Donnerstag, 13. Januar 2022
Digitale Erfolgsgeschichte

In der Schaltzentrale laufen die Fäden zusammen – von hier aus gibt Benedikt Eimer Anweisungen an seine Mitstreiter. (Foto: Eimer/Privat)
Ein junges, engagiertes Team streamt Gottesdienste nicht nur in Frankenthal
Eine überaus engagierte Gruppe junger Leute aus der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit Frankenthal hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sonntag für Sonntag mit hohem technischem Aufwand eine Eucharistiefeier aus der St.- Thomas-Morus-Kirche live zu streamen und im Internet zugänglich zu machen. An Silvester durfte das Team mit der Übertragung des hundertsten Gottesdienstes ein besonderes Jubiläum feiern.
Für Pfarrer Stefan Mühl war dies ein Anlass, die Streaming- Experten, die normalerweise im Verborgenen agieren, vor die Kamera zu holen und sich im Namen der Pfarrei für den unermüdlichen Einsatz zu bedanken. Er hob hervor, dass sich die Arbeit des Teams nicht nur auf die eine Stunde des Gottesdienstes beschränke, sondern viel Zeit in die Vor- und Nachbereitung investiert werden müsse. Von den vielen Zuschauern werde die hohe Professionalität der Übertragungen gelobt.
Seit seinem Start 2020 ist das Projekt stark gefragt
Der Einsatz der Truppe erschöpft sich nicht nur im Streamen der Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, auch von besonderen Anlässen – Fronleichnam im Bürgerpark Mörsch, Blasiussegen, Weltgebetstag, Jahresabschluss – werden bewegte Bilder in den Youtube-Kanal der Pfarrei gestellt. Hinzu kommen vorproduzierte Filme wie die Vorstellung der Kreuzwege in den Kirchen, das Weihnachtsliedersingen und die Sternsingeraktion.
Die ersten Erfahrungen mit live gestreamten Bild- und Tonaufnahmen von Gottesdiensten sammelte Benedikt Eimer, der als Kopf und Motor des Teams gilt, zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 in Otterstadt bei Pfarrer Dominik Geiger, der früher Kaplan in Frankenthal war. Der Erfolg des Projektes drang rasch bis zu Pfarrer Mühl vor. „Er äußerte den Wunsch, etwas Ähnliches auch in seiner Pfarrei auf die Beine zu stellen“, erinnert sich der vielseitig begabte Student der Zahnmedizin, der auch eine musikalische Ader hat. Am Ostermontag war dann in der St. Dreifaltigkeitskirche in Frankenthal Premiere. Der Gottesdienst verzeichnete etwa 1 000 Aufrufe auf dem Youtube-Kanal.
Technisches Know-how und persönlicher Einsatz
Wegen des besseren Internetempfangs entschied man sich in der Folge für die Thomas-Morus-Kirche in Flomersheim. Der sonntägliche Gottesdienstbeginn kam dem Frühaufsteher Eimer sehr entgegen. „Und die anderen mussten sich danach richten.“ Das hochwertige technische Equipment hat der 23-Jährige privat angeschafft und immer wieder perfektioniert. Inzwischen rücken 15 Kameras das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven ins Bild. Teilweise werden sie per Hand bedient, teils funktionieren sie automatisch und können mittels eines Wagens auf Schienen bewegt werden. Im Altarraum ist ein Kamerakran im Einsatz.
Die Kirchen-Empore fungiert als Schaltzentrale
Zelebrant, Lektor und Kantor werden in Großaufnahme eingefangen. Auf einen Schwenk ins Kirchenschiff wird aus Datenschutzgründen verzichtet. Dafür zeigen die Kameras immer wieder die künstlerischen Betonreliefs und bunten Glasfenster von Professor Emil Wachter.
Auf der Empore hat Benedikt Eimer die Schaltzentrale mit mehreren Monitoren und dem Videomischer aufgebaut. Dort führt er hochkonzentriert Regie und gibt seine Anweisungen über ein Funkgerät weiter. Anfangs wurde er lediglich von Moritz Bömicke (25), der Medien- und Kommunikationswissenschaft studiert und beim ZDF in Mainz als Produktionsassistent arbeitet, sowie von der Jurastudentin Klara Busch (23) unterstützt. Inzwischen verstärken Isabel Kraus, Christina Preis, Finn Kellermann, Tim Reinhard und Magnus Urban das Team.
Was sind die Beweggründe für dieses beispielhafte ehrenamtliche Engagement? „Wir wollen unsere Talente in der Kirche einsetzen und den Gläubigen die Möglichkeit geben, an den Gottesdiensten teilzunehmen“, erklärte Benedikt Eimer. Es gebe zwar viele Angebote im Internet, allerdings aus einer fremden Umgebung und ohne die vertrauten Gesichter der Pfarrei. Für die Menschen, die keinen Zugang zu den digitalen Medien hätten, seien die Gottesdienste an den Adventssonntagen zeitversetzt in die Kirche St. Paul übertragen und mit einer Kommunionfeier verbunden worden.
Auch außerhalb Frankenthals sind die Dienste des Streaming-Teams gefragt. Ein eigener Instagram-Account wurde inzwischen unter www.instagram.com/streamingfrankenthal/ eingerichtet. Die Mannschaft um Benedikt Eimer war an Weihnachten in der protestantischen Kirche in Bobenheim-Roxheim aktiv. Sogar im Wormser Dom und bei einer Priesterweihe in Köln durfte sie bereits Gottesdienste aufnehmen und ins Netz stellen.
Fortsetzung der digitalen Erfolgsgeschichte
Auch wenn Corona irgendwann vorbei sein sollte und wieder mehr Besucher in die Kirchen dürfen, schalten die „Streamer“ ihre Kameras nicht aus. „Wir sind ein eingespieltes Team und machen auf jeden Fall weiter“, ist sich Benedikt Eimer sicher. Schließlich hätten alle Beteiligten nach fast zwei Jahren Dauereinsatz noch immer großen Spaß. Und geeignete Anlässe für eine Fortsetzung der digitalen Erfolgsgeschichte gibt es bestimmt. (loi)