Mittwoch, 23. März 2022
Hoffnung auf Marienweihe

Die beiden im Krieg verfeindeten Staaten sollen dem Herzen Mariens besonders gewidmet werden. Bild: gabriffaldi/AdobeStock.com
Am 25. März soll die Ukraine und Russland in besonderer Weise der Gottesmutter Maria ans Herz gelegt werden.
Die katholischen Bischöfe Russlands und der Ukraine haben Papst Franziskus für einen bevorstehenden besonderen liturgischen Akt für beide Länder gedankt. Die Russische Bischofskonferenz teilte auf ihrer Internetseite mit, mit Freude und Dankbarkeit hätten ihre Mitglieder aufgenommen, dass Franziskus am Freitag, 25. März, im Petersdom Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen werde.
Der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk erklärte, auf diesen geistlichen Akt habe das ukrainische Volk lange gewartet. Ähnlich äußerte sich die römisch-katholische Bischofskonferenz der Ukraine, die am 17. März ein an neun Tagen verrichtetes Vorbereitungsgebet (Novene) dazu begann.
Der Vatikan hatte am 15. März angekündigt, Franziskus werde im Rahmen einer Bußfeier am Festtag Mariä Verkündigung in Rom Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen. Der Sozialbeauftragte des Papstes, Kurienkardinal Konrad Krajewski, soll demnach am selben Tag im portugiesischen Marien-Wallfahrtsort Fatima ebenfalls diesen Ritus vollziehen. Bei einer solchen Weihe wird Maria gebeten, die Menschen oder ganze Länder unter ihren mütterlichen Schutz zu nehmen, sie vor Gefahren und Versuchungen zum Bösen zu bewahren.
Schewtschuk verwies darauf, dass die Katholiken der Ukraine den Papst bereits 2014 um die Marienweihe gebeten hätten, da man sich davon eine Eindämmung des damals ausgebrochenen Krieges im Osten des Landes erwartet habe. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor drei Wochen hätten Gläubige aus allen Teilen der Welt darum gebeten, eine solche Weihe vorzunehmen. Für die nunmehrige Entscheidung des Papstes gebe es in seiner Kirche große Dankbarkeit. Der Bischof von Saratow im Südwesten Russlands, Clemens Pickel, erklärte: „Der Papst möchte Maria etwas ans Herz legen, nämlich die Bitte um ein schnelles Ende des Blutvergießens. Wir werden mit ihm beten, da wo wir sind.“ Zahlreiche deutsche Bistümer schließen sich der Weihe und dem Anliegen der Weltkirche an (weitere Informationen).
Die Frömmigkeitsform der Marienweihe habe in der Ukraine und Russland eine lange Tradition, hieß es aus der ukrainischen katholischen Kirche. Schon Fürst Jaroslaw der Weise (979-1054) habe das Volk der Rus-Ukraine dem Schutz der Heiligen Jungfrau Maria empfohlen. Mehrmals sei diese Weihe erneuert worden: 1995, 2014 für die ukrainische griechisch-katholische Kirche sowie erneut am 23. Oktober 2016 in Fatima.
Am 31. Oktober 1942 hatte Papst Pius XII. die ganze Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht. Im Nachgang der Weihe von 1942 wurden etliche Länder dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht, darunter 1954 auch Deutschland. 2013 wiederholte Franziskus die Weihe der ganzen Menschheit an das Herz Mariens. Dieses gilt nach katholischer Tradition als unbefleckt, weil Maria schon seit der Zeit im Schoß ihrer Mutter von der Erbsünde unbelastet sei.
Radio Horeb überträgt die Feier aus Rom am 25. März ab 16.55 Uhr live. Domradio überträgt eine Weihefeier aus dem Kölner Dom, ebenfalls am 25. März, 17 bis 18 Uhr.
Papst nach Kiew eingeladen
Unterdessen macht sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj offenbar Hoffnungen auf eine Reise von Papst Franziskus in sein Land. Er habe Franziskus in einem Telefonat am 22. März eingeladen, „unser Land in dieser entscheidenden Zeit zu besuchen“, sagte Selenskyj in einer in der Nacht zum 23. März vom Präsidialamt in Kiew veröffentlichten Videoansprache. Auf Twitter hatte Selenskyj nach dem Gespräch mit Franziskus eine Vermittlerrolle des Vatikan befürwortet. „Eine vermittelnde Rolle des Heiligen Stuhls bei der Beendigung des menschlichen Leids wäre zu begrüßen“, schrieb er. Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte Franziskus persönlich in die umkämpfte ukrainische Hauptstadt eingeladen. In einem Brief vom 8. März schreibt er an das Kirchenoberhaupt, dessen Anwesenheit wäre „entscheidend, um Leben zu retten und den Weg des Friedens (…) zu ebnen“. Ein ranghoher Vertreter des russischen Außenministeriums hatte zuletzt Vermittlungsangebote des Vatikan ebenfalls begrüßt. Die Kontakte mit dem Vatikan würden fortgesetzt, hieß es aus Moskau. (Oliver Hinz/KNA)