Denn das Bistum muss sparen. Generalvikar Andreas Sturm hatte Ende Januar der Diözesanversammlung eine Liste mit Einsparungsvorschlägen vorgestellt, wovon einer die Heilsbach betraf. Konkret wurde in Erwägung gezogen, die Subventionszusagen bis 2025 vorzeitig zu beenden, falls bestimmte wirtschaftliche Voraussetzungen nicht mehr erfüllt sind.
Mit der neuen rechtlichen Struktur wurde laut Ordinariatsdirektorin Dr. Irina Kreusch, Leiterin der Hauptabteilung Schulen, Hochschulen und Bildung des Bischöflichen Ordinariats Speyer, für die Heilsbach eine „tragfähige Zukunftsperspektive“ gefunden. (pede)