Mittwoch, 09. März 2022
Facetten der Frauenarbeit

Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung der Frauenarbeit von der Industrialisierung bis zur Gegenwart. (Foto: Möbus)
KDFB zeigt informative Ausstellung in der Marienkirche Neustadt
Die Entwicklung der Erwerbstätigkeit von Frauen vom 19. Jahrhundert bis heute zeigt die Ausstellung „Frauenarbeit hat viele Gesichter“ in der Marienkirche in Neustadt noch bis Samstag, 19. März. Bei der Eröffnung am Samstag stellte Margret Faß-Kunath, eine der beiden Macherinnen, die Ausstellung mit ihren verschiedenen Stationen vor. Veranstalter ist der Diözesanverband Speyer des Deutschen Katholischen Frauenbundes mit Sitz in Neustadt.
Frauenarbeit hat viele Gesichter – unter diesem Titel spannt die Ausstellung einen facettenreichen Bogen, ausgehend von der Heimarbeiterin und Fabrikarbeiterin während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis hin zur Ingenieurin in der Raumfahrt, der Erzieherin und der ehrenamtlichen Mitarbeiterin in einer Bücherei in der heutigen Zeit. Auf 13 Roll-ups ist die geschichtliche Entwicklung weiblicher Erwerbstätigkeit, aber auch der ehrenamtlichen Arbeit prägnant und gleichzeitig anschaulich nachgezeichnet.
Entstanden ist die Ausstellung, als die Stadt Trier 2018 anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx das Lebenswerk des Philosophen und Sozialkritikers mit einer Reihe von Veranstaltungen würdigte. „Das Thema Frauenarbeit fand wenig Beachtung“, war seinerzeit Margaret Faß-Kunath, Mitglied im KDFB-Diözesanverband Trier, aufgefallen, die mit im Vorbereitungsteam war. So war es ihr und Stefanie Peters ein Anliegen, Frauenarbeit historisch zu beleuchten.
Aufgrund der geringen Löhne für die Arbeiter während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert mussten Frauen verstärkt in die Erwerbsarbeit einsteigen – gezwungenermaßen – denn die Familien konnten allein vom Einkommen der Männer nicht leben, führte Margaret Faß-Kunath aus.
Für Frauen des Bürgertums im 19. Jahrhundert sah das Leben jedoch anders aus, das für sie die Organisation des Haushaltes, Handarbeiten und beschauliche Lektüren vorsah, was nicht allen ausreichte, wie Margaret Faß-Kunath betonte. Frauen wie Louise Otto Peters als Mitbegründerin der bürgerlichen Frauenbewegung, Lina Morgenstern als Gründerin zahlreicher sozialer Einrichtungen oder Helene Lange mit ihrem Engagement für gleiche Bildungs- und Berufschancen gingen in die Geschichte ein.
Diese erste Frauenbewegung zeigte, wie langwierig der Weg für die Frauen zur Bildung war. Erst 1900 wurden Frauen in Deutschland zum Studium zugelassen. Ebenso mühsam gestaltete sich der Weg der Frauen in die Politik. Immerhin erhielten sie 1919 das aktive und passive Wahlrecht. Eine zweite Frauenbewegung entwickelte sich in den 1960er Jahren, als die Studentenrevolte der sogenannten 68er von sich reden machte.
Nachdem in den 1920er Jahren die Erwerbstätigkeit der Frauen zunahm, verfolgten die Nationalsozialisten andere Ziele und beschränkten Frauen auf Haushalt und Kinder. Wie sie in der Nachkriegszeit beim Wiederaufbau halfen, durch Hamsterfahrten und Tauschhandel ihre Familien mit dem Notwenigsten versorgten, zeigt die Ausstellung anschaulich mit Zeitdokumenten. Als Meilenstein erwies sich die Verankerung der Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Grundgesetz, für das Frauen 1948/49 im Parlamentarischen Rat kämpften. Die Umsetzung des Gleichheitsgrundsatzes brauchte mehrere Jahrzehnte, wie eine Schautafel mit historischen Daten zeigte. So wurde 1961 mit Elisabeth Schwarzhaupt erstmals eine Frau Bundesministerin, während 2005 Dr. Angela Merkel als erste Bundeskanzlerin gewählt wurde.
Wie viel erreicht wurde und vor allem wem dies zu verdanken ist, zeigt die Ausstellung eindrücklich. Gleichzeitig jedoch legt die Ausstellung aber auch den Finger auf einen wunden Punkt, denn die Forderung „Gleiche Arbeit – gleiche Chancen – gleicher Lohn“ sei noch lange nicht erfüllt, merkte auch Monika Keggenhof, Vorsitzende des KDFB-Diözesanverbandes, an, der die gelungene Ausstellung sehr gut gefiel. Wie auch Besucherin Ulrike Groß, die komprimierte und grafische Aufbereitung lobte und vor allem anmerkte, dass sie einiges daraus lernen konnte, denn: „Viele Aspekte waren mir unbekannt.“ (Mechthild Möbus)