Mittwoch, 17. November 2021
Auch Jesus hätte diesen Ort geliebt
An der Kapelle auf der Kleinen Kalmit sind die Wunden der Zerstörung beseitigt
Feierlich wieder in Dienst genommen und gesegnet worden ist am 7. November die Kapelle auf der Kleinen Kalmit oberhalb von Ilbesheim (wir berichteten). Den festlichen Gottesdienst mit rund 250 Mitfeiernden leitete Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.
Als vor zwei Jahren in der Nacht auf Allerheiligen die Kapelle auf der Kleinen Kalmit bei Landau-Arzheim verwüstet wurde, war die Entrüstung groß. Nicht nur die Katholiken der Gemeinde St. Georg in Landau-Arzheim, zu der das Gotteshaus gehört, auch Pilger und Wanderer, Spaziergänger und Naturfreunde aus der ganzen Region waren entsetzt vom Anblick des zerstörten Kirchleins und der mutwilligen, unerklärlichen Tat zweier Jugendlicher. Mit einem gestohlenen Radlader sind sie von Landau aus über die Weinberge auf die Kleine Kalmit gebrettert, haben die komplette Prinz-Eugen-Schutzhütte zertrümmert und dann das Vordach der Mater-Dolorosa-Kapelle niedergerissen. Grobe Kerben in der Seitenwand belegten, dass es ihr vergebliches Ansinnen war, das ganze Kapellchen aus den Fugen zu heben.
Binnen kürzester Zeit haben die betroffenen Menschen durch verschiedenen Aktionen Spendengelder in Höhe von 49 856,45 Euro gesammelt – in der Hoffnung, der Schaden möge schnell behoben sein. Aber aus kaum nachvollziehbaren Gründen hat es nun ganze zwei Jahre gedauert, bis das Vordach erneuert und das Kapellchen wieder eingesegnet werden konnte.
Viel Geduld bis zur Sanierung erforderlich
Die in Landau ansässige Architektin Sonja Behrens, die schon früh in die Baumaßnahme involviert wurde, musste über ein Jahr lang auf die schriftliche Auftragserteilung warten. Dann ging es endlich voran, bei dieser „kleinen Maßnahme mit großem Vorlauf“. Bauantrag und Baugenehmigung gingen unproblematisch über die Bühne, die Ausschreibungen wurden trotz äußerst schwieriger Lage im boomenden Bausektor zufriedenstellend beantwortet und das Ergebnis wird die lange Durststrecke bald vergessen lassen. „Das Schönste ist ja immer, wenn man nicht sieht, dass es neu aufgebaut ist,“ meint Sonja Behrens, die diesem Anspruch gerecht wurde.
So ist das Material für die Dacheindeckung tatsächlich noch der alte Moselschiefer, der vielleicht schon beim Bau des Kapellchens anno 1852 verwendet wurde. Was ein Glück ist, denn seit einigen Jahren darf Schiefer in Deutschland nicht mehr abgetragen werden, und Ersatzware kommt günstigstenfalls aus Spanien. Auch die Ausbesserung des Mauerwerks an der Außenwand der Kapelle sei gut geglückt, freut sich Behrens. Vor allem beim Ausbessern der durch die Baggergabel eingedrückten Löcher war nämlich Improvisationstalent gefordert. Der neue Putz musste „optisch modelliert an den vorhandenen angepasst werden“.
Noch vom zerstörten Vordach „gerettet“ wurden die beiden Holzpfeiler, die das Dach abstützen. Sie konnten wieder integriert werden. Die gesamten Baumaßnahmen inklusive Gerüstbau belaufen sich auf etwa 45 000 Euro und sind mit den zweckgebundenen Spendengeldern abgedeckt. Deshalb können Schadensersatzzahlungen der Täter für Rücklagen der Arzheimer Kirchenstiftung verwendet werden, die dann dem Erhalt der Mater-Dolorosa-Kapelle zugute kommen.
Die Kapelle bewegt viele Menschen
Die Segnung des kleinen Gotteshauses am 7. November bewegte viele Menschen: Rund 250 Menschen waren gekommen. Ob das Wetter hält? Ob der Gottesdienst wirklich oben, im Freien, vor der Kapelle auf der Kleinen Kalmit stattfindet? Ob der Bischof wirklich die Prozession begleitet? Dann aber lösten sich alle Bedenken in Luft auf. Denn die Prozession fand wie geplant statt und die Menschenschar zog hinauf zur Kapelle, die auch den armen Seelen geweiht ist. Auch der Bischof war unter der Pilgerschar, unter die sich auch viele Vertreter der Politik, darunter Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch und SÜW-Landrat Dietmar Seefeldt mischten. Pfarrer Karsten Geeck verwies in seiner Begrüßung auf die große Bedeutung der Kapelle für die Menschen der Region und er betonte, es sei nun „echte Versöhnung und auch ein Stück Heilung durch Begegnung geschehen“.
Voll des Lobes über die Anhöhe mit der Kapelle war auch Bischof Wiesemann in seiner frei gehaltenen Predigt. Der Bischof bekannte, selbst ein Fan der Kapelle zu sein und regelmäßig hier zu Besuch zu kommen. „Auch Jesus liebte besondere Orte, er zog sich immer wieder zurück“ überlegte Wiesemann und schlug einen weiten Bogen zum Berg der Seligpreisungen am Nordrand des Sees Genezareth. Bei diesem bildlichen Vergleich sei ihm bei seinem letzten Abstecher auf die Kleine Kalmit klargeworden: „Wäre Jesus in der Pfalz geboren, hätte er die Seligpreisungen von hier aus verkündet.“ Auch die Feststellung, dass hier, an diesem Ort, „Mutwilligkeit und Zerstörung durch etwas Gutes überwunden wurden“, traf den Nerv der versammelten Gläubigen.(Brigitte Schmalenberg)