Mittwoch, 06. April 2022
Altkanzler blickt auf den Dom

Im Beisein des Künstlers Wolf Spitzer (sitzend) enthüllten seine Ehefrau Jutta Spitzer und Willi Kuhn die Kohl-Büste. Letzterer hatte mit seiner Gattin das Kunstobjekt finanziert. (Foto: Landry)
Gedenkbüste für Helmut Kohl neben der Speyerer Kathedrale eingeweiht
Unter großer Beteiligung sowohl von Prominenz aus Politik, Kirche und Wirtschaft als auch interessierter Bürger – etwa 130 Gäste waren nach Schätzungen gekommen – ist eine Gedenkbüste des verstorbenen Altbundeskanzlers Helmut Kohl am 3. April im Domgarten in Speyer enthüllt worden. Kohl wäre am selben Tag 92 Jahre alt geworden.
Die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer hatte die Büste vom Speyerer Künstler Wolf Spitzer anfertigen lassen.Möglich wurde die Verwirklichung durch eine großzügige Spende des Stiftungsratsmitglieds Willi Kuhn und seiner Gattin Susanne. Ein „Wesensporträt“ sollte entstehen, erläuterte Konstantin Spitzer, der Sohn des Künstlers, die Intention seines Vaters bei der Gestaltung der Büste. So zeige sie Helmut Kohl mit einem verschmitzten Lächeln auf der Höhe seiner Lebenskraft. Kohl habe den Menschen nahe sein wollen. Damit der Betrachter ihm auf Augenhöhe begegne, habe das Denkmal eine Höhe von 1,75 Meter. Auf einem Sockel aus rotem Sandstein, einem Hauptbaumaterial des Doms, platziert in dem von der Pergola umgrenzten Areal des Domgartens neben dem Pavillon, blicke Kohl auf den Dom. Zwei vertikale Bronzebänder über dem Sandstein mit den Inschriften „Kanzler der Einheit“ und „Ehrenbürger Europas“ verdeutlichen die Verdienste des Altkanzlers.
Alfried Wieczorek, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, erinnerte in seiner Ansprache an die Stiftungsgründung, an der Helmut Kohl maßgeblich beteiligt gewesen und die am 2. Juli 1999 vollzogen worden sei. Bis zu seinem Tod 2017 habe Kohl als Vorsitzender an der Spitze des Kuratoriums gestanden. „Der Dom ist nicht nur, wie Helmut Kohl bekannte, von Kindheit an Teil seines Lebens gewesen, sondern auch von immenser symbolischer Bedeutung für die Einheit und den Frieden Europas auf der Grundlage der christlichen Werte.“ So habe er auch als Bundeskanzler jeden Regierungschef auf Staatsbesuch zum Speyerer Dom geführt und ihm dort die Idee eines vereinten Europas erläutert. Auch der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Kurt Beck, der Ministerpräsidentin Malu Dreyer vertrat, betonte die europäische Bedeutung des Doms.
Im Beisein von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kuratoriums, erläuterte Domdekan Dr. Christoph Kohl, dass bis heute der verstorbene Altkanzler bei jeder seiner Domführungen im Geiste anwesend sei – vor allem wenn er bei der Inschrift des Domportals „Ut unum sint“ („Damit sie eins seien“) auf die europäische Bedeutung des Doms hinweise. Auch verdanke der Dom Helmut Kohl die vor zehn Jahren erneuerte Hauptorgel. Denn er habe den Kontakt zur Unternehmerfamilie Quandt, der Spendengeberin für die Anschaffung des Instruments, hergestellt. Und nein, trotz des gleichen Familiennamens und des gleichen Geburtsortes Ludwigshafen sei er mit dem Altkanzler nicht verwandt, fügte der Domdekan augenzwinkernd hinzu. „Aber eines verbindet uns, nämlich unsere Liebe zum Dom und unsere vielfältige Verbundenheit mit ihm.“ (adö)