Mittwoch, 16. März 2022
Katharina und ihre Schwestern

on Beatrice Andrea Mehlem auf Papier eingefangen: die Reformpädagogin Maria Montessori (links) und die Erfinderin Ann Makosinski. (Foto: Kraus)
Ausstellung zeigt Frauen, die in ihrem Leben viel bewegt und bewirkt haben
Was hat Katharina von Bora mit der US-Richterin Ruth Bader Ginsburg oder Yoko Ono gemeinsam? Auf den ersten Blick scheinbar nicht viel, abgesehen davon, dass es Frauen sind. Ab was für Frauen! Es ist kein Zufall, dass die Ausstellung „Katharina und ihre Schwestern“ mit Frauenportraits der Mannheimer Grafik-Designerin Beatrice Andrea Mehlem in der Melanchtonkirche in Ludwigshafen am Weltfrauentag eröffnet wurde.
„In dieser Ausstellung finden Sie Frauen, die unter schwierigeren Bedingungen als wir hier ihren ganz eigenen Weg gegangen sind – gegen festgelegte Rollenvorstellungen und Traditionen. Trotz Vorurteile und Anfeindungen“, erklärte Annette Heinemeyer, Referentin für Gleichstellung der Evangelischen Kirche der Pfalz bei der Vernissage.
Zusammen mit Bärbel Bähr-Kruljac, Kuratorin der Ausstellung, begebe ich mich auf eine spannende Entdeckungsreise zu Frauen, die etwas ganz besonders geleistet hatten. Schon stehe ich Katharina von Bora gegenüber. Selbstbewusst, fast ein bisschen herausfordernd blickt sie an mir vorbei in den Raum. „Ich hatte mir gewünscht, dass Katharina von Bora mit dabei ist. Sie passt gut zur Kirche und dem Lutherplatz“, sagt Bähr Kruljac.
19 weitere Frauenportraits folgen. Einige kenne ich: Da ist Indira Gandhi, die Verhaltensforscherin Jane Goodall und Josephine Baker. Aber wer bitte ist Margaret Hamilton? Ich erfahre, dass die Informatikerin und Mathematikerin als Software-Ingenieurin am Flug zum Mond beteiligt war. Ich lerne eine junge Erfinderin kennen und begegne einer jungen Aktivistin für Frauenrechte in Niger. Ich frage mich, woher die Künstlerin diese Frauen alle kennt?
„Aus dem Buch ‚Good Night Stories for Rebel Girls: 100 außergewöhnliche Frauen‘ “, verrät Mehlem. Dieses Kinderbuch hat einen Stein bei ihr ins Rollen gebracht. In einer von Männern dominierten Welt bleiben interessante Frauen oft unsichtbar, hat sie beobachtet. „Man meint, sie haben keine Brücken gebaut, keine Kathedralen errichtet, keine bahnbrechenden Erfindungen gemacht, aber das stimmt gar nicht“, so Mehlem. Sie möchte diese Frauen sichtbar machen und fing an, sie zu porträtieren. Eine bunte Mischung, aus Frauen unterschiedlichen Alters, Berufes, unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft. Alle Porträts hat sie mit Rohrfeder und Tusche gezeichnet. Dennoch sind die Bilder so verschieden wie die Frauen selbst.
Auch im nächsten Teil der Ausstellung sind Frauenportraits zu sehen. Hier hat Mehlem neun Rollenbilder von Frauen festgehalten, die hintergründig humorvoll Klischees aufzeigen.
Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm:
In der Reihe „Art Aperitivo – Kunst im Gespräch“ geht es am 21. März, 18 Uhr, um „Kein Wasser, Kein Leben. Kein Blau, kein Grün“ über die Ozeanografin und Umweltaktivistin Sylvia Earle und am 4. April, 18 Uhr, um die „fast vergessenen Künstlerinnen“ Mary Beale, Mary Cassatt und Paula Modersohn-Becker. Am 28. März von 18. bis 18.30 Uhr findet ein Workshop über kreatives Schreiben, inspiriert durch die Frauenportraits statt. In der Predigtreihe „Machtvolle Frauen in der Kirche“ ist am 20. März Dorothee Sölle Thema und am 27. März Maria Jepsen, 9.30 Uhr in der Melanchtonkirche und 11 Uhr in der Apostelkirche. Mit einem Talk auf dem Lutherpatz am 28. April um 19 Uhr, bei dem Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und Dekanin Barabara Kohlstruck aus dem Nähkäschen plaudern, endet auch die Ausstellung. (Christine Kraus)
Die Ausstellung ist in der Melanchtonkirche, Maxstraße 38 in Ludwigshafen, zu sehen. Sie ist freitags von 17 bis 19 Uhr und am Wochenende von 15 bis 17 Uhr geöffnet (außer 15. und 18. April). Kontakt: Bärbel Bähr-Kruljac, Telefon 0157 34500927, baerbel.baehr-kruljac@evkirchepfalz.de