Dienstag, 12. April 2022
Es ist eine ganz bewusste Entscheidung

Matthäus Riedle mit seinem Taufbegleiter Kaplan Chimaobi Nwabuike (rechts) und Pater Clifford Chikeobi Modum, Pfarrer der Pfarrei Heiliger Lukas, in der Pfarrkirche St. Lukas in Hettenleidelheim. (Foto: Privat)
Matthäus Riedle wird in der Osternacht von Bischof Wiesemann im Speyerer Dom getauft
Das kommende Wochenende ist für Matthäus Riedle ein doppelter Anlass zur Freude. In der Osternacht wird er von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Speyerer Dom getauft. Und nur wenige Stunden später, am Ostersonntag, feiert er seinen 38. Geburtstag.
Matthäus Riedle wurde in Oberschlesien geboren. 1990, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, zog er mit seinen Eltern und seiner Schwester von Polen nach Deutschland. Ludwigshafen wurde zur neuen Heimat. Dort wuchs er auf, ging zur Schule und machte sein Abitur. Während seiner Ausbildung zum Bankkaufmann lernte Matthäus Riedle auf der Berufsschule seine Ehefrau kennen und lieben. Die beiden ziehen nach Speyer, wohnen in unmittelbarer Nähe des Doms.
Die enge Verbindung zur Christenheit spielte für den jungen Mann schon als Kind eine große Rolle. „Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der der Glaube eine große Bedeutung hatte. Meine Eltern haben mich ganz bewusst nicht taufen lassen, weil sie mir die Freiheit geben wollten, mich selbst zu entscheiden“, erzählt er. Im Alter von etwa zwölf Jahren sei ihm schließlich klar geworden, dass er diesen Schritt gehen werde. „Denn ich habe in vielen Situationen meines Lebens Unterstützung von Gott erfahren, so dass er zur wichtigen Kraftquelle in meinem Alltag wurde.“ Alles andere als klar war jedoch, welcher christlichen Religionsgemeinschaft er sich anschließen möchte.
Matthäus Riedle machte sich schließlich auf die Suche. Er studierte Bücher, besuchte verschiedene heilige Messen, führte Gespräche und setzte sich so intensiv mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Konfessionen auseinander. Zu den konkreten Inhalten, mit denen er sich beschäftigte, zählten vor allem die verschiedenen Auslegungen der christlichen Botschaft. Parallel dazu begleitete er seine katholische Ehefrau regelmäßig zu den Gottesdiensten in den Speyerer Dom.
Auch während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre und seiner jetzigen Tätigkeit als verantwortlicher Mitarbeiter für den Aufbau von Notfallkonzepten im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung in einem Mannheimer Handelsunternehmen ließ ihn die Auseinandersetzung mit Glaubensfragen nicht los. „Es war ein sehr langer Prozess“, erinnert sich Matthäus Riedle. „Denn ich wollte meine Entscheidung ganz bewusst treffen.“
Ende vergangenen Jahres fasste er dann den Entschluss, katholisch zu werden. „Meine Frau hat daran einen großen Anteil“, verrät er. „Bei unseren gemeinsamen Gottesdienstbesuchen im Dom hat sie mir die liturgischen Rituale näher gebracht, so dass mir die katholische Kirche im Laufe der Zeit zu einem Haltepunkt geworden ist – vor allem der Dom.“ Deshalb ist es Matthäus Riedle wichtig, dass er in der Osternacht in der Speyerer Kathedrale getauft wird, auch wenn er der Domstadt 2020 nach 15 Jahren den Rücken kehrte und mit seiner Frau nach Carlsberg im Landkreis Bad Dürkheim gezogen ist. „Die besondere Atmosphäre in dieser Kirche bildet den geeigneten Rahmen für meine Taufe“, ist sich Matthäus Riedle sicher. Außerdem sei er nach wie vor mit Speyer verbunden.
„Ich freue mich auf diesen besonderen Moment in der Osternacht, die mich zu einem anerkannten Mitglied macht. Dann gehöre ich der Gemeinschaft der Christenheit an.“ Darauf vorbereitet hat Matthäus Riedle während der vergangenen dreieinhalb Monate sein Taufbegleiter, Kaplan Chimaobi Nwabuike, Seelsorger in seiner Heimatpfarrei Hettenleidelheim, zu der die Gemeinde Carlsberg gehört. „Wir haben uns zwei bis drei Mal pro Woche getroffen, heilige Messen und Andachten besucht und uns ausgetauscht.“ Dabei sei interessant gewesen zu erfahren, wie Kaplan Nwabuike seinen Glauben lebt – auch vor dem Hintergrund seiner afrikanischen Kultur.
Nach seiner Taufe hat sich Matthäus Riedle vorgenommen, seinen Glauben ebenfalls aktiv zu leben, etwa durch die Teilnahme an Pilgerfahrten. „Dass ich das mit meiner Frau tun kann, ist für mich ein Glücksfall.“ (pede)