Mittwoch, 01. September 2021
Kolmerbergkapelle renoviert

Die Wallfahrtskapelle auf dem Kolmerberg bei Dörrenbach wird am Sonntag, 5. September, nach umfassender Renovierung wieder eröffnet. (Foto: Dieter Wieg/Frei)
Freude über die Wiedereröffnung der Dörrenbacher Wallfahrtsstätte nach mehrjähriger Zwangspause
Südwestlich von Bad Bergzabern über dem Dorf Dörrenbach erhebt sich auf dem Kohlbrunnerberg – im Volksmund Kolmerberg genannt – die Kapelle Maria Hilf. Seit 2017 war die Kapelle wegen Einsturzgefahr gesperrt. Seit 2019 wurde das Kleinod intensiv stabilisiert und renoviert. Nun sind die letzten Bauarbeiten abgeschlossen, die Wallfahrtskapelle erstrahlt in neuem Glanz.
Baubeginn war im Frühjahr 2019 mit dem Stellen des Gerüstes, die Fertigstellung war ursprünglich für Herbst 2020 geplant. Aufgrund der Einschränkungen durch Corona und die allgemein sehr angespannte Lage im Baugewerk musste die Bauzeit um ein Jahr verlängert werden.
„Die Renovierung war erforderlich, da nach einer statischen Untersuchung die Holzbalkendecke über der Kapelle nicht mehr tragfähig war und diese deshalb wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste“, erklärt der mit der Maßnahme betraute Architekt Rolf Estelmann aus Bad Bergzabern. Verschiedene Bauteile waren zerstört und mussten instandgesetzt werden. „Balken und Schwellhölzer der Decke über der Kapelle waren durch Holzschädlinge und Pilze stark zerstört oder teilweise nicht mehr vorhanden. Die Decke über dem Schiff der Kapelle musste komplett entfernt und der gesamte Deckenaufbau neu hergestellt werden“, führt auch Alexandra Ruffing, Gebietsingenieurin des Bischöflichen Bauamtes Speyer, aus.
Der Innenputz der Kapelle war geschädigt, rissig und hohl liegend, daher musste er großteils erneuert werden. Im Zuge der Deckenerneuerung und der Innenputzinstandsetzung erhielt die Kapelle auch eine neue Raumfassung, die Elektroinstallationen und die Beleuchtung wurden erneuert. Eine neue Lautsprecheranlage stiftete der Förderverein Kolmerbergkapelle. Weiterhin wurden defekte Scheiben ersetzt und alle Gläser gereinigt.
Auch im Außenbereich wies der Putz schadhafte Stellen aus und musste im Bereich der Kapelle komplett überarbeitet werden. Abschließend erhielt das Gebäude einen neuen Anstrich. Ein weiteres Augenmerk galt dem Anbau, in der Sakristei sowie in der Küche und der Ölberg-Klause wurden die Bodenbeläge erneuert. Die Sakristei erhielt eine neue Möbilierung. „Die sichtbaren Fachwerkwände an Klause und Steg waren aufgrund von Holzschädlingsbefall teils irreparabel zerstört und mussten erneuert und instandgesetzt werden. Dies zog auch eine Erneuerung der Gefache mit sich. Der sogenannte Steg musste komplett erneuert werden“, so Ruffing. Er verbindet das Hauptgebäude mit dem Ölberggebäude. Über den Rundbögen befindet sich der Schlafsaal für Kleingruppen. Im hinteren Bereich der Kapelle liegen über der Sakristei die Küche und der umgestaltete Sanitärraum. Im Zeichen der Sicherheit standen Blitzschutzarbeiten an Kirche und Turm. „Der Übernachtungsraum im Ölberg-Anbau hatte keinen zweiten Rettungsweg, weshalb an der nördlichen Wand eine Außentreppe angebaut wurde“, sagt Simon Lerch, Verwaltungsratmitglied der Pfarrei Heilige Edith Stein Bad Bergzabern und Vorsitzender des Fördervereins.
„Die genehmigten Gesamtkosten betragen 765 000 Euro“, fasst Architekt Estelmann zusammen „Diesen Kostenrahmen konnten wir einhalten.“ Auf 120 000 Euro belaufen sich die Zuschüsse der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Generaldirektion kulturelles Erbe (GDKE). Einen sechzigprozentigen Zuschuss gewährt das Bistum Speyer, eine Besonderheit, denn Kapellen werden regulär nicht gefördert. Aber die Kolmerbergkapelle mit ihren Kreuzwegstationen um die Kirche werde nicht nur als Wanderziel geschätzt, sondern diene insbesondere als Ort der Liturgiefeier und des gemeinschaftlichen Versammelns, lautet die Begründung. „Die Pfarrei Heilige Edith Stein steuert 100 000 Euro bei, den Rest übernimmt die katholische Kirchenstiftung St. Martinus Dörrenbach als Eigentümer“, ergänzt Lerch.
Die erste urkundliche Erwähnung der Kapelle ist auf das Jahr 1470 datiert. Ziel der Wallfahrten ist bis heute die in der Kapelle aufgestellte Skulptur des „Mutter-Gottes-Gnadenbildes“ aus dem 15. Jahrhundert. „Die Statue ist eine Kopie, das Original ist sicher aufbewahrt, denn dort oben im Wald kann man die Sicherheitslage nicht kontrollieren“, so Pfarrer Bernd Höckelsberger. Er freut sich, dass der uralte Wallfahrtsort in der Pfalz nun in neuem Glanz erscheint und die Kapelle wieder geöffnet wird: „Die Menschen haben das Marienbild immer wieder aufgesucht und es verehrt, um sich von ihm im Glauben bilden und formen zu lassen“. (az)