Mittwoch, 23. März 2022
Die Welt braucht Wandel

Die Erderhitzung macht Extremwetterereignisse häufiger und heftiger. Das Foto zeigt Überschwemmungen auf den Philippinen als Folge des Taifuns Rai. (Foto: imago/Xinhua)
Warum die Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor gerade auch in Zeiten des Krieges wichtig ist
„Es geht! Gerecht.“ – unter diesem Motto wollte Misereor in seiner Fastenaktion auf die Folgen der Klimakrise in Bangladesch und auf den Philippinen hinweisen. Nun bestimmt Putins Krieg alle Schlagzeilen.
Pirmin Spiegel und seine Mitstreiter bei Misereor hatten mit der Fastenaktion viel vor. Sie wollten mutmachende Geschichten erzählen, aus Bangladesch und von den Philippinen, aber auch aus Deutschland: Geschichten von einer Bürgerinitiative für eine klimafreundlichere Stadt oder vom Anbau von Bio-Gemüse auf begrünten Dächern. Sie wollten zeigen, wie wichtig es ist, dass die Welt sich verändert, um die Erderhitzung zu stoppen. Und sie wollten verdeutlichen, dass diese Veränderung Freude machen kann. „Es geht uns in der Fastenaktion nicht um Verzicht um des Verzichts willen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks. Er wollte für einen Wandel werben, der Lebensqualität nicht vermindert, sondern fördert und auf Dauer ermöglicht.
Jetzt aber dominiert der massenmörderische Angriffskrieg des russischen Diktators Wladimir Putin auf die Ukraine alle Schlagzeilen – und die Fastenaktion hat es schwer, mit ihrem Anliegen durchzudringen. Dabei hat sie jede Aufmerksamkeit verdient. Schließlich zeigen Putins unfassbare Verbrechen, wie wichtig es ist, für Gerechtigkeit zu kämpfen, für die Armen, die Schwachen, die Leidenden. Und sie zeigen, wie die großen Krisen miteinander zusammenhängen.
Klimakrise bedrängt Millionen Menschen
„Wir merken aktuell hautnah, wie fragil unsere vermeintlich sichere Versorgung mit fossilen Rohstoffen ist“, sagt Spiegel. „Das könnte und sollte uns dazu bringen, den Ausbau erneuerbarer Energien umso kraftvoller voranzutreiben. Dies würde uns nicht nur resilienter gegen globale Krisen machen, sondern uns auch dem Ziel, die Erderhitzung nicht über 1,5 Grad Celsius ansteigen zu lassen, näher bringen.“
Die diesjährige Fastenaktion wolle das Bewusstsein für einen grundlegenden Wandel unseres Lebens und Wirtschaftens vertiefen, betont der Misereor-Chef: „Die Klimakrise verschwindet aus den Schlagzeilen, aber ihre Folgen bedrängen Millionen Menschen: heute!“ Weltweit werden Extremwetterereignisse wegen der Erderhitzung häufiger und heftiger, in Bangladesch und auf den Philippinen vor allem Flutkatastrophen und Stürme. In Bangladesch fliehen wegen der Auswirkungen der Klimakrise mehr als tausend Menschen täglich in die Hauptstadt Dhaka. Sie müssen ihre Heimat verlassen, weil durch den Anstieg des Meeresspiegels Siedlungsgebiete überschwemmt, Böden versalzen werden und Landwirtschaft unmöglich gemacht wird.
„Der Krieg in der Ukraine kommt zu all diesen Krisen dazu: Horror, Schmerz, offene Wunden, Notlagen in vielen Regionen der Erde“, sagt Spiegel. Weil die Ukraine und Russland sehr bedeutende Produzenten für Weizen, Mais und Sonnenblumen sind, drohen nun Versorgungsengpässe und ein weiterer, deutlicher Anstieg von Nahrungsmittel- und Energiepreisen, so der Misereor-Chef – „und dies in einer Situation, in der viele Länder durch die Folgen der Pandemie und den fortschreitenden Klimawandel ohnehin geschwächt sind“.
Die Fastenaktion will die Not lindern und den Wandel zum Besseren unterstützen. Hinter ihrem Motto, sagt Pirmin Spiegel, „steht unsere feste Überzeugung, dass eine andere, gerechtere Welt, in der alle Menschen in Würde leben können, möglich ist“. (Andreas Lesch)